Schalke sucht fieberhaft den neuen Rangnick

SID
Die Fans des FC Schalke verabschiedeten sich mit Spruchbändern von Ralf Rangnick
© Getty

Schalke 04 widmete dem zurückgetretenen Trainer Ralf Rangnick den 4:2-Sieg gegen den SC Freiburg - und sucht fieberhaft nach einem Nachfolger, der seine Arbeit fortsetzt.

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Die Spieler widmeten Ralf Rangnick den Sieg, die Fans sandten ihm die besten Wünsche nach, doch hinter den Kulissen ist bei Schalke 04 längst der Nachfolger für den mit Burnout zurückgetretenen Trainer das Thema Nummer eins.

"Wir sind in Not geraten", sagte Manager Horst Heldt nach dem 4:2 (1:1) gegen den SC Freiburg und kündigte für den einen oder anderen Klub eine unliebsame Überraschung an: "Wir werden auch Kontakte zu den Leuten aufnehmen, die anderswo unter Vertrag stehen."

Erste Frist bis Dienstag

Für die schwierige Suche nach einem Fußballlehrer, der Rangnicks Konzept des offensiven Fußballs mit jungen Spielern fortsetzen soll, setzte sich Heldt gleich mehrere Fristen.

"Wenn wir bis Dienstag keinen neuen Trainer haben, wird Seppo Eichkorn am Donnerstag wieder auf der Bank sitzen", erklärte er mit Blick auf das Europa-League-Spiel gegen Maccabi Haifa und ergänzte: "Und wenn wir bis Freitag keinen haben, dann auch am Sonntag in Hamburg."

"Keinen Schnellschuss"

Die Zeit, in der der langjährige Co-Trainer Eichkorn Chef bleibt, könnte also bis zur Länderspielpause reichen. "Wir brauchen keinen Schnellschuss", sagte Heldt und verwies auf den Erfolg ohne Chefcoach, der zwar mühsam, aber besonders wertvoll war: "Wir sind nicht führungslos, das haben wir gesehen. Trainerteam und Mannschaft haben es gut hinbekommen."

Wie sehr Rangnicks plötzlicher Rücktritt alle auf Schalke schockiert hatte, war deutlich zu spüren. Eine Stunde lang kämpfte die Mannschaft mit ihren Nerven, leistete sich kleine und große Fehler wie den kapitalen Patzer von Torhüter Ralf Fährmann vor dem 0:1 durch Demba Papiss Cisse (2.), mühte sich trotz des Ausgleichs durch Jefferson Farfan nach genialer Vorarbeit von Raul (34.) lange vergeblich um Ruhe, Ordnung und Spielkultur. Einen "Tanz auf der Rasierklinge" nannte es Eichkorn.

Spät, aber nicht zu spät spielte sie dann doch noch so, wie es sich Rangnick vorgestellt hatte: schnell, passsicher, überraschend - und erfolgreich. Klaas-Jan Huntelaar per Kopf mit seinem 13. Pflichtspieltor der Saison (62.), Lewis Holtby im Nachschuss (67.) und der überragende Raul nach einem Kabinettstückchen seines Landsmannes Jose Manuel Jurado (75.) krönten diesen spektakulären Sturmlauf. Dass der Ex-Schalker Erik Jendrisek noch verkürzte (83.), störte niemanden mehr.

Transparente für Ralf Rangnick

"Ralf Rangnick"-Gesänge hallten durch die Arena, "gute Besserung" stand auf Transparenten, und Fährmann gab dem so plötzlich verlorenen Trainer eine Hilfe mit auf den Genesungsweg: "Der Sieg war auch für ihn. Er soll ihm Kraft geben für die schwierigen Wochen, die für ihn noch anstehen."

Aus ganz anderen Gründen schwierig wird auch die Suche des Nachfolgers, denn: "Wir wollen jemanden, der die Philosophie fortführt. Das grenzt den Kreis ein. Es konzentriert sich auf einige wenige", sagte Heldt, der zwar eine Kandidatenliste zusammengestellt, bis zum Spiel gegen Freiburg aber noch keine Gespräche geführt hatte.

Auf die Befindlichkeiten anderer Klubs will der Manager keine Rücksicht nehmen. "Wenn ich mich mit jemandem streiten muss, dann streite ich mich", sagte er.

Keine Dauerlösung ist Interimscoach Eichkorn. Der 55-Jährige, seit 1987 bis auf drei Intermezzi und ein paar einzelne Spiele immer Co-Trainer, stellt keine Ansprüche. "Ich habe keine Ambitionen, als Cheftrainer zu arbeiten", sagte er und fügte schmunzelnd an: "Das habe ich in meiner Jugend hinter mir."

Freiburg auf Abstiegsplatz

Einen Cheftrainer, aber kaum Punkte hat der SC Freiburg. Nach der fünften Niederlage im siebten Spiel und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz fand Marcus Sorg zwar lobende Worte für sein Team und meinte: "Wir hätten mit Punkten für diese Leistung belohnt werden müssen."

Doch die zahlreichen ungenutzten Konterchancen gegen verunsicherte Schalker dürften ihm Kopfzerbrechen - genauso wie der Blick auf die Tabelle, die den SC als heißen Abstiegskandidaten ausweist.

Schalke - Freiburg: Daten zum Spiel

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