BVB gewinnt mitreißendes Spitzenspiel bei Bayer

Von Stefan Rommel / Christoph Köckeis
Das 0:1: Reus (M.) lupft den ball über Bayer-Keeper Leno ins Netz
© Getty

Borussia Dortmund hat das Spitzenspiel des 20. Spieltags bei Bayer Leverkusen mit 3:2 (2:0) gewonnen und sich an Bayer vorbei auf Platz zwei der Tabelle geschoben.

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Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund) über den Erfolg: "Hier werden nicht viele gewinnen. Leverkusen ist unglaublich stark. Sie sind ein bisschen stark von Kießling abhängig, das ist ein Superspieler, ich mag ihn. Aber die waren immer gefährlich. Jedes Tor von Leverkusen war verdient."

Rudi Völler (Sportchef Leverkusen): "Wir haben Dortmund ein tolles Spiel geliefert. Auch in der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht, in der zweiten Halbzeit noch viel besser. Wir haben mit den Mitteln der Dortmunder gekämpft. Von einer Spitzenmannschaft wird eben jeder kleine Fehler bestraft, das ist natürlich dann brutal."

Philipp Wollscheid (Leverkusen): "Es sind zwei Spitzenmannschaften aufeinander getroffen. Die Mannschaft hat sich geil rangekämpft. Dann hat jeder im Stadion gesehen, was passiert ist, das ist unerklärlich. So habe ich die Mannschaft um ihren Lohn gebracht. Da darf man sich nicht zu schade sein, den Ball ins Aus zu schießen. Das ist Scheiße für die Mannschaft."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Leverkusen mit der besten Elf am Start, Lewandowski/Hyypiä haben keine Ausfälle zu beklagen. Der BVB muss auf den erkrankten Weidenfeller verzichten, Langerak beginnt dafür. Dazu rückt Sven Bender für Kapitän Kehl auf die Doppel-Sechs. Großkreutz und Sahin wie zuletzt auch auf der Bank.

1.: Rolfes schaufelt in die Gasse, wo Castro in Hummels' Rücken einläuft. Heber über Langerak - aber auch übers Tor.

3., 0:1, Reus: Gündogan kommt zu Fall, Aytekin lässt gut den Vorteil laufen. Lewandowski nimmt den Ball auf und spielt sofort den Sensationspass in die Gasse auf Reus. Der lupft den Ball aus vollem Lauf über Leno, rechts ins Eck. Überragendes Tor.

9., 0:2, Blaszczykowski: Götze steckt auf Lewandowski durch. Der spitzelt den Ball vor Leno weg, der ihn klar am Fuß trifft. Elfer. Blaszczykowski verlädt Leno, schickt den ins rechte und schiebt selbst ins linke Eck ein.

50.: Boenisch flankt von links an den Fünfer. Kießling-Kopfball aus fünf Metern. Langerak überragend. Den Nachschuss knallt Lars Bender aus neun Metern aufs Tor. Langerak schon geschlagen, Hummels rettet mit dem Bauch auf der Linie.

58., 2:1, Reinartz: Carvajal lupft auf Kießling, der nicht im Abseits steht. Der tanzt Piszczek in einer perfekten Bewegung aus und legt mit links zur Mitte. Reinartz rutscht in den Ball und drückt aus vier Metern über die Linie.

62., 2:2, Reinartz: Freistoß in den Dortmunder Strafraum. Hummels bleibt stehen und reklamiert Abseits. Boenisch kann den Ball ohne Mühe zur Mitte köpfen. Reinartz springt da am höchsten und köpft den Ball in den rechten Knick.

63., 2:3, Lewandowski: Wollscheid spielt den zu kurzen Rückpass auf Leno. Götze setzt energisch nach und spitzelt den Ball im Fallen zur Mitte. Lewandowski ist da und drückt aus 14 Metern ins leere Tor ein.

70., Leno hält Foulelfmeter von Blaszczykowski: Lewandowski dringt rechts in den Strafraum ein, verfolgt von Boenisch. Der mit dem dämlichen Hakler am Knöchel. Blaszczykowski verzögert den Anlauf und schiebt dann nach rechts. Leno ist unten und hat den Ball sogar sicher.

Fazit: Tolles Spitzenspiel mit vielen Torszenen, aber auch Fehlern auf beiden Seiten und zwei völlig verschiedenen Halbzeiten. Am Ende ein etwas glücklicher Sieg für den BVB. Ein Remis wäre in Ordnung gewesen.

