Schalke schlägt schwache Hamburger

Eine Szene aus den ersten 24 Minuten: Matip im Duell mit dem später verletzten Lasogga
© Getty

Der FC Schalke 04 hat zum Abschluss des 18. Spieltags der Bundesliga das Auswärtsspiel beim Hamburger SV mit 3:0 (1:0) gewonnen. Damit verkürzen die Knappen den Rückstand auf Borussia Dortmund und Mönchengladbach auf zwei Punkte.

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Vor 49.457 Zuschauern in der Imtech Arena gingen die Knappen durch Comebacker Klaas-Jan Huntelaar in Führung (34.). Acht Minuten nach der Pause erhöhte Jefferson Farfan nach einem schlimmen Fehler von HSV-Torhüter Jaroslav Drobny auf 2:0. Max Meyer vollstreckte nur drei Minuten später zum dritten Schalker Treffer.

Pech hatte der HSV, als er bereits in der ersten Halbzeit zwei Mal verletzungsbedingt auswechseln musste: Pierre-Michel Lasogga musste mit einer Oberschenkelzerrung raus (24.). Sieben Minuten später erwischte es auch Zhi-Gin Lam, der sich am Sprunggelenk weh getan hat und am Montag zur Kernspinuntersuchung muss.

Auf Seiten der Schalke muss Atsuto Uchida das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg aussetzen, er sah seine 5. Gelbe Karte.

Für Schalke steht unter dem Strich nur eine Niederlage aus den letzten acht Partien. Hamburg kassiert seine vierte Pleite in Serie und gewann nur zwei der letzten elf Heimspiele.

Reaktionen:

Bert van Marwijk (Trainer HSV): "Ich werde immer wieder gefragt, welchen Platz wir am Saisonende einnehmen. Spätestens jetzt muss aber jedem klar sein, dass wir nur noch gegen den Abstieg kämpfen."

Oliver Kreuzer (Sportchef HSV): "Das Problem ist nicht die Einstellung. Wenn man die Gegentore gesehen hat, die wir heute bekommen haben: Das sind Fehler, die auf Bundesliga-Ebene nicht passieren dürfen. So kann man kein Bundesliga-Spiel gewinnen. Es ist unglaublich, welche Fehler passieren und mit welch mangelnder Entschlossenheit wir in die Zweikämpfe gehen. Das ist einfach zu wenig."

Klaas-Jan Huntelaar (Schalke 04): "Wir haben heute als Mannschaft überragend gespielt: dominant, super aggressiv und fußballerisch gut nach vorne. Heute habe ich richtig Spaß am Fußball gehabt. So wie wir heute gespielt haben, schaut es richtig gut aus für die Zukunft. Wir haben einfach von hinten nach vorne durchgespielt, meistens fußballerisch mit Kombinationen und nicht mit langen Bällen. Alle haben das super gemacht."

Heiko Westermann (HSV): "Wir haben keinen klaren Fußball gespielt. Es ist wichtig, im richtigen Moment die Leistung zu bringen. Das haben wir heute nicht getan. Wir haben zwar ein paar gute Vorbereitungsspiele abgeliefert, konnten heute aber nicht daran anknüpfen. Mehr als bei den drei Gegentoren kann man den Gegner nicht einladen. Es war keine Geschlossenheit da, die Passquote war nicht da. Jeder muss wissen, was das jetzt heißt mit dieser Niederlage: Jetzt zählen nur noch Punkte, Punkte, Punkte."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nach der Last-Minute-Pleite gegen Mainz vor Jahresschluss nimmt van Marwijk drei Änderungen an der Startelf vor: Lam, Westermann und Ilicevic spielen für Rincon, Djourou und Beister. Der zuletzt fragliche Jansen (grippaler Infekt) kann spielen, die Neuzugänge John und Bouy sitzen auf der Bank.

Schalke nach dem 0:0 in Nürnberg mit zwei Neuen: Huntelaar feiert sein Comeback und steht erstmals seit dem 2. Spieltag wieder zur Verfügung. Szalai muss dafür auf die Bank. Dazu rückt Boateng auf die Sechs, der freigestellte Jones steht nicht im Kader.

4.: Langer Ball auf Lasogga, der Matip und Santana davonläuft und rechts in den Strafraum stürmt. Santana klärt im letzten Moment per Grätsche und holt sogar einen Abstoß heraus.

8.: An der rechten Grundlinie steckt Meyer auf Farfan durch, der dann nach hinten zu Boateng passt. Der schießt rechts im Strafraum mit der Innenseite aufs lange Eck - Drobny hält.

16.: Farfan flankt aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum. Boateng kommt angestürmt und köpft aufs Tor, doch kein Problem für Drobny.

23.: Badelj verliert den Ball im Vorwärtsgang. Boateng spielt Doppelpass mit Huntelaar und passt dann links im Strafraum flach in die Mitte. Westermann klärt vor dem einschussbereiten Niederländer.

34., 0:1, Huntelaar: Ganz viel Platz für Schalke, die den Ball über Boateng und Meyer aus dem Zentrum nach rechts außen verlagern. Farfan hat ebenfalls viel Raum und flankt gefühlvoll nach innen. Der Ball landet auf dem Kopf von Huntelaar, der ins rechte Eck einköpft. Der 13. HSV-Rückstand in dieser Saison!

