Bremen verliert auch in Berlin

Die Hertha bleibt oben dran, Bremen steckt unten fest
© Getty

Hertha BSC hat zum Auftakt des 16. Spieltags der Bundesliga sein Heimspiel gegen Werder Bremen mit 3:2 (2:2) gewonnen. Die Gäste von der Weser kassierten damit 20 Gegentreffer in den letzten fünf Spielen.

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Vor 48.721 Zuschauern im Olympiastadion brachte Nils Petersen die Gäste aus Bremen in Führung (15.), doch nur 120 Sekunden später erzielte Adrian Ramos per Elfmeter den Ausgleich und damit den ersten Hertha-Heimtreffer nach zuvor 341 torlosen Minuten.

Ramos drehte die Partie mit seinem 10. Saisontor nach 26 Minuten, Werder glich sechs Minuten später jedoch wieder aus. Aaron Hunt markierte in seinem 200. Bundesligaspiel das 2:2. Nur drei Minuten nach der Pause führte Hertha wieder durch Ronny.

Bremen steht in der Tabelle nach 16 Spieltagen damit so schlecht da wie seit 39 Jahren nicht mehr.

Reaktionen:

Jos Luhukay (Trainer Hertha): "Es war nicht immer gut. Es war ein offenes Spiel. Zum Glück haben wir die Führung halten können."

Robin Dutt (Trainer Bremen): "Jeder Ball, der in der Nähe unserer Box ist, wird gefährlich. Du kannst auswärts nicht immer drei Tore schießen, um etwas mitzunehmen. Wir sind in einer schlimmen Phase."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Hertha nach dem 2:0-Sieg in Braunschweig mit einer verletzungsbedingten Änderung. Pekarik kommt für van den Bergh (Oberschenkel) und spielt Rechtsverteidiger, Ndjeng rückt ins Mittelfeld und Schulz nach hinten. Ronny bleibt im Team.

Bremen reagiert personell nur einmal auf die 0:7-Packung gegen die Bayern. Bargfrede ersetzt Kapitän Fritz und spielt vor der Viererkette. Gebre Selassie verteidigt rechts hinten.

15., 0:1, Petersen: Hunt zieht auf links davon und bedient Petersen an der halblinken Strafraumkante. Der Stürmer zieht trocken ab und trifft ins linke Eck - sein 5. Saisontor.

17., 1:1, Ramos (Foulelfmeter): Gebre Selassie rennt Skjelbred im Strafraum um und sieht Gelb. Ramos läuft an, verlädt Wolf und trifft rechts unten - sein 9. Saisontor.

18.: Garcia hat viel Platz auf links und flankt aus vollem Lauf. Am langen Pfosten hat Schulz Elia aus den Augen verloren. Der Holländer köpft freistehend gegen die Laufrichtung von Kraft, doch der Ball springt über die Latte.

26., 2:1, Ramos: Ramos spielt aus der Zentrale heraus einen Doppelpass mit Skjelbred und taucht in den Strafraum ein. Bargfrede und Caldirola kommen nicht hinterher, der Kolumbianer trifft mit links rechts unten.

32., 2:2, Hunt: Hunt initiiert den Angriff selbst, rennt ab der Mittellinie durch ein großes Loch im Hertha-Verbund und spielt links raus zu Petersen, der Hunt sofort wieder bedient. Frei vor Kraft schiebt er überlegt mit rechts ins rechte Eck.

37.: Cigerci erläuft sich rechts außen die Kugel und gibt flach an den Fünfmeterraum. Bremen desorientiert, Ramos völlig frei. Doch der Stürmer schiebt den Ball leichtfertig links am Pfosten vorbei.

47.: Nach einem Eckball von der linken Seite köpft Petersen aus sechs Metern knapp rechts vorbei.

48., 3:2, Ronny: Cigerci wird links bedient, flankt an den langen Pfosten. Dort steht Pekarik komplett blank. Sein Kopfball wird von Wolf abgewehrt, aber direkt vor die Füße von Ronny, der ins leere Tor abstaubt.

