Das Herz am rechten Fleck

SID
Die Alte Dame Hertha BSC feiert nach einem Kraftakt doch noch die Qualifikation zur Relegation
© Getty

Egal ob Düsseldorf oder St. Pauli - Hauptsache erste Liga, wird sich Otto Rehhagel, Trainer von Hertha BSC, am Samstagabend gedacht haben. Soeben hatte er mit seiner Mannschaft durch einen 3:1-Heimsieg gegen 1899 Hoffenheim den Relegationsplatz 16 erreicht.

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Er werde am Sonntag zum Spiel fahren und sich den Gegner in der Relegation ansehen, sagte er. Daraufhin wurde er gefragt, wohin die Reise denn gehen werde. Schließlich stand am Samstag der Gegner in der Relegation noch gar nicht fest. Rehhagel wusste es selbst nicht. Nach Rücksprache mit Pressesprecher Peter Bohmbach sagte er dann entschieden: "Düsseldorf!"

Hertha BSC hat am Samstag eine ganz und gar grauenvolle Saison dank der Treffer von Änis Ben-Hatira (14. Minute, 78.) und Raffael (90+2) mit einem Erfolgserlebnis beendet und hofft nun, in den Relegationsspielen doch noch die Klasse zu halten.

Neben Fortuna Düsseldorf, das am Sonntag ein Heimspiel gegen den MSV Duisburg bestreitet, könnten sich auch noch St. Pauli und Paderborn im direkten Duell für die Relegation qualifizieren.

Lasogga mit schwerer Verletzung

Doch Hertha BSC wäre in dieser Saison nicht Hertha BSC zöge das Glück nicht gleich auch wieder das Unglück nach sich. Kaum war die Pressekonferenz am Samstag zu Ende gegangen mit einem gut gelaunten Trainer Rehhagel und einem noch viel besser gelaunten Manager Michael Preetz, da bestätigte sich der Verdacht, dass sich Herthas Angreifer Pierre-Michel Lasogga einen Kreuzbandriss zugezogen hat.

"Wir sind sehr froh, dass wir dieses wichtige Spiel gewonnen haben. Aber die Verletzung von Pierre ist ein absoluter Wermutstropfen", sagte Michael Preetz am Sonntag.

Für Hertha ist dies besonders bitter, weil Rehhagel zuletzt eben Lasogga anstelle des Kolumbianers Adrian Ramos als einzige Sturmspitze aufbot und mit dieser Personalie auch ein Zeichen im Abstiegskampf setzen wollte. Denn während der höher veranlagte Ramos gerne mal mit hängenden Schultern über den Rasen schleicht, jagt Lasogga auch Bällen hinterher, die beim besten Willen nicht mehr zu erreichen sind.

Am kommenden Donnerstag, wenn das erste Spiel in der Relegation im Berliner Olympiastadion stattfindet, werden die Berliner den ausgeprägten Einsatzwillen Lasoggas vermissen.

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"Eigentlich hatten wir die Chance nicht mehr verdient"

Und dennoch: Derart hoffnungsvolle Töne wie am Samstag hat es bei der Hertha schon lange nicht mehr gegeben. "Die Jungs haben das Herz am rechten Fleck", schwärmte Preetz. Wie die Löwen habe die Mannschaft gekämpft, sagte Co-Trainer Ante Covic. Dass 90 ordentliche Minuten schwerlich die Verfehlungen einer kompletten Rückrunde verdecken können, erkannte zumindest Herthas Defensivallrounder Peter Niemeyer.

"Wir können wirklich froh sein, dass wir nach so einer beschissenen Halbserie noch die Möglichkeit bekommen, dem Abstieg von der Schippe zu springen. Eigentlich hatten wir die Chance nicht mehr verdient."

Kämpferische Mannschaftsleistung

Dass es nun doch noch zu den Relegationsspielen kommt, hatte Hertha zum einen einer kämpferischen Mannschaftsleistung gegen Hoffenheim zu verdanken. Zum anderen aber überzeugten in den Torschützen Änis Ben-Hatira und Raffael jene Spieler, deren großes Potenzial genauso unumstritten ist wie die Tatsache, dass sie dieses nur ganz selten abrufen.

Für die Entscheidung in dem Spiel dürfte aber jemand gesorgt haben, der bisher nicht im Verdacht stand, durch unlautere Mittel zum Erfolg zu kommen - Herthas Kapitän Lewan Kobiaschwili. Der Georgier schubste kurz vor der Halbzeit zunächst TSG-Stürmer Ryan Babel, so dass dieser auf Niemeyer stürzte. Anschließend stand Babel auf, es kam zu einem Kontakt mit Kobiaschwili, der sich theatralisch fallen ließ. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zeigte Babel die Gelb-Rote Karte.

In Unterzahl fand Hoffenheim nur noch in der Schlussphase zurück ins Spiel, doch mehr als ein zwischenzeitliches 1:2 durch Marvin Compper (85.) sprang für die Mannschaft des ehemaligen Hertha-Trainers Markus Babbel nicht heraus.

Dieser gab sich nach der Begegnung versöhnlich mit Manager Preetz, der ihm bei dessen Entlassung - so die Version von Babbel - übel mitgespielt haben soll. "Wenn der Michael gleich noch an der Tür steht, wenn ich den Raum verlasse, werde ich ihm die Hand geben", sagte Babbel. Und als er den Raum verließ, stand Preetz noch an der Tür.

Es war an einem für Hertha so hoffnungsvollen Tag einfach kein Platz für persönliche Eitelkeiten.

Hertha - Hoffenheim: Daten zum Spiel

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