Sebastian Kehl (Borussia Dortmund): "Gelb-Rot hat dazu geführt, dass es hektisch wurde und nochmal Stimmung aufkam. Rafinha hatte Glück, dass er nicht Rot sah. Leider haben wir es in Überzahl nicht geschafft, das Spiel für uns zu entscheiden. Das heutige Spiel ist sicher mit dem in drei Wochen nicht vergleichbar, die Brisanz wird nochmal eine ganz andere sein."
Matthias Sammer (Sportvorstand FC Bayern): "Zwischendurch gab es ein paar Szenen, in denen die Emotionen hochgekocht sind, verbal und manchmal auch ein bisschen nah, trotzdem mit Respekt. Das kann ich zumindest von meiner Seite aus sagen."
Manuel Neuer (Bayern München): "Ich glaube, dieses Spiel wird nie ein Freundschaftsspiel sein. Es ist immer eine Herausforderung für uns, gegen Dortmund zu spielen. Man hat es gemerkt, wir sind richtig in die Zweikämpfe gegangen. Es war grenzwertig, aber es war nicht böswillig gemeint. Es ist ein Männersport."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Dortmund ohne die verletzten Piszczek und Götze. Klopp lässt zudem Reus, Bender und Hummels auf der Bank. Die erste Elf kann sich aber dennoch sehen lassen. Gündogan beginnt auf der Zehn, Schieber kommt über rechts.
Ganz anders die Bayern. Außer Neuer, Alaba (diesmal im linken Mittelfeld), van Buyten und Boateng gibt es sieben Änderungen in der Startelf im Vergleich zum 3:0 in Barcelona. Robben, Ribery, Lahm, Dante und Schweinsteiger sind in München geblieben. Zum ersten Mal überhaupt im Kader der Profis steht Vladimir Rankovic.
9.: Glänzender öffnender Pass von Pizarro rechts raus auf Shaqiri. Dortmunds Abwehr entblößt, Shaqiri stürmt in den Strafraum, zögert mit dem Schuss aber viel zu lange, der dann von Subotic geblockt wird.
11., 1:0, Großkreutz: Sahin schickt Kuba auf rechts. Boateng hält Sicherheitsabstand, die Flanke kommt auf den langen Pfosten, wo Contento Großkreutz nicht auf der Rechnung hat. Großkreutz nimmt die Kugel volley mit rechts - unterm Dach schlägt's ein.
14.: Gündogan muss raus. Leichte Beschwerden am linken Oberschenkelbeuger. Vorsichtsmaßnahme von Klopp. Leitner kommt.
23., 1:1, Gomez: Sahin lässt Rafinha vom rechten Strafraumeck flanken. Subotic steht viel zu weit weg von Gomez, der den Ball aus neun Metern gegen Weidenfellers Laufrichtung in die lange rechte Ecke köpft.
31.: Lewandowski narrt Boateng und van Buyten im Bayern-16er und steht blank vor Neuer, der den spitzen Winkel von links verkürzt und zur Ecke pariert.
44.: Alaba steht klasse durch auf Gomez, der erneut Subotic entwischt. Haken gegen Schmelzer, Schuss aus 13 Metern, Weidenfeller klärt mit dem Fuß.
58.: Elfmeter für den BVB. Sahin probiert's aus 20 Metern und trifft Boateng am rechten Schulterblatt. Gagelmann zeigt auf den Punkt. Lächerlich.
60: Neuer hält gegen Lewandowski. Schuss nach rechts, Neuer taucht die Kugel aus der Ecke.
65.: Gelb-Rot für Rafinha: Der Brasilianer fährt im Zweikampf mit Kuba den Ellbogen aus und trifft den Dortmunder im Gesicht. Das war eigentlich glatt Rot.
85.: Bayern mit dem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Sahin schickt Schieber links in den 16er, der abschließen muss, doch der Ball springt ihm vom Fuß und Neuer packt zu.
