Braunschweig dominiert Derby

Domi Kumbela (r.) und Harvard Nielsen (M.) schossen die Löwen früh in Führung
© Getty

Hannover 96 muss im Abstiegskampf wieder zittern. Am 29. Spieltag verlor 96 das Niedersachsen-Derby bei Eintracht Braunschweig mit 0:3 (0:2). Die Löwen dürfen sich dagegen wieder berechtigte Hoffnung auf den Klassenerhalt machen.

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Vor 23.325 Zuschauern brachte Domi Kumbela die Hausherren nach einem dicker Patzer von 96-Keeper Ron-Robert Zieler in Führung (14.). Harvard Nielsen erhöhte sieben Minuten später auf 2:0.

Hannovers Andre Hoffmann sah in der 62. Minute nach einem groben Foul die Rote Karte, Jan Hochscheidt machte kurz vor Schluss das 3:0 (89.).

Hannover bleibt damit zwar Tabellen-13., hat aber mit 29 Zählern nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegations-Rang. Die Eintracht ist als Schlusslicht dagegen nur noch zwei Punkte vom rettenden Ufer entfernt.

3.300 Polizeikräfte waren in Braunschweig rund um das Risiko-Spiel im Einsatz. Wegen dem Einsatz von Pyrotechnik nach jedem Tor der Löwen musste der Stadionsprecher mehrfach eingreifen und die Heimfans ermahnen.

Neben Hoffmann wird den Hannoveranern im nächsten Derby kommende Woche gegen den Hamburger SV auch Szabolcz Huszti fehlen, der seine 10. Gelbe Karte sah.

Die Reaktionen:

Torsten Lieberknecht (Trainer Eintracht Braunschweig): "Das waren wichtige drei Punkte in einem emotionalen Spiel. Wir stehen aber immer noch auf einem Platz, der den Abstieg bedeutet. Wir wollen aber dranbleiben wie die Kletten, das ist uns heute gelungen."

Tayfun Korkut (Trainer Hannover 96): "Die beiden schnellen Gegentore und dann der Platzverweis waren Nackenschläge für uns. Wir haben alles versucht, ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es war einfach so, dass uns der unglückliche Spielverlauf in große Schwierigkeiten gebracht hat."

Ermin Bicakcic (Eintracht Braunschweig): "Die Disziplin war heute das A und O. Zum Ende hin war es wichtig, dass wir nachlegen. Wir werden jetzt weiter fighten. Dass wir die nötige Qualität besitzen, haben wir bereits bewiesen."

Dirk Dufner (Sportdirektor Hannover 96) über die Niederlage: "Das Wort Katastrophe benutze ich nicht oft, aber es ist gefühlt eine Katastrophe. Normalerweise muss man so nach so einem Spiel, das Spiel schnell abhaken, aber das gelingt dir nicht. Trotzdem müssen wir den Spagat hinkriegen, alles dem nächsten Spiel gegen Hamburg unterzuordnen."

Ron-Robert Zieler (Torwart Hannover 96) ...

... über seine Chance, das 0:1 zu verhindern: "Das ist ein schwieriger Ball für den Torwart. Geht man nicht hin, schiebt womöglich ein Stürmer den Ball rein. Es ist natürlich extrem unglücklich, dass der Ball dann vor die Füße von Kumbela fällt, aber festhalten hätte ich ihn auch nicht können."

... über die Gefühlslage: "Der Stachel sitzt irgendwo tief. Wir sind jetzt voll im Abstiegskampf, aber wir haben noch die Möglichkeit, in der Liga zu bleiben. Die Stimmung ist sehr bedrückend und jeder einzelne muss das für sich erst einmal verarbeiten."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Braunschweig-Coach Thorsten Lieberknecht belässt es beim bewährten 4-4-2. Personell gibt es lediglich eine Veränderung im Gegensatz zum Remis gegen Leverkusen. Bicakcic rückt für Dogan in die Innenverteidigung.

Tayfun Korkut reagiert auf die letzte Liga-Pleite gegen Werder und würfelt seine 96er kräftig durch. Rajtoral und Bittencourt bilden die komplett neue rechte Seite. Marcelo startet an Hoffmanns Seite in der Innenverteidigung, Schulz rutscht dadurch auf die Linksverteidiger-Position. Ya Konan stürmt im 4-4-2 leicht hängend an der Seite von Rudnevs.

14., 1:0, Kumbela: Reichel ist nach einem Doppelpass links durch und bringt den Ball flach zur Mitte. Zieler hechtet aus dem Tor, kann die Hereingabe aber nicht festhalten und lässt die Kugel prallen. Kumbela steht goldrichtig und schiebt ins leere Tor. Ganz dicker Torwart-Patzer!

16.: Fast das 2:0! Braunschweig mit dem schnellen Angriff über links. In der Mitte kommt Vrancic an den Ball und zimmert das Leder von der Strafraumkante knapp über den rechten Winkel.