Der Star des Spiels: Robert Lewandoski war von Toprak und Wollscheid kaum zu halten. Leitete das 0:1 überragend ein, holte zwei Elfmeter raus und traf selbst zum 2:3. Stark bei Bayer: Sam, der nach seiner Einwechslung wirbelte und dem BVB jede Menge Probleme bereitete.

Der Flop des Spiels: Jakub Blaszczykowski hatte bis zu seiner Auswechslung nur 19 Ballkontakte und war in der feurigen zweiten Halbzeit gefühlt komplett aus dem Spiel. Ließ Boenisch immer wieder an- und bis zur Grundlinie durchlaufen. Hätte das Spiel mit seinem zweiten Elfmeter (vermeintlich) früher entscheiden können, scheiterte mit seinem Schüsschen aber.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin hatte jede Menge zu tun, lag in einem intensiven Spiel aber bei den wichtigen Entscheidungen richtig. Beide Elfmeter gehen voll in Ordnung, die persönlichen Strafen auch. Lediglich ein paar Fehler in der Zweikampfbewertung, so bei Topraks Check gegen Götze, der zwingend einen Freistoß hätte nach sich ziehen müssen (85.).

Die Trainer:

Sascha Lewandowski reagierte zur Pause auf die Probleme seiner Mannschaft und richtete sein Team offensiver aus. Sam spielte als echter Flügelstürmer an der Seitenlinie, dafür wechselte der spielstarke Castro ins Mittelfeld an Stelle von Rolfes. Ein gelungener Schachzug von Lewandowski.

Jürgen Klopp reagierte nicht im besonderen Maße auf die schwierige Phase nach der Pause - wobei das Coaching trotzdem gewohnt emotional und energisch war. Legte sich nach dem 2:3 mit einigen Fans an und wurde von Aytekin ermahnt. Nahm spät den blassen Blaszczykowski für Großkreutz runter.

 

Das fiel auf:

 

  • Bayers Problem, das die Verteidigungsstrategie mit sich bringt, nutzte der BVB in den ersten Minuten clever aus. Die kurzen Phasen der Unterzahl auf den Flügeln, die fürs Leverkusener Defensivspiel prägnant sind, suchte Dortmund immer wieder für schnelle Kombinationen. Lewandowski rotierte dafür auch aus dem Zentrum nach außen, um als zusätzliche Anspielstation noch mehr Gästespieler in Ballnähe zu bringen. Bayer hatte dagegen 20 Minuten lang kein Rezept. Lars Bender und Rolfes, die davor mehr zur Mitte orientiert waren, rückten dann einen Tick weiter nach außen.
  • Vollendet wurden die Dortmunder Angriffe allerdings wie so oft durch die Mitte. Die Zuspiele in die Tiefe vor den beiden Toren waren schlicht weltklasse und sind ohne den nötigen Druck auf den Ball auch kaum zu verteidigen.
  • Leverkusen blieb sich treu und attackierte den Gegner erst ab der Mittellinie. Der BVB dagegen lief Bayer in hohem Tempo auch tief in deren eigener Hälfte an und störte so den Spielaufbau in der ersten Hälfte immer wieder erfolgreich.
  • Mit Castros Rückbeorderung ins Mittelfeld bekam Bayers Spiel deutlich mehr Linie und Tempo. Bis zum Anschlusstreffer hatte Bayer unglaubliche acht zu eins Torschüsse - in gerade einmal 13 Minuten. Bayer machte die Dortmunder linke Seite mit dem nicht immer akkurat verteidigenden Reus als Schwachstelle aus und drückte hier aufs Tempo.
  • Dazu wurde der BVB in seinen Aktionen zu lässig. In der Abwehr und im Spielaufbau unterliefen den Gästen einfache Fehler, die Körperspannung war weg. So verloren die Gäste einen Ball nach dem anderen und liefen über weite Strecken der zweiten Halbzeit nur noch hinterher.
  • Erst nach der neuerlichen Führung stabilisierte der BVB seine Defensive, blieb aber trotzdem anfällig. Ein selten gesehenes Abwehrverhalten - selbst in den weniger erfolgreichen Spielen der Hinrunde gestattete der BVB den Gegner nicht so viele Torschüsse (27!) und klare Torchancen.

 

 

Leverkusen - Dortmund: Daten zum Spiel