Fazit: Leistungsgerechte Punkteteilung in einem nach der Pause hitzigen Spiel zwischen Meister und Ex-Meister. Ein knapper Punktsieg für Bayerns B-Elf gegen Dortmunds 1b-Elf.
Der Star des Spiels: Jerome Boateng. Mausert sich vom Bankspieler allmählich zum unverzichtbaren Innenverteidiger bei Bayern. Gewann 70 Prozent seiner Zweikämpfe und legte gemeinsam mit van Buyten Lewandowski größtenteils an die Kette.
Der Flop des Spiels: Rafinha. Hatte defensiv Probleme auf seiner rechten Seite und gewann nur 39 Prozent seiner Zweikämpfe. Im Spiel nach vorne gefällig und mit der Flanke zum 1:1. Flog dann aber wegen einer Tätlichkeit völlig zu Recht vom Platz. Ganz schwach beim BVB: Schieber.
Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann machte mehrere Fehler bei der Zweikampfbewertung. Gelb für Gustavo (39.) für ein Foul an Schmelzer war zu hart. Ein Witz dann der angebliche Handelfmeter. Korrekt dagegen, Rafinha vom Platz zu stellen. War aber eigentlich glatt Rot.
Die Trainer:
Jürgen Klopp verzichtete auf die ganz große Rotation. Vor dem Spiel gab er an, dies auch nicht geplant zu haben. Musste nach einer Viertelstunde auf die Verletzung von Gündogan reagieren und brachte Leitner. Lieferte sich mit Matthias Sammer nach dem Platzverweis ein Wortgefecht, gab dem Sportvorstand der Bayern aber dann auf Initiative von Gagelmann die Hand. Brachte in Überzahl Reus für Kehl.
Jupp Heynckes nahm einige Stars gar nicht erst mit nach Dortmund. Müller und Martinez füllten die Ersatzbank mit den Youngstern Can, Hojbjerg, Weihrauch und Rankovic auf. Wechselte nach Rafinhas Gelb-Roter Karte Can ein und brachte später Müller für Pizarro.
Das fiel auf:
- Die Bayern in den ersten Minuten sehr ballsicher, aber ohne Tempo im Spiel nach vorne. Dortmund wartete ab und brauchte zehn Minuten, ehe die Zweikämpfe gesucht wurden. Gündogan nutzte seine Position eine Linie weiter vorne und ging ins Pressing. Hier fehlte ihm aber die Unterstützung von Lewandowski, Schieber und Kuba.
- Dem 1:0 ging der erste vernünftige Angriff des BVB voraus. In der gesamten ersten Halbzeit wirkte Dortmund im Angriff überhastet. Über die Flügel kam zu wenig Druck.
- Bayerns B-Elf spielte nicht aufregend, hatte aber leichte Vorteile im umkämpften Mittelfeld. Die eher rustikalen Gustavo und Tymoschtschuk fingen einige Bälle von Sahin und Kehl ab. Bayern kam vor allem über die rechte Seite immer wieder durch. Schmelzer und Schieber ließen große Lücken zu, die der schnelle Shaqiri nutzte, den Querpass aber nie zum Mitspieler bringen konnte. Bayern in der ersten Halbzeit mit 60 Prozent Ballbesitz.
- Dortmund nach der Pause aggressiver, aber weiter ohne Ruhe im Spiel. Durch die Hektik nach dem Elfmeter und dem Platzverweis für Rafinha wurde das Spiel freilich nicht besser. Der BVB ging in Überzahl auf das Siegtor, konnte sich aber keine Torchance mehr herausspielen.
- Wieder einmal zeigte sich, dass die Bank des BVB nicht gut genug ist. Schieber fiel total ab, defensiv und offensiv schwach. Kehl und Sahin bekamen das Mittelfeld nie in den Griff und Leitner war mit der Rolle als Zehner nach Gündogans Auswechslung überfordert.
Dortmund - Bayern: Daten zum Spiel