Bruno Labbadia (Trainer Stuttgart): "Die Niederlage ist sehr bitter für uns. Man kann nicht sagen, dass der Sieg für Leverkusen unverdient war, aber wir hätten das Spiel auch gewinnen können. Wir haben leidenschaftlich zusammen verteidigt, aber leider in der zweiten Halbzeit bei zwei richtig guten Möglichkeiten den Sack nicht zu gemacht."
... über Dreifach-Belastung des VfB: "Wir sind nicht darauf ausgerichtet, um auf drei Wettbewerben mitzutanzen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bayer mit Kadlec hinten links, Boenisch nur auf der Bank. Ebenso wie Rolfes, der Sam weiche muss. Castro geht links ins defensive Mittelfeld, Sam kommt vorne über rechts.
Bei den Gästen fällt Niedermeier verletzt aus. Rüdiger spielt dafür in der Innenverteidigung. Boka ist rechtzeitig fit. Okazaki muss auf die Bank, für ihn beginnt Holzhauser im zentralen Mittelfeld.
12., 0:1, Ibisevic: Langer Ball in die Spitze. Wollscheid und Schwaab stehen zu weit auseinander. Ibisevic nimmt mit der Brust mit, wird dann von Wollscheid rasiert. Die Frage: Außerhalb oder im Sechzehner? Stark entscheidet auf Strafstoß. Ibisevic macht's selbst. Strammer Schuss ins linke Eck. Leno chancenlos.
17.: Ecke Castro von links, an den Fünfer. Ulreich kommt kurz raus, bleibt dann stehen. Kießling bekommt den Kopfball gegen Gentner und Harnik, köpft aber knapp drüber.
39.: Sam dreht sich zu schnell für Boka, dem nun schwindelig sein dürfte, und setzt Bender wundervoll in Szene. Sein Schuss aus zwölf Meter kann Ulreich aber parieren.
42.: Weiter Ball von Bender. Eigentlich völlig ungefährlich, aber Rüdiger verschätzt sich ordentlich und verlängert in den Lauf von Kießling. Der lupft über Ulreich, aber Tasci klärt das Ding deutlich vor der Linie.
56.: Holzhauser setzt sich etwas glücklich gegen Carvajal durch, legt dann auf Traore ab. Der sieht den mitgelaufenen Gentner 20 Meter vor dem Tor. Sein strammer Schuss ist aber kein Problem für Leno.
63.: Super Konter VfB. Ibisevic sieht rechts die Lücke und passt auf Sakai. Der ist alleine vor Leno, schießt den aber aus kurzer Distanz nur an.
71.: Toller Doppelpass zwischen Ibisevic und Gentner, der gleich vier Leverkusener aus dem Spiel nimmt. Gentner frei vor Leno, verzieht dann aus halbrechter Position aber weit.
77.: Getümmel im VfB-Strafraum. Hegeler kommt acht Meter vor dem Tor irgendwie an den Ball, zielt aber genau auf Ulreich.
82., 1:1, Kießling: Hegeler schießt Molinaro aus kurzer Distanz an den nach oben gerissenen Arm. Stark zeigt auch hier auf den Punkt. Kießling ganz lässig, lupft einfach in die Mitte. Ulreich fliegt nach links.
86., 2:1, Bender: Der VfB bekommt den Ball nicht aus dem Strafraum. Kießling scheiterte an Ulreich, auch den zweiten Ball können die Schwaben nicht löschen und Bender köpft den Ball ganz überlegt über Ulreich ins Tor.
Fazit: Auch wenn die Statistik klar für Leverkusen spricht: Der Sieg war am Ende auch schmeichelhaft. Stuttgart hatte bis zur Schlussphase genügend Chancen, die Entscheidung zu besorgen. Leverkusens Moral wurde aber noch belohnt.
Der Star des Spiels: 80 Minuten lang war Stefan Kießling bei den sehr starken Serdar Tasci und Antonio Rüdiger abgemeldet. Dann traf er aber wie immer gegen den VfB zum Ausgleich - sein zwölftes Tor gegen die Schwaben im achten Spiel. Und bereitete den Siegtreffer durch Bender mit seinem Schuss quasi vor.
Der Flop des Spiels: Sydney Sam bekam mal wieder das Vertrauen, konnte seine Chance aber nicht nutzen. Hatte kaum Aktionen, wurde Mitte der zweiten Halbzeit von den eigenen Fans ausgepfiffen.
Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark entschied in der kniffligen Elferszene auf ein Foul im Strafraum. In Echtzeit und auf Grund der Dynamik der Aktion kann Stark durchaus zu der Entscheidung kommen, das eigentliche Foulspiel auf die Linie zu legen. Übersah allerdings das Handspiel in der Aktion davor von Harnik. Der Handelfmeter für Leverkusen war absolut korrekt.
Die Trainer:
Sascha Lewandowski setzte mit der Hereinnahme von Sam auf noch mehr Geschwindigkeit und erhoffte sich durch Castro auf der Triple-Sechs zusätzliche spielerische Impulse. Ersetzte den verletzten Toprak in der Innenverteidigung natürlich eins-zu-eins mit Schwaab. Stellte dann zur Pause um auf zwei Sechser und positionierte Hegeler etwas vorgezogen. Schürrle rückte weiter auf den linken Flügel raus.
Bruno Labbadia wollte durchaus aus einer gut gestaffelten Defensive heraus kontern. Dass sich seine Mannschaft aber derart wenig um eigenen Ballbesitz bemühte, war in der Art sicherlich nicht geplant. Wartete viel zu lange mit den Wechseln in der Schlussphase und reagierte erst, als die Mannschaft in Rückstand geriet.
Das fiel auf:
- Der frühe Rückstand war für Bayers eigentlichen Spielplan pures Gift. Bis zur Pause hatte Leverkusen barcaeske 74 Prozent Ballbesitz, fand aber gegen den Stuttgarter Riegel spielerische kein Mittel. Die Relation zwischen Ballbesitz und Torchancen stimmte bei Bayer überhaupt nicht.
- Bayer fehlte das nötige Tempo in seinen Aktionen, sodass sich die Stuttgarter auch in den wenigen Unterzahlsituationen auf den Seiten wieder schnell formieren konnte. Das Problem waren hier besonders die Bälle aus dem Zentrum heraus, wo nicht mit einem Kontakt gespielt wurde, sondern das Tempo verschleppt wurde.
- Der VfB verließ nach der Pause seine total destruktive Linie nach der Pause ein wenig und spielte die Angriffe von hinten heraus endlich auch mal wieder aus - anstatt die Bälle nur nach vorne zu schlagen. Und gleich hatten die Gäste auch wieder vernünftige Spielzüge und Chancen.
- Stuttgart geriet am Ende durch die Einwechslung eines dritten Mittelstürmers (Milik) immer mehr unter Druck und wurde plötzlich konfus.
- Am Ende wurde es für den VfB im 38. Pflichtspiel und nur drei Tage nach der Pokal-Partie gegen Bochum auch eine Frage der Kraft und Konzentration. Warum Labbadia nicht früher reagierte und offensichtlich ausgelaugte Spieler wie Harnik oder Holzhauser runternahm, war kaum nachvollziehbar.
Leverkusen - Stuttgart: Daten zum Spiel