21., 2:0, Nielsen: Kessel bolzt die Kugel aus der eigenen Hälfte einfach mal nach vorne. Nielsen ist links im Sechzehner an der Kugel, Marcelo verteidigt ganz schwach und der Norweger trifft ins lange Eck.

23.: Erstes Lebenszeichen der Gäste. Bittencourt ist auf rechts durch und kann in den Strafraum gehen. Seinen scharfen Flachpass in die Mitte klärt Bicakcic vor Rudnevs knapp am eigenen Tor vorbei.

61.: Bittencourt setzt sich auf links durch und flankt halbhoch durch den Strafraum. Am zweiten Pfosten kommt Rajtoral an die Kugel, der das Leder aus spitzem Winkel ans Außennetz donnert.

62., Rot für Hoffmann: Hässliche Szene! Boland trabt in einer schon abgepfiffenen Szene rechts die Seitenlinie entlang. Hoffmann brennen alle Sicherungen durch, der Innenverteidiger tritt dem Braunschweiger von hinten in die Beine. Klare Tätlichkeit!

71.: Doppelchance für die Hausherren! Erst schlenzt Nielsen den Ball aus 16 Metern knapp drüber, Hannover verliert den Ball nach dem Abstoß sofort wieder. Aus identischer Position zieht Elabdellaoui ab - Zentimeter am rechten Pfosten vorbei!

72.: Ya Konan wurschtelt sich rechts im Sechzehner durch. Huszti kommt an der Sechzehnerkante an den Ball und setzt den flachen Schuss an den Pfosten.

89., 3:0, Hochscheidt: Elabdellaoui bekommt die Kugel aus einer unübersichtlichen Situation rechts nahe der Eckfahne, geht zur Mitte und legt auf Hochscheidt ab. Der ist wenige Meter vor dem Tor völlig blank und schiebt lässig ein.

Fazit: Die Löwen belohnen sich dank einer starken kämpferischen Leistung und gnadenloser Effizienz mit dem Big Point im Abstiegskampf. Hannover konnte den Gastgebern zu keiner Zeit gefährlich werden.

Der Star des Spiels: Ermin Bicakcic war Braunschweigs Turm in der Schlacht und hielt den Laden für die Gastgeber dicht. Gewann 90 Prozent seiner Zweikämpfe und 83 Prozent der Kopfballduelle. Die starke Rettungsaktion gegen Rudnevs steht stellvertretend für die bärenstarke Vorstellung des Innenverteidigers.

Der Flop des Spiels: Neben Ron-Robert Zieler, der einen ganz schwarzen Tag erwischte und an den beiden ersten Toren seine Mitschuld trägt, bewarb sich vor allem Andre Hoffmann als Flop. Überschaubare Leistung in der Innenverteidigung und mit einer hässlichen Aktion, als er Boland von hinten in die Beine trat, obwohl die Partie schon unterbrochen war.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann hatte kein leichtes Spiel zu leiten, überzeugte aber mit einer klaren Linie. Lag bei Zweikampf-Bewertungen und Kartenverteilung meist richtig. Hätte lediglich Andreasen nach dessen Einsteigenen gegen Kumbela (40.) mit Gelb verwarnen müssen. Richtig, bei Schulz' unabsichtlichem Handspiel im Sechzehner nicht auf den Punkt zu zeigen.

Das fiel auf:

  • In einer hitzigen Atmosphäre kamen die Gastgeber von Anfang an besser in die Zweikämpfe und ließen wenig bis gar keine gefährlichen Szenen der 96er zu. Vor allem Vrancic und Boland waren im Mittelfeld viel präsenter als ihre Hannoveraner Pendants, denen jegliche Ideen und das Tempo fehlten.
  • Hannover hatte zwar meist den Ball, konnte damit aber nichts anfangen. Die gute Rückwärtsbewegung der Löwen brachte das ideenlose Hannover zum Verzweifeln. Im Umschaltspiel lauerte die Eintracht und zeigte sich bei ihren wenigen Aktionen (lediglich 28,6 Prozent Ballbesitz in Halbzeit eins) brandgefährlich.
  • Korkt reagierte zur Pause und ließ den völlig deplatzierten Rudnevs in der Kabine. Doch auch mit Schlaudraff in der Spitze fanden die 96er keine Lücke. Zumal die Gastgeber mit viel Power aus der Kabine kamen und sich nicht zurückzogen, um das Ergebnis zu verwalten, sondern auf das dritte Tor drängten.
  • Mit der Roten Karte gegen Hoffmann war das Spiel durch. Korkut ließ die Viererkette bestehen und zog Schulz in die Innenverteidigung, der eingewechselte Prib gab den linken Außenverteidiger. Den 96ern fehlte so natürlich noch mehr Tempo und Durchschlagskraft.

Braunschweig - Hannover: Die Statistik zum Spiel