Hertha ohne Glück und ohne echte Zuversicht

SID
Kann die Hertha sich nach dem neuerlichen Nackenschlag nochmal aufrappeln?
© Getty

Otto Rehhagel kann sehr direkt sein, und er kann rechnen. Vor der "Entscheidungsschlacht" gegen Freiburg hieß es: Alle drei noch ausstehenden Heimspiele müssen gewonnen werden. Nach der 1:2-Niederlage hatte der Trainer von Hertha BSC flugs einen neuen Auftrag an sein Team: "Alle Spiele, die jetzt noch kommen, müssen wir gewinnen."

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Was sollte er auch sagen? In der Pressekonferenz nach dem Spiel wirkte Rehhagel kraftlos, gar geknickt. Hertha ist mit 27 Punkten nach 30 Spieltagen Tabellenvorletzter, zwei Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz 16, den der 1. FC Köln einnimmt; drei Zähler sind es bis zum Tabellen-15. FC Augsburg.

Das war vor dem Spiel gegen die Badener nicht anders. "Die Situation hat sich für uns nicht geändert", stellte Rehhagel und verschwieg den kleinen, aber wichtigen Unterschied: Jetzt bleiben den Berlinern eben nur noch vier Spiele, um den Abstieg zu verhindern.

Einzig die Patzer der Konkurrenz im Kampf um den Klassenverbleib konnte ihnen noch ein wenig Auftrieb geben. Ein paar Mal wurde es in der Berliner Fankurve im Olympiastadion laut: Jubel, als die Stuttgarter gegen Augsburg oder die Mainzer gegen Köln trafen.

"Krümeltor" durch Hubnik

Für die Fans von Hertha BSC allerdings war der Blick auf die Anzeigetafel, wo die Spielergebnisse angezeigt wurden, so ziemlich das einzig Erbauliche an diesem Abend. Auch Manager Michael Preetz blieben angesichts der schwachen Vorstellung seiner Mannschaft nur Durchhalteparolen. Schließlich habe die Mannschaft Leidenschaft und Moral gezeigt.

Trotz des unglücklichen "Krümeltors" durch Hubnik sei man "dran geblieben", sagte Preetz. Und selbst nach dem 0:2 habe man "nicht aufgegeben", konstatierte er weiter. Freiburgs Trainer Christian Streich sprach gar von der "Göttin Fortuna", die seine Mannschaft "geküsst" habe.

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Die tragische Figur gegen Freiburg war Herthas zuletzt so starker Innenverteidiger Roman Hubnik. In der siebten Minute beförderte der Tscheche eine harmlose Flanke von Garra Dembele ungelenk ins eigene Tor.

Beim 0:2 durch Sebastian Freis patzte er ebenfalls (67.), ehe er per Kopfball auf 1:2 verkürzte (81.). Das Spiel endete für ihn schließlich auf der Sanitätertrage, nachdem er in der 85. umgeknickt war. Wie die Berliner am Mittwoch mitteilten, erlitt der Abwehrspieler eine Teilruptur des Außenbandes im linken Knöchel.

Raffael und Ramos ohne Bindung

Immerhin kämpfte Hertha BSC in der zweiten Hälfte, versuchte vieles, kam aber nur zu zwei erwähnenswerten Chancen durch den eingewechselten Pierre Michel Lasogga. Auch gegen Freiburg offenbarte die Mannschaft große Schwächen. Besonders in der ersten Halbzeit brachte das Team nicht einen gefährlichen Ball vor das Tor von Freiburgs Keeper Oliver Baumann.

Die Offensivkräfte Raffael und Ramos fanden keine Bindung zum Spiel, lediglich Änis Ben-Hatira suchte auf der Außenbahn immer wieder mutig das Dribbling. Der SC Freiburg dagegen steht schon ganz lange nicht mehr mit leeren Händen da. 17 Punkte aus den letzten sieben Spielen hat das Team geholt. Sechs Zähler beträgt der Vorsprung auf einen Relegationsplatz, acht auf Hertha BSC.

Glücksgöttin Fortuna hat es vermutlich gut gemeint mit dem SC Freiburg, der gegen Ende des Spiels leicht ins Straucheln kam. Noch gewichtiger für den Sieg und den wahrscheinlichen Klassenerhalt aber dürfte sein, dass die Mannschaft von Trainer Streich derzeit einfach nur gut Fußball spielt.

Hertha - Freiburg: Daten zum Spiel

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