Guardiola: Und wieder was gelernt

Pep Guardiola (hier mit Mario Götze) hat von 19 Pflichtspielen als Bayern-Coach 16 gewonnen
© Getty

Der FC Bayern München liefert gegen Augsburg sein bestes Heimspiel dieser Saison ab und baut die Tabellenführung aus. Ihren Trainer scheinen die Bayern jedes Mal aufs Neue zu überraschen.

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Pep Guardiola hat sich schön ins gemachte Nest gesetzt. Er hat die beste Mannschaft Europas übernommen und den Kader nach seinem Gusto (Thiago) nochmal verbessert.

Und weil seine Spieler so talentiert und intelligent sind, wie es der Spanier gerne selbst betont, haben sie seine Veränderungen im Spielstil bislang auf dem Platz auch so gut hinbekommen, dass Guardiola als Bayern-Trainer von einem Rekord zum nächsten eilt, obwohl er erst seit drei Monaten im Pflichtspielbetrieb in der Münchner Coaching Zone steht.

32 Punkte in den ersten 12 Bundesligaspielen - das hatte noch kein neuer Trainer geschafft. Nicht bei Bayern und auch sonst nirgendwo. Mit 37 Spielen in Folge ohne Niederlage hat der FC Bayern zudem die Uralt-Bestmarke des Hamburger SV aus dem Jahr 1983 gelöscht.

Rekorde nichts Besonderes

Für Guardiola haben Rekorde aber seit jeher nur eine geringe Bedeutung.

"Wenn man Trainer beim FC Barcelona und beim FC Bayern ist, sind Rekorde nichts Ungewöhnliches. Ich hatte bis jetzt großes Glück in meiner Trainerkarriere, dass ich diese Mannschaften mit diesen unglaublichen Spielern trainieren durfte. Bei vielen anderen Vereinen ist es nicht möglich, solche Rekorde aufzustellen", sagte er nach dem 3:0 gegen den FC Augsburg.

Für Guardiola zählen ganz andere Dinge. Er hat sich dem Perfektionismus verschrieben, Siege sind für ihn nicht einfach nur Siege. Jeder einzelne sollte möglichst spektakulär sein.

Nachdem seine Mannschaft im Heimspiel gegen Mainz 05 erst ab der 46. Minute vernünftigen Offensivfußball zeigte, empfahl Guardiola den Zuschauern, beim nächsten Mal doch besser erst zum Anpfiff der zweiten Halbzeit im Stadion zu erscheinen.

Ribery: "So macht es Spaß"

Gegen Augsburg waren seine Spieler deutlich früher auf der Höhe. Vom Anpfiff weg hatten die Münchner totale Spielkontrolle, gingen bald in Führung und lieferten insgesamt das beste Heimspiel in dieser Saison ab.

"Wir dürfen nicht immer an irgendwelche Rekorde denken. Wir müssen so spielen wie gegen Augsburg, denn das macht Spaß", sagte Franck Ribery, der in der Offensive erneut auffälligster und bester Bayernspieler war und nicht nur wegen seines Freistoßhammers zum 2:0 einen weiteren Beweis lieferte, warum nur er Weltfußballer des Jahres werden kann.

Nach dem mühsamen 2:1-Sieg in Hoffenheim letzten Samstag hatte Guardiola angekündigt, ein paar Korrekturen vornehmen zu wollen, denn so könne der FC Bayern nicht spielen. In Pilsen war noch kein Fortschritt erkennbar, dafür aber gegen Augsburg: mehr Dominanz, mehr Laufbereitschaft, weniger Fehlpässe.

Martinez als Libero

Die Spieler scheinen ihren Trainer jedes Mal aufs Neue zu überraschen. "Jedes Spiel ist eine Lektion für mich, meine Mannschaft besser zu verstehen", sagte Guardiola.

Gegen Augsburg hat Guardiola gelernt, dass Philipp Lahm im Mittelfeld auch als Schweinsteiger-Ersatz und Partner von Toni Kroos funktioniert. Dass Javi Martinez nach vielen Verletzungen allmählich wieder die von Uli Hoeneß so geschätzten Qualitäten des Ballstealers erlangt und ihm die Rolle des verkappten Liberos im Spielaufbau durchaus liegt.

Und dass die Bayern bei eigenen Standards immer gefährlicher werden. Sechs der letzten sieben Ligatore fielen nach Freistößen, Ecken oder durch Elfmeter. "Manchmal gewinnt man eben durch Standards. Aber wir haben gut gespielt und fahren jetzt mit Rückenwind nach Dortmund", sagte Torschütze Jerome Boateng.

Nächstes Ziel: Dortmund schlagen

Der Vergleich mit dem BVB kommt für die Bayern zu einem scheinbar günstigen Zeitpunkt. Dortmund hat zwei Spiele binnen vier Tagen verloren und mit einem Sieg würde man den schärfsten Verfolger bis auf sieben Punkte distanzieren.

"Wir fahren nach Dortmund, um zu gewinnen, auch wenn das dann noch längst keine Vorentscheidung im Meisterkampf wäre", sagte Toni Kroos.

Jetzt steht aber erstmal die nächste Länderspielpause an. Eigentlich ein Unding, wenn unmittelbar danach das vielleicht aufregendste Spiel der ganzen Saison ansteht. "Es sind viele Spieler unterwegs, für Frank [Ribery] und Mandzu [Mandzukic] geht es noch um die WM-Teilnahme. Ich hoffe, dass alle Spieler gesund zurückkommen, damit wir gegen Dortmund gerüstet sind", sagte Philipp Lahm.

Bayern - Augsburg: Daten zum Spiel

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