Kagawa führt Meister Dortmund zu Rekorden

SID
Shinji Kagawa war mit seinem Treffer der Matchwinner für den Meister aus Dortmund
© Getty

Shinji Kagawa fühlte sich wie im siebten Himmel. Vor dem Spiel hatten die Kollegen von Borussia Dortmund auf seinen 23. Geburtstag ein Ständchen angestimmt. Wenig später wurde der Japaner zur entscheidenden Figur beim 1:0 (1:0) gegen Werder Bremen. Dabei erlebten 80.720 Zuschauer eine Neuigkeit, die seine Mitspieler als Sensation einstuften: Es war das erste Kopfballtor des kleinen Kerls in der Bundesliga.

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Manchmal steigern gewisse Kleinigkeiten noch die großen Gefühle. "Das war wirklich ein toller Geburtstag, der mir ewig in Erinnerung bleiben wird", sagte Kagawa später, als sich die Hitzewallungen der schwarz-gelben Fans im Stadion wegen der Nerven belastenden Schlussphase langsam abgekühlt hatten.

Sein Tor in der 8. Minute, das schließlich Gold wert war, feierte Kagawa mit einer Aktion, die ein Beispiel des großartigen Teamgeists beim BVB ist. Nach seinem 17. Treffer für Dortmund rannte er sofort zu den Kollegen auf der Ersatzbank, stürzte sich auf Felipe Santana und drückte den langen Verteidiger an sich. Es war die Gratulation zweier Geburtstagskinder unter sich - der Brasilianer Santana wurde am Samstag 26. "Es freut mich, dass ich ihm mein Tor widmen konnte", sagte Kagawa artig.

20 Liga-Spiele ohne Niederlage

Viel zu feiern hatten die Dortmunder am Abend nach dem Spiel. Mit dem Sieg gegen Bremen, dem der Glanz der fast künstlerischen Leistungen im Januar und Februar abging, aber hochverdient war, wurde der Vereinsrekord von 20 Bundesliga-Spielen ohne Niederlage aufgestellt. Die achte von neun Rückrundenpartien war gewonnen worden. Da ließ es sich ohne Besorgnis aushalten, dass der FC Bayern beim 6:0 bei Hertha BSC wieder einmal seine Tormaschine anwarf. Mehr Punkte als der BVB gegen Werder kassierten die Münchner dafür nicht.

"Das 1:0 ist eigentlich der Lieblingssieg des Verteidigers, weil hinten die Null steht", gab Mats Hummels seine Sichtweise preis. Aber auch ihm wäre lieber gewesen, wenn seine Kollegen Kagawa und Sebastian Kehl in der ersten Halbzeit nicht nur Pfosten und Latte, sondern ins Netz getroffen hätten.

Die Mannschaft zeigte die nach dem 0:0 in Augsburg von Trainer Jürgen Klopp geforderte Reaktion. Danach brach Kapitän Kehl auch das Schweigen auf die ständigen Meisterfragen. Noch auf dem Spielfeld stehend, rutschte ihm heraus, was Klopp gar nicht gerne hört. "Ich würde mich ja lächerlich machen, wenn ich sagen würde, wir sind kein Meisterkandidat", sagte Kehl im Interview mit dem TV-Sender Sky: "Am Ende zählt, dass wir im Mai oben stehen. Und das sieht im Moment ganz gut aus. Aber es helfen keine Parolen und kein Reden."

Kehl spricht vom Titel

Die Titelverteidigung für den Meister rückt näher, acht Spieltage vor Schluss bewegte sich Kehl vorsichtig aus der Deckung, zum fast gleichen Zeitpunkt wie im vorigen Jahr, als das M-Wort auch ein Tabu war. Auch mit Platz zwei wären die BVB-Chefs zufrieden, aber natürlich wäre es da allerhöchste, zum dritten Mal eine Doppelmeisterschaft zu feiern wie die Altvorderen 1956/1957 und die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld 1995/1996.

Das "kleine Problem der mangelnden Chancenverwertung" kritisierte Klopp, weil seine Mannschaft die klare Dominanz der ersten Halbzeit nicht in einen beruhigenden Vorsprung umwandelte, fügte aber zugleich hinzu: "Ich bin mit der Leistung zufrieden. Die Mannschaft war super lebendig und extrem diszipliniert."

Dass der stark ersatzgeschwächte Gegner ohne ein halbes Dutzend fehlender Stammspieler inklusive Tim Wiese und Claudio Pizarro aber auch mehr lief, war ein seltenes Ereignis. Die Bremer spulten 122,4 Kilometer ab, Dortmund 117,3.

Andererseits ist es nach wie vor erstaunlich, dass Mario Götze, der in der vorigen Saison als der überragende Mann gefeiert wurde, so ersetzt werden kann.

Aber mit Kagawa hat der BVB scheinbar einen Klon von Götze, ebenso schnell, ebenso trickreich, ebenso torgefährlich - nur japanischer und nicht deutscher Nationalität.

Dortmund - Bremen: Daten zum Spiel

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