39.: Freistoß HSV aus 17 Metern. Van der Vaart knallt den Ball in den rechten oberen Knick, aber Fährmann reagiert blendend und wehrt den Schuss ab.

46.: Ilicevic kommt links an den Ball, zieht gegen Uchida nach innen und knallt mit rechts drauf. Der Ball streicht nur knapp über die Latte.

51.: Jansen lässt Farfan auf rechts gewähren. Der Peruaner flankt an den langen Pfosten. Dort steht Huntelaar frei und köpft den Ball in Drobnys Arme.

53., 0:2, Farfan: Dicker Bock von Drobny! Ein langer Schlag von Santana fliegt in Richtung Drobny, der aus dem Tor stürmt und von Farfan bedrängt wird. Der Versuch, den Ball weg zu köpfen, misslingt. Farfan ist durch und schiebt die Kugel ins leere Tor.

56., 0:3, Meyer: Nach einem Fehlpass von Jansen kontert Schalke über rechts. Farfan dringt in den Strafraum ein, passt in den Rücken der Abwehr zu Meyer und der schiebt den Ball ins linke untere Eck.

72.: Calhanoglu spielt Diekmeier auf rechts frei. Der flankt von der Grundlinie an den langen Pfosten. Dort köpft van der Vaart in die Arme von Fährmann.

80.: Nach einem langen Ball landet der Ball über Zoua und van der Vaart bei Badelj, der sofort aus der Distanz abzieht und nur den rechten Pfosten trifft.

86.: Einen Farfan-Freistoß aus dem linken Halbfeld verlängert Matip am kurzen Pfosten mit dem Hinterkopf Richtung langes Eck, aber Drobny fischt die Kugel heraus.

Fazit: Hochverdienter Schalker Sieg, die gegen schwache Hamburger keine Glanzleistung benötigten.

Der Star des Spiels: Jefferson Farfan spulte souverän sein Programm herunter und blieb ohne Fehler. Mehr noch: Der Peruaner war an allen drei Schalker Treffern beteiligt (1 Tor, 2 Vorlagen) und baut seine Serie damit aus: Farfan hatte bei sieben der letzten neun Schalker Treffer seine Füße im Spiel. Auch Huntelaar muss erwähnt werden, der nach fünf Monaten Verletzungspause und ohne Testspiel-Einsatz einen hervorragenden Eindruck hinterließ (50. Tor für Schalke, 200. Tor seiner Profi-Karriere).

Der Flop des Spiels: Keeper Jaroslav Drobny leistete sich vor dem vorentscheidenden 0:2 zwar den dicksten Patzer der Partie, doch Marcell Jansen hielt bei allen drei Gegentreffern Aktien. Griff Farfan vor dem 0:1 nicht an, hätte vor dem 0:2 ebenfalls eingreifen oder sich zumindest besser mit Drobny absprechen können und leistete sich vor dem 0:3 den Fehlpass, der S04 den Konter ermöglichte.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel lag bereits nach zwei Minuten falsch, als er Fuchs frei vor dem HSV-Tor wegen angeblichen Abseits zurückpfiff. Hätte Diekmeier während des Angriffs unmittelbar vor dem Schalker Führungstor nachträglich Gelb für sein Foul an Kolasinac zeigen müssen. Bei strenger Regelauslegung hätte man dem HSV kurz nach dem 0:1 einen Handelfmeter (Westermann im Duell mit Santana) zusprechen können.

Das fiel auf:

  • Ganz schwache Partie der Rothosen, die mit Ball am Fuß viel zu langsam nach vorne spielten und dazu noch eine Reihe an leichtfertigen Fehlpässen fabrizierten. Auch im Rückwärtsgang agierten die Hausherren teils lethargisch - sinnbildlich steht dafür die schwache Raumaufteilung vor dem Schalker Führungstreffer.
  • Schalke gelang zwar auch nicht alles im Spielaufbau, die Knappen wirkten aber deutlich spritziger und gedankenschneller. S04 verteidigte zunächst relativ hoch und unterband damit einige Möglichkeiten des HSV, ins Umschaltspiel zu kommen.
  • Nach der Verletzung von Lasogga spielte Calhanoglu im Angriffszentrum. Wenn sich der Ex-Karlsruher fallen ließ oder auf die Flügel rochierte, stieß van der Vaart nach vorne. Am Holländer lief die Partie jedoch lange Zeit vorbei - bis er sich als Ballschlepper versuchte. Tempo konnten seine Versuche aber auch nicht ins Vertikalspiel bringen.
  • Erst nach dem Rückstand schob Hamburg nach vorne und konnte sich dank einiger geglückter Passstafetten zumindest phasenweise in der Hälfte der Königsblauen festsetzen. Der letzte Pass gelang aber kaum. Die Ideenlosigkeit, sich aus engen Räumen zu befreien, war eklatant.
  • Schalke stand die gesamten 90 Minuten relativ sicher, kombinierte gefällig nach vorne und bewies ein gutes Positionsspiel. Huntelaar war im Aufbauspiel sofort wieder ein Faktor, verarbeitete hohe Bälle gut und leitete diese sinnvoll weiter. Allein die Präsenz des Holländers wird Schalke nach vorne bringen.

Hamburg - Schalke: Die Statistik zum Spiel