Kuntz: "Klassenerhalt wäre ein Wunder"

SID
Bestürzte Gesichter nach der Pleite gegen den Hamburger SV: Pierre de Wit
© Getty

Es schien, als hätte Krassimir Balakow beim Griff in den Kleiderschrank schon eine böse Vorahnung beschlichen. Der Trainer des 1. FC Kaiserslautern hatte zu seinem Heimdebüt einen schwarzen Anzug ausgewählt. Das Outfit des Bulgaren passte letztlich zum Anlass.

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Denn nach dem 0:1 (0:1) gegen den direkten Konkurrenten Hamburger SV scheint der dritte Abstieg des FCK kaum noch abzuwenden zu sein. Und beim abgeschlagenen Tabellenletzten herrschte eine Stimmung wie bei einer Beerdigung.

"Es wäre ein Wunder, wenn wir den Klassenerhalt noch schaffen würden", sagte Vorstandsboss Stefan Kuntz. Es klang nach Resignation, nach Abschiednahme von der ersten Liga, nach Trauer. Er verspüre "viele Schmerzen", machte Kuntz aus seinen Gefühlen keinen Hehl und fügte hinzu: "Das tut weh - den Fans, der Mannschaft, jedem, der mit dem 1. FC Kaiserslautern emotional verbunden ist."

Die Spieler scheinen sich bei acht Punkten Rückstand auf den 1. FC Köln auf dem Relegationsrang sechs Spieltage vor dem Saisonende mit dem Abstieg abgefunden zu haben. "Die Stimmung ist am Boden. Wenn wir ehrlich sind, ist das einfach zu wenig", gab Rechtsverteidiger Florian Dick zu. "Wir sind zu harmlos. Wir haben keine Argumente mehr", sagte Kapitän Christian Tiffert: "Wir haben es verpasst, ein Lebenszeichen zu setzen."

Balakow will "nicht aufgeben"

Nur Balakow wollte vom sportlichen klinischen Tod noch nichts wissen. Zumindest eine Woche noch will der 46-Jährige das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine wundersame Rettung am Leben erhalten. "Das nächste Spiel gegen 1899 Hoffenheim ist ein Finale, die letzte Chance. Wenn wir das auch verlieren, müssen wir anders planen. Aber bis dahin werden wir nicht aufgeben", sagte Balakow. Und als ob er seinen Worten Nachdruck verleihen wollte, legte er seine schwarze Anzugjacke ab.

Der Klassenerhalt käme einer Reanimation des viermaligen deutschen Meisters gleich. Seit 18 Begegnungen haben die Pfälzer nicht mehr gewonnen. Neun Heimspiele in Serie ohne Erfolg bedeuten negativen Ligarekord. Weniger als die 17 Tore nach 28 Spieltagen hatte bislang nur Tasmania Berlin 1965/66 erzielt.

Vor 44.745 Zuschauern war der FCK gegen ebenfalls verunsicherte Hanseaten zwar bemüht, stellte sich bei vielen Aktionen aber schlichtweg stümperhaft an. Und es kam auch noch Pech hinzu. In der zweiten Halbzeit verweigerte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer Kaiserslautern nach einem Foul von Gojko Kacar an Olcay Sahan einen berechtigten Strafstoß. Stattdessen sah Sahan nach einem Foul die fünfte gelbe Karte und ist gegen Hoffenheim gesperrt.

Etwas Erleichterung beim HSV

Während die Spieler nach dem Schlusspfiff wie in einem Trauerzug zur Fan-Tribüne schlichen und für ihre phasenweise leblose Leistung mit Pfiffen bedacht wurden, feierte der HSV mit seinen Anhängern den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz.

Es herrschte Erleichterung bei den Hamburgern, die seit der Gründung der Bundesliga 1963 noch nie abgestiegen sind. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie Abstiegskampf kann", sagte Trainer Thorsten Fink, warnte aber zugleich: "Wir haben noch sechs weitere Endspiele."

Der gleichen Wortwahl bemächtigte sich Nationalspieler Marcell Jansen, der in der 29. Minute das Chaos in der Lauterer Abwehr zum Siegtreffer ausgenutzt hatte. "Für das Wochenende können wir etwas aufatmen. Aber es war nur ein kleiner Schritt", sagte Jansen: "Ich hoffe, dass uns der Erfolg Selbstvertrauen und Stabilität gibt."

Kaiserslautern - Hamburg: Daten zum Spiel

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