Ibisevic schießt seinen Ex-Klub ab

Von Stefan Rommel
Stuttgarts Vedad Ibisevic (r.) beim ersten seiner zwei Tore gegen seinen alten Verein
© Getty

Der VfB Stuttgart hat seine Europa-League-Ambitionen unterstrichen. Zum Auftakt des 26. Spieltags siegten die Schwaben im baden-württembergischen Derby bei 1899 Hoffenheim dank zweier Treffer von Vedad Ibisevic mit 2:1 (2:0). Nach dem Spiel gab es verbale Scharmützel.

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Vor 30.000 Zuschauern in Sinsheim erzielte Vedad Ibisevic seinen ersten Doppelpack für den VfB (8./43.). Sejad Salihovic' Anschlusstreffer (74., Foulelfmeter) war zu wenig.

Durch den zehnten Sieg hat der VfB jetzt Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen, Hoffenheim verschwindet endgültig im Niemandsland der Tabelle.

Auch im achten Bundesligaspiel kam Hoffenheim wieder nicht zum ersten Sieg über den VfB und muss sich mit 30 Punkten sogar eher nach unten orientieren.

Zoff gab es nach dem Spiel zwischen VfB-Sportdirektor Fredi Bobic und Hoffenheims Keeper Tom Starke. Bobic hatte sich über die fünfte Gelbe Karte für Ibisevic beschwert und Starke als Weichei bezeichnet. Der war von Ibisevic am mit dem Fuß am Auge getroffen worden.

Starke konterte sofort: "Bobic ist ein Sprücheklopfer. Also wer mein Auge sieht, der weiß was passiert ist. Wenn er zu mir Weichei sagt, dann ist das schon starker Tobak. Vedo hat sich direkt bei mir entschuldigt. Vielleicht sollte Bobic erstmal sehen was los ist. So was ist überflüssig, aber dafür ist er leider bekannt und wie man sieht, wird das heute auch belohnt. Hochmut wird belohnt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beck und Johnson kehren in Hoffenheims Viererkette zurück, das System ist ein 4-2-3-1.

Der VfB ohne Tasci, den Maza ersetzt. Auch Okazaki fehlt verletzungsbedingt, dafür startet Schieber im linken Mittelfeld. Harnik ist rechtzeitig fit und beginnt.

5.: Kuzmanovic gibt den ersten Warnschuss ab: Er zieht aus über 30 Metern von links ab, Starke pariert.

8., 0:1, Ibisevic: Kvist raus auf Boulahrouz, der den Ball volley ins Zentrum flankt. Compper und Vestergaard pennen, Ibisevic läuft unbedrängt zum Ball und trifft dann frei vor Starke mit links aus zehn Metern.

20.: Hajnal flankt von links an den Elfer. Boulahrouz ist völlig frei, köpft den Ball aufs linke Eck. Starke macht sich ganz lang und rettet.

24.: Ecke Hoffenheim. Babel am ersten Pfosten völlig frei, nimmt den Ball per Dropkick und verzieht nur knapp.

27.: Starker Antritt von Ibisevic, der an zwei Gegenspielern vorbeigeht und dann bedrängt aus 13 Metern abdrückt. Der Ball geht weit vorbei.

43., 0:2, Ibisevic: Früher Ballgewinn von Maza. Kuzmanovic auf Boulahrouz, der sofort in die Mitte flankt. Compper ist nicht da, Vestergaard schläft. Ibisevic geht entschlossen in den Ball und trifft aus acht Metern per Flugkopfball.

49.: Ecke Hajnal an den Sechzehner. Kuzmanovic hat jede Menge Zeit, stoppt sich den Ball aber etwas unsauber runter und knallt dann aus 16 Metern drüber.

56.: Langer Ball auf Mlapa. Der ist im Laufduell energischer als Maza. Ulreich kommt rechtzeitig aus dem Kasten und wehrt Mlapas Lupfer ab.