71.: Ndjeng und Cigerci spielen auf rechts einen Doppelpass, Bremen wieder zu weit weg. Ndjeng steht daraufhin im Strafraum blank und schießt den Ball nur knapp rechts am Kasten vorbei.

75.: Nach einem Freistoß für Bremen flippert der Ball durch den Berliner Strafraum. Links am Fünfmeterraum landet die Kugel bei Caldirola, dessen Direktabnahme aber über das Gehäuse fliegt.

87.: Hunt mit einem Freistoß aus der Distanz. Kraft wehrt den Aufsetzer im rechten Eck an den Pfosten ab. Kobiaschwili klärt Zentimeter vor der Linie.

Fazit: Eine Partie mit zahlreichen Durchhängern, aber fünf Toren in 48 Minuten. Bremen wehrte sich im Rahmen seiner Mittel, Herthas Sieg ging aufgrund der zielstrebigeren Offensivbemühungen aber in Ordnung.

Der Star des Spiels: Adrian Ramos funktionierte als Zielspieler ideal. Hielt die Bälle, wich auf die Flügel aus und gewann bis zu seiner Auswechslung die meisten Zweikämpfe aller Spieler. Ist nach seinem Doppelpack nun an neun der letzten zehn Berliner Tore direkt beteiligt gewesen. Auch stark: Cigerci.

Der Flop des Spiels: Theodor Gebre Selassie stand gegen den gedankenschnellen Skjelbred mehrfach falsch im Raum. Ließ sich einige Male herauslocken und dann böse überlaufen. Gewann nur 25 Prozent seiner Zweikämpfe und war in der Offensive überhaupt nicht zu sehen.

Der Schiedsrichter: Christian Dingert baute hier und da mal einen Fehler in der Zweikampfbewertung ein. Da das Spiel aber relativ fair war, hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Ansonsten ein sicherer Leiter mit klaren Ansagen an die Beteiligten und korrekten persönlichen Strafen.

Das fiel auf:

  • Bremen kehrte zum 4-1-4-1 zurück und zeigte nach der Klatsche gegen die Bayern unter dem Strich eine Reaktion, die die bisherige Saison widerspiegelt: Die Offensive bewegte sich phasenweise gut, schaltete einige Male schnell und schnörkellos um. Defensiv reichten jedoch häufig schon simple Stilmittel wie Doppelpässe, um das Konstrukt ins Wanken zu bringen und Räume offen zu legen.
  • Die Hertha hatte zunächst enorme Probleme, sich beim Spiel gegen den Ball abzustimmen und vernünftig zu staffeln. Besonders Hunt und Petersen agierten sehr variabel und rochierten häufig. In der Rückwärtsbewegung wussten die Berliner nicht, wie diese beiden Gegenspieler zu übergeben waren. Aus einer solchen Situation entstand auch das 2:2, Herthas erstes Kontergegentor der Saison.
  • Hertha-Coach Luhukay reagierte früh auf die Defensivproblematik und holte den jungen Brooks vom Feld. Hosogai rückte daraufhin in die Innenverteidigung, Niemeyer sollte die Kreise von Hunt einengen. Das gelang dann auch deshalb besser, weil Werder im Laufe der Partie unsicherer im Passspiel wurde und seine Offensivspieler nicht mehr effektiv einzusetzen vermochte.
  • Die Hauptstädter wurden besonders über die linke Angriffsseite gefährlich. Schulz schaltete sich gegen den im Rückwärtsgang behäbigen Elia immer wieder sinnvoll in die Offensive ein und stellte im Verbund mit dem agilen Skjelbred Überzahl her. Zusammen mit dem Herausrücken der Bremer Innenverteidiger riss Hertha auf dieser Seite die größten Löcher für sein Offensivspiel auf.
  • Über die gesamte Spielzeit gesehen fehlte Werders Angriffsspiel die nötige Struktur. Einige vielversprechende Situationen blieben bereits im Ansatz stecken, weil Bälle vertändelt wurden oder die Laufwege nicht passten. Auch die Körpersprache ließ in Teilen zu wünschen übrig. Zusammen mit der defensiven Instabilität reicht diese Mischung derzeit nicht aus, um eine Partie konstant durchzuspielen.

Hertha - Bremen: Die Statistik zum Spiel