Systematische Verunsicherung

Von Jochen Tittmar
Dortmund kassierte gegen Schalke erstmals nach 30 Heimspielen wieder ein Tor in der ersten Halbzeit
© Getty

Verunsicherung statt Überraschungseffekt - das war das Ergebnis des Experiments Systemumstellung, mit dem Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp im Revierderby gegen Schalke 04 auf die Verletzungsproblematik innerhalb seines Kaders reagieren wollte. Schalke trat derweil den Gegenbeweis zu einer grauenhaften Statistik der Vorsaison an.

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Klopp ließ somit insgesamt sieben Spieler auf für sie ungewohnte Positionen rotieren - eine für den Trainer recht untypische Maßnahme. Bislang reagierte Klopp auf Ausfälle derart, dass er die vakanten Positionen eins zu eins nachbesetzte und nur wenig am Grundgerüst des Teams veränderte. Untypisch dazu, die Dreierkette nach einer Länderspielpause auszupacken, wo doch nach der Rückkehr der Nationalspieler grundsätzlich nur wenig Zeit bleibt, um in den Trainingseinheiten ein Update für eine neue Variante vorzunehmen.

Statt einem Überraschungseffekt regierte so von Beginn an eine allgemeine Verunsicherung im Dortmunder Spiel, das in allen Mannschaftsteilen nicht aufeinander abgestimmt wirkte und reihenweise Fehlpässe produzierte. Klopp musste schnell einsehen, dass er sich ordentlich vercoacht hatte und korrigierte die Maßnahme nach einer guten halben Stunde wieder zugunsten des 4-2-3-1 - und überraschte erneut, indem er Lukasz Piszczek nicht rechts, sondern links in die Viererkette stellte und Sven Bender erstmals beim BVB auf der Gegenseite spielte.

Klopp: "Ich nehme das gerne auf meine Kappe"

Piszczek bekleidete letztlich drei Positionen (rechtes Mittelfeld, linker Verteidiger, rechter Verteidiger) während der 90 Minuten. Er steht in gewisser Weise als Sinnbild für die gesteigerte Form der Klopp'schen Rotation, die die anfängliche Verkrampfung niemals lösen konnte.

"Ich wollte mit der Systemumstellung der Mannschaft helfen", erklärte Klopp nach Spielschluss. "Das hat ehrlich gesagt nicht so gut geklappt. Wir haben nicht gut gespielt. Ich nehme das gerne auf meine Kappe."

Ganz anders verfuhr sein Pendant auf Schalker Seite. Huub Stevens beließ sein Team, das jetzt nur eine Niederlage aus den bisherigen elf Pflichtspielen der Saison hinnehmen musste, im gewohnten Schema und nahm auch nach Bekanntgabe der Dortmunder Aufstellung keine kurzfristigen Änderungen vor.

Schalke: Endlich ein Sieg in einem Topspiel

Schalke musste zwar kein herausragendes Spiel abliefern, legte jedoch über die gesamte Spielzeit eine außerordentliche taktische Reife an den Tag.