HSV erleidet unter Fink schlimmen Rückfall

SID
Vedad Ibisevic feiert mit Martin Harnik seinen Führungstreffer gegen den Hamburger SV
© Getty

Ein kurzer Handschlag mit Thorsten Fink nach dem Spiel, das war´s. Auf demonstrative Triumphgesten hat Bruno Labbadia verzichtet. Dabei konnte die Rückkehr des Trainers zum Hamburger SV 686 Tage nach seiner Entlassung am 26. April 2010 grandioser gar nicht ausfallen: 4:0 (2:0) für Labbadias Stuttgarter.

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Ein richtungsweisender Sieg in einem direkten Duell zweier ehemaliger Tabellennachbarn. Für den VfB ist nun sogar die Europa League wieder drin, der HSV kämpft gegen den Abstieg. Punkt.

Erstmals, seit er Mitte Oktober 2011 bei den Hamburgern anheuerte, musste Kollege Fink am Samstag erleben, was seinen Vorgängern Labbadia, Armin Veh und Michael Oenning unter anderem auch den Job beim HSV gekostet hat: Kein Wille, keine Einstellung, keine Ideen in der Mannschaft. Scheitern, wenn es drauf ankommt. "Es geht nicht, schon zufrieden zu sein, wenn man sieben Punkte auf einen Nicht-Abstiegsplatz hat", sagte Fink, "mir reicht das nicht, da muss die Mannschaft mitziehen."

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Vedad Ibisevic (23.), zweimal Zdravko Kuzmanovic mit Foulelfmetern (31./47.) und der gebürtige Hamburger Martin Harnik (90.) schossen die Tore für den ersten Stuttgarter Auswärtssieg seit Ende September. "Es war wichtig, dass wir mal zu Null gespielt haben", freute sich Labbadia, "wir sind sehr geschlossen aufgetreten und haben viele zweite Bälle gewonnen. Das ist eine gute Entwicklung."

Und sie waren an diesem Samstag zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Hochmut kommt vor dem Fall, Bruno Labbadia kennt diese Hamburger Krankheit noch gut genug. Fink hat sie noch nicht austreiben können. Auch Sportchef Frank Arnesen, der sich normalerweise immer vor seine Profis stellt, war bedient: "Ich bin sauer und enttäuscht, weil wir schon gezeigt haben, dass wir es besser können. Mit 75 Prozent Einsatz gewinnst du in der Bundesliga nichts."

Verhandlungen mit Adler stocken

Der Däne hat ja auch noch die "Baustelle" Rene Adler zu beackern. Der Torwart von Bayer Leverkusen soll zur neuen Saison kommen, doch noch hakt es an den Rahmenbedingungen des Vertrages. Eigentlich sollte eine Einigung an diesem Wochenende erfolgen, davon will Arnesen aber nichts mehr wissen: "So ein Poker ist ganz normal, das kann noch eine Woche dauern, oder vier." Werbung jedenfalls haben die Hamburger bei dem Nationalspieler nicht für sich gemacht.

Da nutzen auch die Selbstanklagen nach den desaströsen 90 Minuten nichts. "Es müssen zumindest der Wille und die Leidenschaft zu erkennen sein. Beides war nicht der Fall, wir haben alles vermissen lassen", sagte Kapitän Heiko Westermann, "das ist nicht akzeptabel." Schon am Sonntag bat Fink zu Nachgesprächen und Videostudium, denn die Situation ist plötzlich wieder ernst. Nächste Woche steht ein Auswärtsspiel bei Schalke 04, dann kommt der SC Freiburg, dessen Jugendteam immer besser in der Bundesliga auftrumpft.

Jansen kritisiert Kollegen Guerrero

In diesen Spielen - und zahlreichen weiteren - wird der zuletzt beste HSV-Stürmer fehlen. Paolo Guerrero erwartet nach seiner Roten Karte (54.) eine saftige Sperre vom DFB. Der eingesprungene Karatetritt an der Eckfahne von hinten gegen die Kniekehle von VfB-Torwart Sven Ulreich wird Konsequenzen haben. Zunächst eine saftige Geldstrafe vom Klub, dann zieht ihn der Verband aus dem Verkehr. "Dieses Foul geht gar nicht", sagte Mannschaftskollege Marcell Jansen, "damit hilft er dem Verein nicht."

Labbadia kennt selbst die Undiszipliniertheiten des Südamerikaners. Als der Anfang April 2010 einem Besucher eine Wasserflasche an den Kopf warf, war er noch beim HSV im Amt. "Er ist ein toller Fußballer", sagte Labbadia, "ich bin nur froh, dass Ulreich nicht verletzt wurde." Nach dem Spiel fuhr der Trainer mit seinem Team zurück nach Schwaben.

Demnächst aber ist er privat wieder in der Hansestadt, wo seine Familie noch wohnt: "Ich komme immer gerne nach Hamburg." Nach solch einem Samstag allemal.

Hamburg - Stuttgart: Daten zum Spiel

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