Westermann erlöst den HSV

Heiko Westermann schoss das entscheidende Tor gegen Bayern Leverkusen
© Getty

Dem Hamburger SV ist im Abstiegskampf ein Befreiungsschlag gelungen. Die Hansestädter siegten vor heimischer Kulisse gegen Leverkusen mit 2:1 (1:0). Bei Bayer droht Coach Sami Hyypiä nach der erneuten Niederlage die Entlassung.

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Vor 47.000 Zuschauern sorgte Hakan Calhanoglu bereits nach vier Minuten für die frühe Hamburger Führung. Bayer kam nach dem Seitenwechsel deutlich besser ins Spiel und glich durch Julian Brandt (58.) aus. Doch Heiko Westermann (83.) brachte den HSV wieder in Front.

Der Hamburger SV, der auch im fünften Heimspiel in Folge ungeschlagen bleibt, springt damit zumindest vorübergehend auf einen Nichtabstiegsplatz. Leverkusen hingegen droht den Anschluss an die CL-Plätze zu verlieren.

Die Reaktionen:

Mirko Slomka (Trainer Hamburger SV): "Der Erfolg tut nicht nur uns gut, sondern der ganzen Stadt. Er tut den Fans gut. Es ist eine Befreiung, wenn doch noch das 2:1 fällt. Wir haben mit Hingabe gespielt. Es ist ganz wichtig, dass wir erstmal auf Platz 15 stehen. Das können wir einen Moment lang genießen. Jetzt müssen wir die Punkte von heute in Hannover vergolden."

Sami Hyypiä (Teamchef Bayer Leverkusen): "Es war ein bisschen unglücklich. Es ist ärgerlich, dass wir verloren haben. Die Stimmung ist nicht die beste. Ich glaube, dass die Medien noch niemanden entlassen haben. Keiner vom Verein hat mir etwas gesagt. Ich mache meine Arbeit und probiere immer alles."

Rudi Völler (Sportdirektor Bayer Leverkusen) über die Zukunft von Hyypiä: "Am Samstagmorgen setzen wir uns zusammen, und dann schauen wir mal. Jetzt fahren wir erstmal nach Hause, und dann ist am Samstag um 11 Uhr normalerweise Training."

Heiko Westermann: "Es war sehr erleichternd. Wenn man das Siegtor schießt, ist es ein schönes Gefühl. Ich habe in den letzten Jahren nicht so viele Tore gemacht."

Oliver Kreuzer (HSV-Sportdirektor): "Es war ein unglaubliches Spiel. Wir sind verdient in Führung gegangen. Fast die ganze zweite Halbzeit ging an Leverkusen. Aber am Ende zählt der Sieg."

Simon Rolfes: "Das Glück ist derzeit mit Sicherheit nicht auf unserer Seite. Wir sind in einem Negativlauf."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: HSV-Coach Slomka schickt die erwartete Elf ins Rennen. Lasogga muss mit muskulären Problemen passen, für ihn startet Zoua.

Bei Leverkusen muss Wollscheid kurzfristig passen, Can rückt dafür auf die ungewohnte Position in der Innenverteidigung. Bender, Rolfes und Castro bilden die defensive Dreierreihe vor der Abwehr, Brandt feiert im Angriff sein Startelf-Debüt.

4., 1:0, Calhanoglu: Van der Vaart legt den Ball einige Meter vor dem Strafraum für den Türken ab. Der nagelt das Leder mit einem starken Flachschuss in die linke Ecke. Sein fünftes Tor von außerhalb des Strafraums - Ligahöchstwert.

6.: Kießling fällt an der Strafraumkante der Ball vor die Füße. Der Stürmer drückt ohne zu fackeln ab. Adler taucht runter und bekommt gerade noch die Finger an die Kugel - Riesenparade!

17.: Kießling legt mit der Brust wunderbar auf Son ab. Der kommt aus 20 Metern frei zum Schuss. Die Kugel landet im Seitenaus! Ganz schwach.

28.: Bender bringt Jiracek an der Außenlinie zu Fall. Der Freistoß von Calhanoglu kommt gefährlich ins Zentrum, Westermann setzt die Kugel aus gut sieben Meter allerdings knapp neben den Kasten.

32.: Bitter für den HSV! Badelj muss bereits früh verletzungsbedingt vom Feld, Rincon ersetzt ihn.

35.: Erneut kann Kießling den Ball im Sechzehner kontrollieren. Mit einem schönen Pass in die Schnittstelle der Verteidigung setzt er Son in Szene, der aus fünf Metern allerdings keinen echten Druck mehr hinter den Kopfball bringen kann. Jiracek hatte den Koreaner am Fuß getroffen. Bei einem Elfmeterpfiff hätte sich der HSV nicht beschweren dürfen.

42.: Spahic kommt nach einem langen Freistoß im Sechzehner zum Kopfball. Djorou blockt den Ball zur Ecke ab - allerdings mit dem Arm. Absicht war's nicht, angelegt allerdings auch nicht. Auch diesen Elfmeter hätte man wohl geben können.

45.+1: Wieder Calhanoglu! Aus halbrechter Position zieht der Türke volley ab. Leno lenkt das Geschoss gerade noch über die Querlatte.

