Klopp: "Wir haben heute nicht mehr verdient"

Von Stefan Rommel / Marcus Blumberg
Augsburg (mit Oehrl, r.) kämpfte dem BVB ein verdientes Remis ab
© Getty

Borussia Dortmunds Siegesserie in der Rückrunde ist gerissen: Der Meister kam am 25. Spieltag bei Aufsteiger FC Augsburg nur zu einem 0:0 und musste die ersten Punktverluste nach zuletzt sieben Siegen in Serie hinnehmen. Trainer Jürgen Klopp schätzte die Partie realistisch ein.

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30.000 Zuschauer in der ausverkauften SGL Arena in Augsburg sahen einen beherzten Auftritt des FCA gegen eine unkonzentrierte und fehlerbehaftete Dortmunder Mannschaft, deren Vorsprung auf den FC Bayern durch das Remis auf fünf Punkte geschrumpft ist.

Der BVB verpasste damit einen neuen Vereinsrekord mit neun Siegen am Stück, bleib aber auch im 19. Ligaspiel in Folge ohne Niederlage.

"Augsburg hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Sie waren fußballerisch gut und haben mit viel Leidenschaft gespielt, so dass wir unser Spiel nie aufziehen konnten. Das 0:0 geht völlig in Ordnung", sagte BVB-Trainer Jürgen klopp. "Wir haben heute einfach nicht mehr verdient."

Augsburg überholte in der Tabelle die Hertha und liegt nun mit 23 Punkten auf Rang 15. Und: Der FCA ist seit nunmehr sechs Heimspielen ungeschlagen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim FCA fällt Callsen-Bracker verletzt aus, Trainer Luhukay stellt auch deshalb auf 4-4-2 um. Hain kommt ins Team. Ansonsten keine Änderungen.

Dortmund wieder mit Kehl nach dessen Gelb-Sperre. Dafür sitzt Gündogan nur auf der Bank.

13.: Verhaegh flankt von rechts, Oehrl bekommt in der Mitte den Kopfball. Aber zu schlecht platziert, Weidenfeller sicher.

23.: Schöne Augsburger Kombination im Strafraum. Bender klärt, trifft mit dem Befreiungsschlag aber Hummels' Knie. Der Ball fliegt zwei Meter links am Tor vorbei.

40.: Verwirrung im FCA-Strafraum. Nach einer Bogenlampe pennt Sankoh, Lewandowski geht entschlossen zum Kopfball und setzt den Ball schon über Jentzsch. Langkamp steht vor der Linie und köpft den Ball noch raus.

47.: Doppelchance Augsburg: Baier auf Bellingshausen, der Piszczek entwischt. Schuss aus 14 Metern, aber Weidenfeller pariert mit dem rechten Arm. Nach der Ecke segelt er aber am Ball vorbei, Sankoh köpft drüber.

60.: Konter BVB. Eigentlich ist der Angriff zu langsam ausgespielt, das Tempo raus. Kuba kommt trotzdem zur Flanke und findet Großkreutz. Der setzt den Kopfball perfekt aufs rechte Eck. Aber Jentzsch fingert das Ding noch fantastisch raus.

Fazit: Verdientes Remis für den FCA, der spielerisch unterlegen war, diese Defizite aber mit brutal viel Einsatz und Leidenschaft wettmachte.

Der Star des Spiels: Axel Bellinghausen rannte sich auf der linken Seite die Seele aus dem Leib, hielt Piszczek und Kuba in Schach, kam zum Torabschluss. Die personifizierte Leidenschaft und Sinnbild für Augsburgs Auftritt gegen den Meister. Auch stark: Daniel Baier, der sich im Mittelfeld in unzähligen Duellen aufrieb.

Der Flop des Spiels: Shinji Kagawa war nach zuletzt bärenstarken Leistungen in Augsburg komplett abgemeldet. In 70 Minuten Spielzeit hatte er lediglich 28 Ballkontakte - die wenigsten aller Dortmunder Feldspieler bis zu diesem Zeitpunkt - und keine einzige nennenswerte Szene. Landsmann Hosogai nahm Kagawa quasi komplett aus dem Spiel.

Der Schiedsrichter: Knut Kicher hatte eigentlich kein schwieriges Spiel zu leiten, wirkte aber vor allem bei den persönlichen Strafen nicht immer sicher. Koo (gegen Schmelzer) Gelb zu geben, Kagawa für dessen Einsteigen gegen Hosogai aber nicht, war mit zweierlei Maß gemessen. Vier Verwarnungen innerhalb von sechs Minuten waren dann doch zu viel. Ließ Kehl nach einer zumindest angedeuteten Schwalbe und danach einem härteren Foul gegen Oehrl auf dem Platz, was noch im rahmen war.

Analyse: Augsburg erwartete den BVB in einem verkappten 4-4-2, wobei sich Oehrl bei gegnerischem Ballbesitz ins Mittelfeld und Bellinghausen auf Höhe der Viererkette fallen ließ. Damit wollten die Gastgeber die langen Bälle von Hummels besser verteidigen, das Zentrum um Dortmunds Herzstück Kagawa herum zustellen und die starke BVB-Seite über rechts einbremsen - was in der ersten Halbzeit sehr gut gelang. Auch viele zweite Bälle landeten bei den Gastgebern.

Hain lief Hummels immer wieder schnell an und verhinderte dessen Zuspiele ins Mittelfeld, Hosogai kümmerte sich dazu aufmerksam um seinen Landsmann. Kagawa hatte in den ersten 25 Minuten lediglich drei Ballkontakte.

Dortmund wirkte etwas überheblich, hatte ziemliche Anlaufprobleme und mit der durchaus auch kecken Spielweise des Aufsteigers in der Offensive ein paar Schwierigkeiten in der Defensive. Nach 20 Minuten rückte Dortmund die Verhältnisse auf dem Platz etwas zurecht, wurde immer dominanter - erspielte sich aber bis zur Pause nur eine Chance.

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Aber: Augsburg Anflüge von Offensivspiel wurden früher erstickt, der FCA kam bis zur Pause kaum mehr zielgerichtet über die Mittellinie. Dortmund spielte in der zweiten Halbzeit cleverer, weniger mit langen Risikobällen und mehr mit Ballkontrolle. Kehl holte die Bälle dafür aus der Abwehr ab. Zu Chancen kam der Meister deshalb aber auch nicht, es fehlte die Leichtigkeit und Lockerheit der letzten Wochen.

Augsburg musste enorm viel laufen und wurde ab der 70. Minute etwas müder und unkonzentrierter. Klopp reagierte und wechselte zwei frische Spieler ein, um mehr Druck aufzubauen. Aber der FCA wehrte sich leidenschaftlich und kam völlig verdient zu dem einen Punkt.

Augsburg - Dortmund: Daten zum Spiel

 

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