HSV gewinnt wildes Nordderby

Von Für SPOX in Hamburg: Stefan Rommel
Uwe Seeler wäre stolz gewesen: Assani Lukimya (2. v. l.) trifft zur Führung für Werder Bremen
© Getty

Der Hamburger SV hat das Nordderby gegen Werder Bremen gewonnen. In einer rassigen und bisweilen turbulenten Partie behielt der HSV mit 3:2 (1:1) die Oberhand.

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hamburg wie erwartet. Skjelbred bekommt im rechten Mittelfeld den Vorzug vor Arslan.

Bremen baut im Vergleich zur Vorwoche stark um. Hunt (Grippe) ist nicht rechtzeitig fit. Dazu fliegen Prödl und Elia aus der Mannschaft. Auch der unter der Woche kranke Arnautovic sitzt nur auf der Bank. Dafür beginnen Ignjovski, Fritz und erstmals nach einer gefühlten Ewigkeit Ekici. Petersen wieder im Sturmzentrum.

9., 0:1, Lukimya: Ignjovski schaufelt eine Flanke von rechts an den Fünfer. Bruma steht gegen zwei Gegner. Lukimya ist mit dem Hinterkopf am Ball und verlängert ins linke untere Eck. Der Ball klatscht an den Innenpfosten und von da ins Tor.

23., 1:1, Son: Der Koreaner im Eins-gegen-Eins links im Strafraum gegen Gebre Selassie. Geht viel zu leicht vorbei und zieht aus sehr spitzem Winkel ab. Mielitz fliegt der Ball über die Fäuste ins rechts oben in den Knick. Der war haltbar.

36.: Schöne Bremer Kombination über rechts. Gebre Selassie legt zurück an den Fünfer. De Bruyne mit der Direktabnahme, aber nur ans Außennetz.

37.: Jansen wieder einmal links durch. Der Rückpass an den Elfer findet Van der Vaart, der den Ball aber im Fallen nahmen muss und verzieht.

46., 2:1, Aogo: Diekmeier flankt von rechts an den Fünfer. Sokratis haut am Ball vorbei. Dann flippert die Kugel zwischen Lukimya und Son, bis Aogo dazwischen geht. Der bekommt den Ball an den rechten Arm und versenkt aus vier Metern.

52., 3:1, Rudnevs: Konter HSV. Son auf Aogo, der die komplette linke Seite frei vor sich hat. Aogo marschiert und bringt die Flanke an den Fünfer, wo Rudnevs den Ball nur eindrücken braucht - das allerdings aus knapper Abseitsstellung.

54., 3:2, Sokratis: Jansen klärt direkt in Gebre Selassies Füße. Der legt rüber auf Sokratis. Harmloses Schüsschen aus 16 Metern, noch leicht verdeckt durch Bruma. Adler mit dem riesen Bock, lässt den Ball unterm Körper ins Tor rutschen.

56.: Konter HSV, Son in die Mitte - aber in den Rücken von Van der Vaart. Der versucht es mit dem Hackentrick, verzieht aber.

62.: Arnautovic ist rechts frei durch. Perfekte Flanke an den Fünfer. De Bruyne aber mit dem falschen Timing beim Flugkopfball, setzt das Ding frei vor Adler drüber.

80., Gelb-Rot gegen Fritz: Bremens Kapitän kommt im Laufduell mit Arslan zu spät und senst den um. Klare Sache.

90.+1: Gelb-Rot gegen Arnautovic: Der Österreicher meckert und sieht Gelb. Dann deutet er einen Schuss auf Kinhöfer an und sieht Rot.

Der Star des Spiels: Dennis Aogo machte das beste Spiel seit langem für den HSV. Aogo marschierte über links unentwegt nach vorne, beschäftigte seine Gegenspieler, räumte im Zentrum bei Bedarf auch in der Defensive ab. Klasse Laufleistung mit 11,7 Kilometern - die meisten seiner Mannschaft. Dazu eine Passquote von 86 Prozent und das Tor zum 2:1, welches allerdings nicht astrein war.

