Der Meister kratzt die Kurve

Von Thomas Gaber / Marc-Oliver Robbers
Mario Götze stand nach abgesessener Rot-Sperre wieder in der Startelf des BVB
© Getty

Borussia Dortmund hat seine kleine Krise dank eines Last-Minute-Sieges beim FSV Mainz 05 am 7. Spieltag der Bundesliga überwunden. Lukasz Piszczek erzielte in der 90. Minute den 2:1-Siegteffer. Die Gastgeber gingen durch das erste Saisontor von Nikolai Müller in Führung (33.), Ivan Perisic glich für den deutschen Meister aus (64.).

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Der BVB war 90 Minuten lang überlegen, scheiterte aber immer wieder am starken Mainzer Torhüter Heinz Müller. Während die Dortmunder nach zwei Niederlagen in Folge den dritten Saisonsieg einfuhren, verloren die Mainzer das dritte Spiel in Folge.

Die Reaktionen:

Heinz Müller (Mainz): "Ich habe keine Ahnung, was wir verbrochen haben. Im Moment läuft so viel gegen uns. Es ist unbeschreiblich, ich habe keine Erklärung dafür."

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Das waren absolute Big Points heute. Wir wussten schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, wenn man drei auf einmal kriegt. Verzweiflung habe ich vor der 90. Minute nicht gespürt. Ich habe mich über den Ausgleich gefreut, denn das war das Mindeste, was wir hier mitnehmen müssen. Man kann das Spiel als Mannschaft nicht komplett verändern, sondern wir müssen unser Ding durchziehen, aber das wird schwieriger, wenn man keine Ergebnisse hat. Zwei Niederlagen in Folge und als Meister bewertet zu werden, ist für die Mannschaft nicht so einfach."

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Mats Hummels (Dortmund): "Das Spiel hatte viel Tempo auf beiden Seiten. Durch eine Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir es noch können."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Mainz feiern mit Nicolai Müller und Baumgartlinger zwei Neuzugänge ihr Startelf-Debüt. Svensson muss auf die Bank, dafür verteidigt Bungert innen und Fathi spielt Linksverteidiger.

Götze und Kehl kehren nach ihren Rot-Sperren in die Startelf des BVB zurück. Für den verletzten Schmelzer verteidigt Löwe links. Barrios ist erstmals in dieser Saison im Kader.

10.: Götze flankt von links an den Fünfer. Noveski steigt hoch, Lewandowski höher. Müller lenkt den Kopfball gerade so über die Latte.

33., 1:0, N. Müller: Piszczek verliert links den Ball an Risse und fälscht dann dessen Flanke ab. Hummels blockt ab, verliert aber die Orientierung. Subotic pennt und Müller haut den Abpraller am Boden liegend aus fünf Metern volley ins kurze Eck. 1. Saisontor.

38.: Götze zieht auf rechts drei Mainzer auf und spielt quer auf Gündogan, der per Aufsetzer aus zehn Metern an Müller scheitert.

42.: Langer Ball von Subotic aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Lewandowski. Der Pole ist frei vor Müller, sein Schüsschen aus 13 Metern ist aber kein Problem für den Mainzer Keeper.

55.: Kagawa hat freie Schussbahn und zieht aus 22 Metern flach ab. Müller taucht ins linkere Eck ab und lenkt zur Ecke.

64., 1:1, Perisic: Piszczek flankt flach von rechts, Lewandowski verpasst, doch links im 16er steht Perisic. Der tanzt Noveski aus und schießt den Ball mit rechts aus zwölf Metern ins linke untere Eck. 1. Saisontor.

79.: Risse spielt einen ganz starken Pass aus dem Zentrum auf Ivanschitz, der aus zehn Metern den herausgeeilten Weidenfeller anschießt.

90., 1:2, Piszczek: Müller faustet einen Freistoß von Perisic nach vorne weg. Piszczek nimmt die Kugel direkt aus 25 Metern. Der Ball trudelt durch Freund und Feind ins lange Eck!

Fazit: Letztlich glücklicher, aber verdienter Sieg für Borussia Dortmund. Mainz war im Spiel nach vorne zu schwach und wurde kurz vor Schluss bestraft.

Der Star des Spiels: Heinz Müller. Der Mainzer Torhüter wehrte sich nach Kräften gegen die Niederlage und hielt seine Mannschaft mit zwei, drei klasse Paraden lange im Spiel. Insgesamt parierte Müller neun Torschüsse.

Der Flop des Spiels: Elkin Soto. Auf der Doppelsechs war der Mainzer läuferisch zwar stark, verlor aber viele Zweikämpfe (6 von 19) und konnte mit Partner Eugen Polanski praktisch nie für Entlastung sorgen.

Der Schiedsrichter: Bei Michael Weiner sitzen die Karten in der Regel locker in der Brusttasche. Diesmal ließ er sie aber stecken und redete den Spielern nach Fouls lieber ins Gewissen - angenehm. Weiner behielt in einer hart umkämpften Partie meist die Übersicht. Bungerts Zweikampf im Strafraum gegen Lewandowski (68.) war allerdings grenzwertig.

Analyse: Tuchel kündigte vor dem Spiel eine aggressive Gangart seiner Mannschaft an. Doch in der ersten halben Stunde gab der BVB den Ton an. Mainz spielte zwar beherzt gegen den Ball, zog sich aber insgesamt zu weit zurück und spielte die wenigen Konter teilweise kläglich. Die Führung zur Pause war glücklich.

Der BVB erarbeitete sich 70 Prozent Ballbesitz und kam immer wieder gefährlich über die Flügel. Kagawa und Götze rochierten, Gündogan oder Kehl rückten in die Spitze nach.

Der BVB lag in allen Statistiken klar vorne: mehr Torschüsse, mehr Ecken, mehr Flanken, mehr als doppelt so viele Pässe wie der Gegner, wovon fast 90 Prozent ankamen (Mainz nur 66 Prozent).

Doch den Dortmundern fehlte die letzte Konsequenz in den Angriffen und die Überzeugung, das Tor zu machen. Der Meister spielte gut, aber einige Spieler bringen fünf Prozent weniger als in der letzten Saison. Der Sieg ist letztlich dennoch verdient, auch wenn die Umstände und der Zeitpunkt glücklich waren.

Mainz steigerte sich im Vergleich zun den letzten beiden Spielen mit sieben Gegentoren, der kämpferische Einsatz stimmte. Spielerisch blieb die Tuchel-Truppe aber erneut vieles schuldig.

Mainz - Dortmund: Daten zum Spiel