BVB-Feuerwerk gegen hilflose Hamburger

Von Andreas Lehner
Pierre-Emerick Aubameyang erzielte gegen Hamburg seine Saisontore vier und fünf
© Getty

Borussia Dortmund hat am 5. Spieltag der Bundesliga seine Tabellenführung verteidigt. Der BVB siegte gegen den Hamburger SV mit 6:2 (2:1) und machte mit dem fünften Sieg im fünften Spiel den besten Saisonstart in der Vereinsgeschichte perfekt.

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Vor 80.645 Zuschauern im Dortmunder Signal Iduna Park brachte Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem vierten Saisontor den BVB in Führung (19.), die Henrikh Mkhitaryan nur 120 Sekunden später auf 2:0 hochschraubte (22.). Zhi Gin Lam holte den HSV nach vor der Pause zurück ins Spiel (26.).

Obwohl Heiko Westermann kurz nach dem Seitenwechsel der Ausgleich gelang (49.), ging der HSV am Ende unter. Aubameyang brachte mit seinem zweiten Treffer den BVB wieder auf die Siegerstraße (65.), ehe Robert Lewandowski einen Doppelpack schnürte (73., 81.) und auch noch Marco Reus traf (74.).

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Das Doofe war, dass wir in der 1. Halbzeit so viele Torchancen hatten und nur zwei gemacht haben. Eigentlich wollte der HSV nur Standardsituationen, da waren sie sehr gefährlich. Ich hab zu Marco gesagt, bei den Chancen die er hatte und leider nicht nutzen konnte, den Ball auf Lewy durchzulassen, dafür kommt er in Himmel. Unglaublich, das hab ich noch nie gesehen. Wenn du vorher so Dinger hattest, da haust du drauf, willst sie alle mit rein schießen und er lässt den Ball durch. Das ist ja Wahnsinn. Generell, was die da vorne gemacht haben, im Umschaltspiel. Da wird einem ja angst und bange, es war aber geil, hat Spaß gemacht, da zuzugucken. Ganz ruhig und alles außer dem Gegentor und den Standards, alles überragend verteidigt. Das hat mir richtig gut gefallen."

Marco Reus (Borussia Dortmund): "Wir kriegen aus dem Nichts das 1:1, dann das 2:2, bestrafen uns selbst für die Arbeit, die wir tun. Wir müssen konsequenter sein, 90 Minuten so spielen, wie wir das in der 1. Halbzeit getan haben, dann sind wir schwer zu schlagen."

Pierre-Emerick Aubameyang (Borussia Dortmund): "Das ist ein ganz großes Fest, wir haben sehr gut gespielt, punkten weiter, das ist eine tolle Sache. Nein, wir sind noch lange nicht perfekt, können immer besser werden, müssen auch immer besser werden. Wichtig ist, das wir das erkennen und auch machen."

Thorsten Fink (Trainer Hamburger SV): "Wir haben heute ganz schlecht gespielt. Zwölf Minuten, wo ich sage, das war in Ordnung. Wir waren nicht mutig genug, nicht überzeugend genug. Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung. Natürlich bin ich enttäuscht. Wir müssen das sacken lassen, vor allem wenn man ein 2:0 aufholt. Wir müssen sehen, wie wir das verdauen. Wir spielen nicht clever genug, wenn wir in Rückstand geraten. Dann wollen wir zu viel, verlieren völlig die Linie."

Oliver Kreuzer (Sportchef Hamburger SV): "Wir haben zu viele Fehler gemacht. Wenn Dortmund ins Rollen kommt, wird es schwer. Gerade, was Dortmund in der Offensive aufbieten kann, das ist unglaublich. Natürlich sind sechs Tore zu viel. Wenn die Dortmunder Spieler 1:1 auf dich zulaufen, dann kommst du unter die Räder."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Blaszczykowski hat es mit seinen Knieproblemen nicht in den Kader geschafft, Aubameyang beginnt für ihn auf rechts. Beim HSV wechselt Fink die Taktik und setzt auf eine Dreierkette. Für Jiracek rückt der zusätzliche Verteidiger Sobiech in die Mannschaft. Den verletzten Badelj (Muskelfaserriss) ersetzt Rincon.

13.: Reus mit einem Freistoß aus dem linken Halbfeld mit Zug zum Tor. Subotic verlängert den Ball mit dem Rücken an die Latte. Den Abpraller verdaddelt Aubameyang.

19., 1:0, Aubameyang: Schmelzer führt einen Freistoß aus der eigenen Hälfte schnell aus. Langer Ball auf Aubameyang, der Westermann entwischt und von links aus spitzem Winkel abzieht. Adler rutscht der Ball unten den Fäusten durch ins Tor. Muss er haben.

22., 2:0, Mkhitaryan: Reus bringt den Ball Richtung Strafraum in die Mitte, Lewandowski verlängert mit der Hacke auf Mkhitaryan. Der schließt aus 13 Metern eiskalt ab, links an den Innenpfosten und rein.

26., 2:1, Lam: Ballgewinn von Zoua gegen Mkhitaryan, Pass auf links zu Lam. Der zieht 25 Meter vor dem Tor zur Mitte, Subotic lässt ihn passieren, auch Sahin dreht sich weg und Lam setzt den Ball mit einem herrlichen Fernschuss neben den rechten Pfosten.

