Zwei Mal Rot, aber keine Tore im Spitzenspiel

Von Stefan Moser / Marc-Oliver Robbers
Leverkusens Stefan Kießling (r.) im Zweikampf mit Dortmunds Neven Subotic
© Getty

Keine Tore im Topspiel zwischen Meister und Vizemeister. Am 4. Spieltag der Bundesliga trennten sich Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund leistungsgerecht mit 0:0. In einer intensiven und attraktiven Partie kassierten beide Mannschaften jeweils einen Platzverweis.

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30.200 Zuschauer in der ausverkauften Arena in Leverkusen sahen ein insgesamt ausgeglichenes, intensives und phasenweise hochklassiges Spiel - allerdings keine Tore.

Dafür stellte Schiedsrichter Wolfgang Stark zwei Spieler mit glatt Rot vom Platz. Leverkusens Michal Kadlec (65.) flog nach einem Foul von hinten gegen Mario Götze vom Platz.

Zwölf Minuten später sah auch Götze die Rote Karte. Eine Rangelei mit Hanno Balitsch wertete der Schiedsrichter als Nachtreten.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund) zum Platzverweis für Mario Götze: "Mario hat mir das eins zu eins so beschrieben, wie ich es im Fernsehen dann auch gesehen habe: Hanno Balitsch nimmt ihm den Ball ab. Dabei verhaken sich die beiden ein bisschen, Hanno macht die Bewegung mit dem Fuß nach oben, da ist noch Marios Bein dran. Hanno zieht das Bein von Mario mit hoch. Für irgendwelche Menschen, die nie Fußball gespielt haben, sieht es möglicherweise so aus, als ob er nachtreten würde. Für mich wirklich absolut gar nichts! Aber Herr Stark hat das anders interpretiert. Aber ich kenne den Jungen: Dementsprechend weiß ich, dass es keine Tätlichkeit war."

...zum Spiel: "Das war ein leistungsgerechtes Unentschieden. Beide Mannschaften hätten gewinnen können. In der zweiten Halbzeit hatten wir große Möglichkeiten."

Hanno Balitsch (Bayer Leverkusen): "Ich hake ein bisschen rein. Ich habe nichts gespürt und habe auch nicht reklamiert. Aus meiner Sicht war es kein Foul. Aber ich habe es im Eifer des Gefechts auch nicht richtig wahrnehmen können."

Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Wir können Balitsch keinen Vorwurf machen: Er hat nicht provoziert oder unfair agiert, sondern Mario hat sich da zu etwas hinreißen lassen, was schlecht war. Jetzt müssen wir ein paar Spiele, denke ich, ohne ihn auskommen. Und er wird das, glaube ich, danach nie wieder machen!"

Robin Dutt (Trainer Bayer Leverkusen) zum Platzverweis für Michal Kadlec: "Die Bilder sind eindeutig. Er hätte den Zweikampf sicherlich geschickter führen können."

...zum Spiel: "Beide Mannschaften haben ein hervorragendes Spiel gemacht. Bis zur Hinausstellung waren wir die deutlich bessere Mannschaft. Zum Schluss war das Ergebnis leistungsgerecht, aber bis zu den Platzverweisen hätten wir das Spiel entscheiden müssen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Leverkusen ohne Änderungen im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Stuttgart, Ballack also wieder auf der Bank. Dortmund vertraut ebenfalls der Elf der Vorwoche. Auch Götze, der mit Adduktoren-Problemen zu tun hatte, kann spielen.

6.: Rolfes zieht im Zentrum drei Gegenspieler auf sich und steckt für Schürrle durch. Der zieht frei aus acht Metern halbrechts ab. Starke Fußabwehr von Weidenfeller!

24.: Freistoß Augusto von links: Reinartz setzt sich in der Luft gegen Bender durch. Weidenfeller lenkt den Kopfball mit den Fingerspitzen über die Latte.

61.: Kagawa spielt am Sechzehner auf Lewandowski, der leitet direkt mit der Hacke weiter. Kagawa geht frei auf Leno zu - der ihm aber bärenstark den Ball vom Fuß klaut.