45.+2: Van der Vaart bekommt nach der Ecke die Kugel vor die Füße. Er drückt aus gut 20 Metern ab, Leno lässt prallen. Jiracek verpasst die Kugel knapp.

55.: Nach einem Chip-Pass taucht Zoua frei vor Leno auf. Can schiebt und drückt und der Kameruner geht zu Boden. Der Elfmeterpfiff bleibt allerdings erneut aus - knifflige Situation.

58., 1:1, Brandt: Brandt versucht es aus knapp 25 Metern. Sein flacher Schuss kommt allerdings zentral auf das Tor, Adler bekommt die Hände nicht sicher an den Ball und das Leder hüpft am Hamburger Keeper vorbei ins Netz. Ein Riesenbock des Hamburger Schlussmanns.

73.: Son geht im Strafraum erneut zu Boden. Kontakt am Fuß war ganz klar da. Adler entschärft im Anschluss einen Schuss aus kurzer Distanz von Kießling. Entschied Dankert auf Vorteil? Auch das hätte einen Elfmeter nach sich ziehen können.

82., 2:1, Westermann: Diekmeier hat auf der rechten Seite zu viel Platz und kann eine Flanke ins Zentrum schlagen. Dort kommt Westermann aus dem Rückraum angerauscht und nagelt die Kugel mit vollem Risiko direkt aufs Tor. Leno bekommt noch die Hände an den Ball, kann ihn aber nicht mehr entscheidend ablenken.

90.+1: Ryu lässt einen Pass im Strafraum durch die eigenen Beine laufen, Can taucht hinter ihm so völlig frei vor Adler auf, der mit einer klasse Fußabwehr allerdings zur Seite abwehren kann. Fehler wieder gut gemacht? Könnte man sagen.

Fazit: Der HSV belohnte sich für eine kämpferisch starke Leistung und traf zum richtigen Zeitpunkt - als Leverkusen drückte.

Der Star des Spiels: Hakan Calhanoglu. Nicht auszudenken, wo der HSV ohne den Türken stehen würde. Der 20-Jährige, der mit seinem Flachschuss für das frühste HSV-Tor in dieser Saison sorgte, war in der Offensive omnipräsent: Feuerte neun Mal aufs Tor und hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte seines Teams. Auch im zweiten Durchgang lief jede offensive Aktion über den Türken.

Der Flop des Spiels: Emre Can. Der 20-Jährige lief erstmals in der Bundesliga in der Innenverteidigung auf und war an dieser Stelle sichtlich fehl am Platz. Vor allem in Drucksituationen unterliefen ihm immer wieder Fehlpässe im Aufbauspiel und unnötige Ballverluste. Bei seiner Aktion gegen Zoua (55.) hätte sich Can zudem nicht beschweren können, wenn es Elfmeter gegeben hätte. Kam im zweiten Durchgang besser zurecht, da der HSV offensiv nicht mehr so präsent war.

Der Schiedsrichter: Bastian Dankert. Knifflige Partie für den Unparteiischen: Gleich vier strittige Elfmetersituationen hatte Dankert zu meistern. Während die ersten beiden Entscheidungen korrekt waren, hätte es sowohl in der 55. für den HSV als auch in der 73. Minute für die Werkself wohl Elfmeter geben müssen.

Das fiel auf:

  • Der HSV war sichtlich um Ruhe bemüht und ließ den Ball vor allem in der Anfangsphase meist lange zirkulieren. Obwohl die Hamburger vor heimischer Kulisse weniger Ballbesitz (40 vs. 60 Prozent) hatten, waren die Offensivaktionen der Rothosen deutlich gefährlicher. Diekmeier, Calhanoglu und Zoua bildeten auf der rechten Seite immer wieder ein Dreieck und stießen dadurch oft zur Grundlinie durch.

  • Der kurzfristige Ausfall von Wollscheid sorgte zusätzlich für Unruhe in der Defensive. Can rückte für ihn in die Innenverteidigung und war ein Unsicherheitsfaktor. Auch Castro, Rolfes und Bender schafften es erneut nicht, das Zentrum vor der Abwehr dicht zu machen. Somit kassierte die Werkself in 16 der letzten 17 Pflichtspielen mindestens ein Gegentor.

  • Bei Leverkusen war keinerlei Idee im Spielaufbau zu erkennen. Sowohl aus der Innenverteidigung als auch von der defensiven Dreierreihe kamen keinerlei Impulse für das Offensivspiel. Wenn es gefährlich wurde, basierten die Angriffe meist auf einem Zufallsprodukt oder einer Einzelaktion von Kießling.

  • Der HSV zog sich nach dem Seitenwechsel deutlich in die eigene Hälfte zurück und überließ Leverkusen das Feld. Bei Ballbesitz ging's aber meist blitzschnell in die andere Richtung. Immer wieder gab's den starken Pass in die Schnittstelle der Bayer-Viererkette. Dieser fand allerdings zu selten das Ziel.

  • Julian Brandt feierte sein Startelf-Debüt in der Bundesliga und löste mit 17 Jahren Heiko Herrlich als jüngsten Bundesliga-Torschützen im Bayer-Trikot ab.

Hamburg - Leverkusen: Die Statistik zum Spiel