Der Flop des Spiels: Theodor Gebre Selassie war in der Offensive noch einigermaßen gut unterwegs, defensiv aber nahe am Totalausfall. Hielt seine Seite nicht dicht, wurde von Jansen oder Aogo immer wieder überlaufen. Viel zu läppisch im Zweikampf vor dem Ausgleich, beim dritten Gegentreffer meilenweit vom Geschehen weg. Die Auswechslung nach 55 Minuten war überfällig.

Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer begann mit einer sehr kleinlichen Linie, wobei sich der HSV in der einen oder anderen Situation benachteiligt fühlte. Allerdings macht Kinhöfer in der ersten Halbzeit keine gravierenden Fehler. Das änderte sich nach dem Wechsel, als das Gespann erst Aogos Armeinsatz und dann Rudnevs Abseitsstellung übersah. Die Platzverweise gingen beide in Ordnung, allerdings war die erste Gelbe für Fritz diskussionswürdig.

Die Trainer:

Thorsten Fink vertraute seiner Stammelf, verordnete Van der Vaart nach 20 Minuten eine etwas tiefere Position, um das Spiel zu beruhigen. Sehr offensives Coaching des HSV-Trainers, der fast die kompletten 90 Minuten am Spielfeldrand stand.

Thomas Schaaf stellte teils krankheitsbedingt, teils gewollt ordentlich um und wurde mit einer im Verbund ordentlichen Defensivleistung belohnt. Gegen die immer zahlreicher werdenden individuellen Fehler war auch der Trainer machtlos. Die Lehren aus dem Dortmund-Spiel waren offenbar doch tiefgreifender Natur, als es Schaaf unter der Woche zugeben wollte. Schaaf reagierte auf Gebre Selassies Fehlverhalten nach der Pause, stellte Ignjovski nach rechts hinten und Arnautovic dafür ins Mittelfeld. Danach wechselte Schaaf erst wieder kurz vor Schluss und brachte Prödl als starken Kopfballspieler für die Offensive. Elia blieb auf der Bank.

Das fiel auf:

 

  • Der HSV in den ersten 20 Minuten mit unheimlich vielen leichten Fehlern im Spielaufbau - weder Bruma, noch Westermannn und schon gar nicht der fahrige Badelj bekamen Ruhe in ihre Aktionen am Ball. Zweites Hamburger Problem: Van der Vaart war null im Spiel, rückte einige Meter zu hoch und war so nicht das benötigte Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff.
  • Bremen begann konzentriert, wenngleich auch nicht fehlerfrei. Aber die Gäste profitierten von den Hamburger Unzulänglichkeiten und kombinierten schnell und schnörkellos nach vorne. Ekici als zentrale Anspielstation wusste in der Phase sehr zu gefallen.
  • In der Zeit um den Ausgleichstreffer wurde der HSV sicherer und machte die rechte Bremer Seite mit Ignjovski und Gebre Selassie als Schwachstelle der Gäste aus. Fortan verlagerten die Hamburger das Spiel immer wieder geschickt, um Raum für Aogo und den gut anschiebenden Jansen zu schaffen und mit Tempo auf Gebre Selassie zugehen zu können.
  • Nach der Pause lieferten beide Mannschaften 20 Minuten lang eine Wild-West-Vorstellung ab, wie in der Verlängerung eines K.o.-Spiels war auf beiden Seiten jegliche Ordnung weg. Mit strukturiertem Bundesligafußball hatte des recht wenig zu tun.
  • Bremen fehlte in der Schlussphase der Punch, um nochmal so richtig druck aufzubauen. Das Spiel plätscherte aus Bremer Sicht zu sehr dem Ende entgegen, als dass Werder vehement auf den Ausgleich gespielt hätte.

 

Hamburg - Bremen: Daten zum Spiel