65.: Rot für Kadlec: Bayers Linksverteidiger grätscht an der Mittellinie völlig unnötig Götze von hinten in die Beine. Stark zeigt sofort die Rote Karte. Korrekte Entscheidung.

67.: Götze flankt aus vollem Lauf von rechts in den Strafraum, aus dem Rückraum kommt Perisic, der den Ball volley nimmt. Aber Leno zeigt einen Weltklassereflex und lenkt den Ball über die Latte!

76.: Traumhaftes Zusammenspiel zwischen Kagawa, Gündogan und Götze. Der Ball landet wieder bei Kagawa, der aus zehn Metern abzieht, aber wieder pariert Leno ganz stark.

77.: Rot für Götze: Der Dortmunder hakt nach einer Attacke von Balitsch leicht nach. Stark wertet das als Nachtreten und stellt Götze vom Platz. Balitsch sieht Gelb. Harte, aber grundsätzlich vertretbare Entscheidung.

Fazit: Die intensive und am Ende auch hektische Partie endet mit einer gerechten Punkteteilung. Leverkusen dominierte die erste Halbzeit, Dortmund war nach dem Platzverweis aber am Drücker.

Der Star des Spiels: Bernd Leno. Der 19-Jährige hielt wie ein alter Hase. Strahlte von Beginn an viel Ruhe aus und hielt Leverkusen vor allem nach den Platzverweisen im Spiel. Parierte insgesamt vier Schüsse auf seinen Kasten - drei davon weltklasse. Leno ist nun nach drei Bundesligaspielen immer noch ohne Gegentor.

Der Flop des Spiels: Kevin Großkreutz. Fand defensiv nicht in die Zweikämpfe und offensiv nicht ins Spiel. Führte nur fünf direkte Duelle und verlor vier. Auch 20 Ballkontakte in 60 Minuten sind ein schwacher Wert. Wurde entsprechend dann auch ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark. Lag in einer starken ersten Halbzeit auch bei engen Entscheidungen immer richtig und leitete das intensive Spiel souverän. Nach der Pause wurde er mit dem einen oder anderen kleinlichen oder strittigen Pfiff und vor allem den zwei Roten Karten jedoch einer der Hauptdarsteller der Partie - nie ein Kompliment für einen Unparteiischen. Weil man beide Platzverweise bei strenger Regelauslegung aber wohl geben kann, der ersten sogar muss: Eher ein unglücklicher als ein wirklich schlechter Auftritt.

Analyse: Flotter Beginn auf taktisch hohem Niveau mit leichten Feldvorteilen und besseren Torchancen für Leverkusen. Die Gastgeber verschoben sehr konsequent in beide Richtungen, machten die Räume für Dortmund dadurch extrem klein und dominierten das Mittelfeld. Stefan Kießling behauptete als Stoßstürmer zudem stark die Bälle in der Spitze, Andre Schürrle pushte über rechts und der starke Simon Rolfes initiierte immer wieder gefährliche Szenen aus dem Zentrum heraus.

Dortmund versuchte, mit schnellen Kontern und langen Seitenwechseln Räume zu gewinnen, verlor im Mittelfeld aber zu viele Zweikämpfe, leistete sich ungewöhnlich viele leichte Ballverluste und schwache Standards. So bauten die konzentrierten und aggressiven Leverkusener phasenweise gut Druck auf und scheiterten zwei Mal nur am starken Roman Weidenfeller.

Ähnliches Bild nach dem Seitenwechsel: Leverkusen zunächst leicht überlegen, physisch präsent und diszipliniert aus einer guten Ordnung heraus. Dortmund zwar kampfstark und sicher in der Abwehr, aber oft zu ungenau und umständlich im Aufbau und zu wenig spritzig und konsequent in den Duellen im Mittelfeld.

Die Wende brachte allerdings der Platzverweis gegen Kadlec. In den letzten 30 Minuten hatte der BVB ein klares spielerisches und emotionales Übergewicht. Auch nach der Roten Karte gegen Götze spielten die Gäste bei zehn gegen zehn zielstrebiger und entschlossener nach vorne.

Leverkusen - Dortmund: Daten zum Spiel

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