38.: Nach einem langen Ball von Sahin kommt der Ball über Umwege zu Aubameyang, der mit dem Kopf auf Reus ablegt. Der zieht aus 16 Metern sofort ab. Adler hat die Fingerspitzen dran - Latte!

49., 2:2, Westermann: Van der Vaart mit dem Freistoß von links. Westermann schüttelt Subotic ab und nickt aus drei Metern am langen Pfosten ein.

55.: Reus tunnelt Rincon am linken Sechzehnereck und zieht an der Linie zur Mitte. Starker Schlenzer Richtung rechter Winkel, Adler legt sich in die Luft und lenkt das Ding auf die Latte.

65., 3:2, Aubameyang: Mkhitaryan aus dem Zentrum rechts in den Strafraum zu Aubameyang. Der schließt aus elf Metern ab, Adler ist mit den Händen am Ball, lässt den harmlosen Schuss aber passieren.

73., 4:2, Lewandowski: Ballverlust des HSV auf dem Weg nach vorne. Reus bedient Aubameyang auf dem rechten Flügel. Querpass zur Mitte, Reus läuft über den Ball, Lewandowski stoppt mit der Sohle und schiebt rechts unten ein.

74., 5:2, Reus: Slapstick in der HSV-Defensive. Westermann schießt Aubameyang an, Diekmeier grätscht Reus den Ball ohne Druck in den Fuß. Der nimmt den Ball auf, geht auf Diekmeier zu und schiebt das Ding durch Diekmeiers Beine ins rechte Eck.

81., 6:2, Lewandowski: Sahin mit der Flanke aus dem rechten Halbfeld. Lewandowski läuft ein und köpft aus fünf Metern vorbei an Adler.

Fazit: Der BVB schießt einen in der Defensive hilflosen HSV in dieser Höhe verdient ab.

Der Star des Spiels: Marco Reus. Einer von vier sensationellen BVB-Offensivakteuren. Hatte bei den meisten gefährlichen Offensivkationen seine Füße im Spiel. Bereitete acht Torschüsse vor und schloss sechs Mal selbst ab. Herrlich sein Drüberlaufen vor Lewandowskis erstem Tor und sein Beinschuss gegen Diekmeier beim 5:2.

Der Flop des Spiels: Tomas Rincon. Viele boten sich an beim HSV bei diesem defensiven Offenbarungseid. Rincon steht stellvertretend für die mangelnde Kompaktheit der Hamburger. Er bekam wie sein Kollege Arslan keinen Zugriff im Zentrum, musste Mkhitaryan immer wieder laufen lassen und war viel zu einfach zu überspielen. Auch Adler machte bei beiden Aubameyang-Toren keine gute Figur.

Der Schiedsrichter: Tobias Welz. Insgesamt eine ordentliche Leistung, wenn auch in der einen oder anderen Situation zu kleinlich.

Das fiel auf:

  • Der HSV agierte zwar mit Dreierkette, um defensiv besser gegen die starke Offfensive des BVB zu stehen. Nur bekamen die Hamburger keine Kompaktheit in ihr Spiel. Die einzelnen Mannschaftsteile standen zu weit auseinander, die Abstände zwischen den Linien waren zu groß und die drei Offensiven machten defensiv kaum mit. Dadurch konnten die Hamburger keinen Druck auf den Ball ausüben und kamen in den Zweikämpfen oft zu spät.
  • Der BVB hatte so ziemlich leichtes Spiel und viele Räume, die die schnellen Dortmunder Spieler nutzen konnten. Dortmund kam auch immer wieder einfach hinter das Mittelfeld des HSV und konnte mit Tempo auf die letzte Linie zugehen. Dadurch wurde es immer wieder gefährlich und die Hamburger Dreierkette sah schlecht aus. Das Resultat: 12:1 Torschüsse zur Halbzeit.
  • Der HSV verteidigte Dortmunder Freistöße von den Seiten sehr weit im eigenen Strafraum. Fast immer wurde es so gefährlich für das Tor von Adler.
  • Vor zwei Wochen Hummels, diesmal Subotic. Der Serbe ließ sich vor dem 1:2 zu einfach von Lam täuschen und verlor vor dem 2:2 Westermann aus den Augen. Ließ sich außerdem in zwei Situationen von Beister und Jiracek abkochen und verschaffte dem HSV so Standardsituationen. Wurde nach einer Stunde von Sokratis ersetzt.
  • Wie schon in den letzten Spielen blieb der BVB seinen Schwächen treu. Die Chancenverwertung war lange Zeit ebenso mangelhaft wie das Verteidigen von gegnerischen Standards.
  • Fink gab zu Beginn der zweiten Halbzeit sein Dreierkettenexperiment auf und stellte wieder auf 4-4-2 mit Raute um. Das Spiel wurde 15 Minuten etwas ausgeglichener, defensiv fand der HSV aber trotzdem keinen Zugriff und kam nie in die Zweikämpfe. Insgesamt agierte der HSV viel zu offensiv und leistete sich zu viele Ballverluste in der Vorwärtsbewegung.

Dortmund - Hamburg: Daten zum Spiel