1:1 beim Club: BVB misslingt Spagat

Von Für SPOX im Grundig Stadion: Jochen Tittmar
Marvin Ducksch (r.) gab sein Startelfdebüt in der Bundesliga, Per Nilsson staubte zum 1:1 ab
© Getty

63 Stunden nach der Niederlage in der Champions League beim SSC Neapel trennte sich Borussia Dortmund am 6. Spieltag der Bundesliga mit 1:1 (0:1) vom 1. FC Nürnberg. Für den BVB sind dies die ersten Punktverluste der Saison.

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Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Grundig Stadion ging der BVB durch einen direkt verwandelten Freistoß von Marcel Schmelzer in Führung (37.). Kurz nach der Pause glich Per Nilsson für Nürnberg aus (50.).

Reaktionen:

Michael Wiesinger (Trainer 1. FC Nürnberg): "Wir haben um jeden Meter gekämpft. Es war wichtig, dass wir als Mannschaft aufgetreten sind, ein Wir-Gefühl zu sehen war, Einer für den anderen da war. Die Mannschaft hat sich auch durch den Rückstand nicht aus der Ruhe bringen lassen, der Ausgleich war verdient. Die letzten 20 Minuten haben wir zu tief verteidigt. Bei der Chance von Alex Esswein habe ich die drei Punkte schon abgehakt. Aber das wäre des Guten wohl zuviel gewesen. Der Punkt war letztendlich verdient, das war wichtig für die Moral. Nun müssen wir dranbleiben. Auf uns wartet eine schwere Aufgabe in Bremen."

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Ein intensives Spiel, viele Zweikämpfe, viele umkämpfte Situationen. Nach der Halbzeit, in der wir noch mal umstellen mussten, hatten wir keine gute Phase. Aber nach dem 1:1 hatten wir richtig große Möglichkeiten. Dann kam Alex (Esswein, d. Red.) und hat für ein gerechtes Unentschieden gesorgt. Wir hätten gerne etwas besser gespielt, aber mit dem Punkt können wir leben. Ich wünsche meinem Kollegen die notwendige Ruhe, dann wird alles gut."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nürnberg mit zwei Änderungen der Anfangsformation: Stark ersetzt den suspendierten Balitsch auf der Sechs, zudem spielt Frantz für Drmic.

Nach der Niederlage in Neapel nimmt der BVB vier Veränderungen der Startelf vor: Für Hummels, Sahin, Mkhitaryan und Lewandowski spielen Sokratis, Durm, Aubameyang und Ducksch. Großkreutz rückt ins defensive Mittelfeld, Durm nach rechts hinten.

7.: Durm steckt für auf rechts klasse auf Reus durch, der an Schäfer vorbeigeht. Sein Schuss aus spitzem Winkel wird von Pogatetz kurz vor der Linie geklärt.

20.: Hasebe flankt von links an den Elferpunkt. Frantz köpft den Ball mit dem Hinterkopf in hohem Bogen an die Latte.

38., 0:1, Schmelzer: Nach einem Zweikampf zwischen Plattenhardt und Kuba entscheidet Kircher auf Freistoß für den BVB. Schmelzer schlenzt die Kugel mit links über die Mauer ins rechte Dreieck. Traumtor!

51., 1:1, Nilsson: Freistoß Nürnberg von halbrechts. Plattenhardt bringt den Ball in die Mitte, Sokratis und Pogatetz kommen beide nicht an den Ball, der Nilsson an den Arm und dann vor den rechten Schlappen springt. Nilsson jagt den Ball aus kurzer Distanz Weidenfeller ins Gesicht, von dort prallt er in den Winkel.

77.: Fehlpass Kiyotake in der Vorwärtsbewegung. Großkreutz bedient Hofmann, der sich im Dribbling verheddert, statt abzuziehen. Der Ball landet bei Lewandowski, dessen Schuss aus 16 Metern Schäfer aus dem rechten Eck taucht.

90.: Esswein setzt sich gegen drei Dortmunder durch und läuft alleine auf Weidenfeller zu. Sein Schuss aus 15 Metern fliegt aber knapp übers Tor.

Fazit: Hochverdienter Punktgewinn für den Club, der bis zum Schluss diszipliniert verteidigte. Dortmund war offensiv zu wenig konsequent, um einen Dreier mitzunehmen.

Der Star des Spiels: Niklas Stark. Läuferisch wie kämpferisch sehr starke Leistung des Youngsters, der im defensiven Mittelfeld viel wegsaugte und sich gut bewegte. Eine Passquote von über 90 Prozent sowie 80 Prozent siegreiche Duelle sind das Sahnehäubchen obendrauf.

Der Flop des Spiels: Daniel Ginczek wollte gegen seinen alten Arbeitgeber gar nichts gelingen. War zwar vorne oft auf sich alleine gestellt, wenn aber mal der Ball zu ihm kam, war der Ballverlust nicht weit. Blieb ohne Torschuss und gewann lediglich 28 Prozent seiner Zweikämpfe. Schwach beim BVB: Aubameyang.

Der Schiedsrichter: Knut Kircher zeigte nur eine durchwachsene Vorstellung. Hätte das taktische Foul von Bender gegen Kiyotake mit Gelb bestrafen können (17.). Den Freistoß an Kuba zu geben, den Schmelzer zur Führung nutzte, war mindestens fragwürdig. Positiv: Gute Vorteilsauslegung (Gelb Karte gegen Reus) und eine souveräne Körpersprache.

Das fiel auf:

  • Neues Personal, neues System - der BVB hatte Mühe, sich gegen den defensiv eingestellten Club zu sortieren und ein geordnetes Aufbauspiel aufzuziehen. Klopp schickte sein Team im 4-3-3 aufs Feld, Großkreutz (halblinks) und Kuba (halbrechts) agierten neben dem noch etwas defensiveren Bender im zentralen Mittelfeld.
  • Dortmunds Schwerfälligkeit lag vor allem daran, dass der BVB zu langsam kombinierte und beim Umschaltspiel nur selten Tiefe ins Spiel bringen konnte. Ducksch hing als Sturmspitze in der Luft, Aubameyangs Schnelligkeit war fast kein Faktor.
  • Nürnberg hielt bei Ballbesitz BVB mit einem Fünfermittelfeld dagegen und ließ lediglich Ginczek vorne stehen. Die Franken verknappten vor allem im Zentrum den Raum gut im Verbund und zwangen Dortmund zu einigen unbrauchbaren langen Bällen. Nach vorne kombinierten die Hausherren gefällig und sorgten vor allem mit hohen Bällen für Gefahr rund um den Dortmunder Strafraum.
  • Im zweiten Abschnitt griff der Club etwas höher stehend an und kam so deutlich bissiger in die Zweikämpfe. Auch war der Weg nach vorne nach Ballgewinn nicht mehr so weit, Nürnberg besetzte jetzt Räume, die die Borussia intensiver verteidigen musste. Das Spiel gestaltete sich so vollkommen offen.
  • Die Defensivstandards bleiben Dortmunds Achillesferse. Erneut kassierten die Westfalen einen Gegentreffer nach einem ruhenden Ball. Auch abgesehen davon verteidigte der BVB in der Luft alles andere als souverän.

Nürnberg - Dortmund: Daten zum Spiel