Totgesagte treffen öfter

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Arjen Robben, Franck Ribery und Philipp Lahm bejubeln den sechsten FCB-Heimsieg in Folge
© Getty

Der FC Bayern München rückt durch den 7:1-Kantersieg gegen 1899 Hoffenheim wieder näher an Borussia Dortmund heran und schickt so auch schon mal Blumen an den FC Basel. Die Startelf für Dienstag dürfte damit eigentlich klar sein, würde nicht Bastian Schweinsteiger zurück ins Team drängen.

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Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern München): "Ich habe schon unter der Woche bemerkt, dass sich in der Mannschaft etwas tut und wir den Hebel umlegen wollen. Hätten wir in Leverkusen unsere Chancen besser genutzt, hätten wir schon dort gewonnen. Dieses Mal haben wir schnell 3:0 geführt und uns in einen Rausch gespielt. Wie die Tore herausgespielt wurden, war eine Delikatesse. Die Mannschaft war nicht nur sehr konzentriert, sondern hat auch den Raum sehr eng gemacht, Pressing betrieben und Bälle erkämpft. Das war das richtige Signal. So muss es am Dienstag auch sein. Basel wird es uns allerdings nicht so leicht machen wie Hoffenheim."

Bastian Schweinsteiger (FC Bayern): "Wir haben das geschafft, was uns in der Vergangenheit nicht immer gelungen ist: ein frühes Tor zu erzielen. Wir haben gleich noch eins nachgelegt und dann wird es schwierig, gegen uns zu gewinnen."

Arjen Robben (FC Bayern): "So müssen wir weitermachen. Es kann nicht sein, dass wir Dienstag und nächsten Samstag wieder anders spielen. Wir müssen weitermachen, das muss uns Selbstvertrauen geben."

Markus Babbel (Trainer 1899 Hoffenheim): "Vor dem Spiel haben wir gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder wir halten dagegen oder wir kriegen eine Klatsche. Ersteres ist uns nicht gelungen. Wenn man vorher nicht mit der richtigen Einstellung oder sogar mit Angst ins Spiel geht, dann kann eine Welle auf dich zukommen, der du nicht mehr standhalten kannst. Wir sind hingefallen, jetzt müssen wir wieder aufstehen. Ich erwarte eine Reaktion."

Tom Starke (Hoffenheim): "Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt und die Bayern einen absoluten Sahne-Tag. Das war eine Lehrstunde für uns, wir haben richtig vor den Latz bekommen."

Marvin Compper (Hoffenheim): "Das war scheiße! Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen."

Nachbetrachtung:

Die Bayern haben mit dem 7:1 gegen hoffnungslos unterlegene Hoffenheimer die richtige Antwort auf die Niederlage in Leverkusen und den damit verbundenen Sieben-Punkte-Rückstand auf Borussia Dortmund gefunden. Die Demonstration der eigenen Heimstärke war ein Signal, dass man das Fell des Bären nicht vorschnell verteilen sollte - nicht mehr, nicht weniger.

Dass die Bayern in Heimspielen den Ton angeben und einen nicht diszipliniert verteidigenden Gegner bei optimalem Spielverlauf fein säuberlich in Einzelteile zerlegen können, haben die Münchner in dieser Saison schon oft bewiesen - wenn auch die letzten (Heim!-)Ergebnisse (2:0, 2:0, 2:0, 3:0) nicht ganz so spektakulär daher kamen wie nun das 7:1 beim 900. Bundesliga-Sieg.

Letztlich ist die kolportierte Bayern-Krise eben nur eine "Auswärtskrise". Allein Franck Ribery ist in der Allianz Arena in letzter Zeit eine Klasse für sich. Mit nunmehr 11 Toren hat der Franzose seine Saisonbestmarke aus dem Jahr 2008 eingestellt, mit 13 Assist ist er dem Topwert aus der Vorsaison (17) auf den Fersen.

Thomas Müller und Arjen Robben setzten gegen Hoffenheim den schon gegen Schalke und Leverkusen bemerkbaren Aufwärtstrend fort, Mario Gomez legte mit den Saisontreffern 19 bis 21 sein Phlegma ab und Bastian Schweinsteiger ist als emotionaler Leader auch wieder an Bord.

Die Ausgangslage vor dem Spiel gegen Basel könnte also schlimmer sein, wenn auch das 7:1 kaum Aufschluss darüber bietet, wie der FCB den Schweizer FCB wird besiegen können. Wie sich die Auswärtsverkrampfung lösen lässt, steht sowieso auf einem anderen Blatt.

Trainer Heynckes kann aber immerhin die Erkenntnis mit ins Basel-Spiel nehmen, dass man mit Philipp Lahm als Rechtsverteidiger und dem gereiften David Alaba als Stellvertreter auf links zwei gleichwertig besetzte Flügel aufbieten kann und so vielleicht noch ein bisschen schwerer auszurechnen ist.

Glaubt man Heynckes' Aussagen nach dem Spiel ("Alaba hat mein Vertrauen gerechtfertigt"), dann könnte die FCB-Viererkette auch am Dienstag so aussehen. Denn eigentlich muss man eine Mannschaft, die 7:1 gewinnt, nicht verändern - allerdings drängt Schweinsteiger ins Team. Eine Entscheidung darüber will der Trainer aber erst am Dienstag treffen.

Am ehesten ist dann Toni Kroos Streichkandidat - es sei denn, der Gesundheitszustand der nach dem Hoffenheim-Spiel angeschlagenen Schweinsteiger (Reaktion im Sprunggelenk), Boateng (Muskelverhärtung), Gomez (Risswunde im Schienbein, Hüftprellung) und Robben (Prellung am Sprunggelenk) zwingt Heynckes zu weiterem Handeln.

Die Gäste hingegen machten am Samstag eigentlich schon nach zwei Sekunden - Fehlpass Vorsah auf Ribery - klar, wie es um deren Erwartungshaltung bestellt war. Ängstlich, passiv und beinahe ehrfürchtig ließ 1899 die höchste Bundesliga-Niederlage fast kampflos über sich ergehen.

Aufgrund der vorher schon feststehenden Ausfälle (Beck, Lakic) hatte Babbel schon umstellen müssen; dass sich Johnson dann auch noch beim Aufwärmen verletzte, war offenbar des Schlechten zu viel.

Mit Vorsah als "Ausputzer" wollte der Coach das Zentrum der Münchner unter Kontrolle bringen - ein Experiment, das vollkommen misslang.

Unterm Strich darf man bei 1899 nach so einem Auftritt schon provokativ die Charakterfrage stellen, denn derart wehrlos darf sich ein Bundesligist eigentlich nicht präsentieren.

Bayern - Hoffenheim: Daten zum Spiel

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