58.: Durch Zufall kommt Mlapa 16 Meter vor dem Tor an den Ball, verzieht aber etwas zu hastig.

60.: Schieber unwiderstehlich, geht an Beck und Compper vorbei und ist frei vor Starke. Statt den Ball auf Ibisevic rüberzulegen, spitzelt er das Ding selbst aufs Tor. Starke rettet mit dem rechten Bein.

73.: Schieber wieder alleine vor Starke - und wieder schießt er selbst aufs Tor, statt Ibisevic anzuspielen. Starke hält erneut.

74., 2:1, Salihovic (Elfmeter): Johnson im Strafraum, Maza kommt zu spät und trifft den Hoffenheimer leicht. Salihovic versenkt das Ding humorlos links oben im Eck.

83.: Vukcevic zieht aus 16 Metern ab. Ulreich lässt den Ball abprallen, hält dann aber den Nachschuss von Salihovic

90.+1: Ecke Gentner. Schieber am ersten Pfosten mit dem Kopf dran. Aber wieder hält Starke überragend.

Fazit: Ein etwas schmeichelhafter Sieg für den VfB, der eine Stunde lang besser war, besonders in der Schlussphase aber ziemlich konfus wirkte.

Der Star des Spiels: Vedad Ibisevic hatte in einem Spiel zwischen Hoffenheim und dem VfB noch kein Tor geschossen - und jetzt im Trikot des VfB gleich zwei gegen den alten Arbeitgeber. Mit der nötigen Entschlossenheit ging Ibisevic in die Bälle und war auch als Anspielstation stark. Er machte den Unterschied beider Mannschaften aus. Ebenfalls sehr gut: Niedermeier, der immer richtig stand und fast jeden Zweikampf gewann.

Der Flop des Spiels: Firmino lief bis zu seiner überfälligen Auswechslung nach 73 Minuten nur irgendwie mit, hatte keine einzige Szene und wurde nur einmal auffällig, als er aus 14 Metern kläglich verzog. Auch Vestergaard und Compper hatten schon bessere Spiele abgeliefert.

Der Schiedsrichter: Günter Perl ließ viel laufen, hatte das Spiel aber trotzdem gut im Griff. Ohne großen Fehler, Gelb gegen Ibisevic - dessen fünfte - war etwas zu hart.

Analyse: Hoffenheim begann eigentlich ganz gut, versuchte es mit frühem Pressing. Der VfB konnte sich daraus aber immer wieder befreien, die Gäste waren ballsicher und mit zunehmender Spieldauer auch einen Tick dominanter und bissiger im Mittelfeld.

Das Gegentor zeigte bei den Gastgebern Wirkung, Hoffenheim wirkte verunsichert. Erst nach 25 Minuten bekam 1899 die Partie wieder besser in den Griff, vor allen Dingen dank des umsichtigen Rudy.

Richtig druckvoll wurde Hoffenheim aber nicht, weil der VfB gut nach vorne verteidigte und im Zentrum dicht geschlossen agierte. Dazu spielte Stuttgart seine vereinzelten Angriffe entschlossener zu Ende.

Nach dem Wechsel brauchte Hoffenheim gut zehn Minuten und nahm dann endlich mehr Fahrt auf. 1899 hatte jetzt die nötige Leidenschaft und auch das Spieltempo, um den VfB einige Male zu gefährden. Salihovic war ein durchaus belebendes Element.

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Da auch die Gäste ab und an recht gelungen konterten, wurde es ein richtig lebhaftes Spiel. Schieber hatte gleich zweimal die Entscheidung auf dem Fuß, war beide Male aber zu eigensinnig.

Nach dem Anschlusstreffer verlor der VfB seine Linie, konnte sich kaum noch vernünftig und planvoll befreien. Hoffenheim drückte mit Gewalt - letztlich aber ohne Glück. Stuttgart letztlich vor dem Tor kühler und effizienter.

Hoffenheim - Stuttgart: Daten zum Spiel

 

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