Solbakken und die Sorge vor dem Anruf

SID
Selbst die Rückkehr des Prinzen half nicht. Bei Lukas Podolski und Köln geht mal wieder die Angst um
© Getty

Stale Solbakken war sich um den Ernst der Lage bewusst. "Wenn Herr Horstmann anruft und sagt, ich kann zurück nach Skandinavien gehen, dann gehe ich. Aber das ist nicht meine Entscheidung", sagte der Trainer des kriselnden 1. FC Köln nach dem 0:2 (0:1) im 54. rheinischen Bundesliga-Derby gegen Bayer Leverkusen und betrieb noch einmal Werbung in eigener Sache: "Köln hat den richtigen Trainer. Ich glaube, dass ich den Spielern das Selbstvertrauen geben kann."

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Solbakken ist fest davon überzeugt, dass ihm die Wende gelingt. "Ich denke, dass ich noch die Unterstützung habe. Das ist auch ein Test für den Verein: Kann man in dieser schwierigen Phase zusammenstehen, kann man die Spieler schützen?", ergänzte der Norweger.

Doch mit jeder Niederlage - gegen den Rivalen von der anderen Rheinseite gab es die sechste aus den vergangenen sieben Spielen - steigt die Wahrscheinlichkeit, dass FC-Geschäftsführer Claus Horstmann und Sportdirektor Volker Finke tatsächlich den Trainer kontaktieren und den Daumen senken.

Noch ist das aber nicht der Fall. "Wir werden Trainer und Mannschaft den Rücken freihalten", versprach Volker Sportdirektor Finke.

Es liegen allerdings teils chaotische Woche hinter den Kölnern. Neben der Pleitenserie auf dem Rasen produzierte der FC reichlich Negativschlagzeilen wie die Alkoholfahrt von Miso Brecko nach der FC-Karnevalssitzung, der Nasenbeinbruch von Kevin Pezzoni nach einem tätlichen Übergriff oder das Frustinterview von Lukas Podolski mit heftigen Attacken gegen die Vereinsspitze.

Podolski ergreift Partei für Solbakken

Frustriert war auch Podolski, doch die Niederlagenserie wollte er nicht am umstrittenen Trainer festmachen. "Es kann in Köln nicht immer am Trainer liegen. Alle paar Monate den Trainer zu wechseln, darf nicht das Ziel sein. Ich darf daran erinnern, dass der Trainer geholt worden ist, um etwas aufzubauen. Die Zeit sollte man ihm geben", sagte der Nationalstürmer, der nach vierwöchiger Verletzungspause (Bänderriss) sein Comeback gegeben hat.

Doch viel Zeit bleibt dem FC nicht. Mit 24 Punkten liegen die Kölner nur noch vier Zähler vor dem Relegationsrang 16. "Die nächsten Wochen werden nicht leichter", verweist Solbakken auf die vielen Ausfälle.

Kapitän Pedro Geromel (Wadenprobleme), Ammar Jemal (Faserriss im Oberschenkel), Henrique Sereno (Adduktorenprobleme), Miso Brecko (Gelbsperre) und eben Pezzoni waren gegen Bayer ausgefallen.

Im nächsten Spiel bei 1899 Hoffenheim fehlt nun Sascha Riether (Gelbsperre) und auch Stürmer Milivoje Novakovic droht auszufallen. Beim slowenischen Stürmer ist eine alte Muskelverletzung wieder aufgebrochen, zur Pause wurde Novakovic bereits ausgewechselt.

Podolski: "Qualität reicht nicht"

So kamen der Nordkoreaner Chong Tese und Mitchell Weiser - mit 17 Jahren der jüngste Kölner Bundesligaprofi aller Zeiten und Sohn des früheren FC-Spielers Patrick Weiser - zu ihrem Debüt im Fußball-Oberhaus. Verhindern vermochten sie die Niederlage gegen eine wiedererstarkte Leverkusener Mannschaft auch nicht.

"Uns fehlen die Typen und die Erfahrung, so ein Spiel zu drehen. Die Qualität reicht nicht", monierte Podolski. Es habe sich nicht viel geändert in den vergangenen Jahren. Der FC sei wieder mittendrin im Abstiegskampf. Jetzt müsse sich die Mannschaft aufbäumen.

Die Zweifel mehren sich

Aufbäumen? Sogar bei Kölns starkem Rückhalt Michael Rensing mehren sich die Zweifel. "Man sollte sich nur mal unsere Quote aus den letzten Spielen anschauen. Wir haben aus den letzten zwölf Spielen wenig geholt. Der Trend geht ganz klar nach unten", sagte Rensing.

Wie eine Trendwende funktioniert, haben die Leverkusener gezeigt. Gegen den FC gab es vor 46.500 Zuschauern den zweiten Sieg in Serie und eine der besten Saisonleistungen. Matchwinner war dabei Lars Bender, der den ersten Doppelpack (16. und 50.) seiner Bundesliga-Karriere erzielte. "Zwei Tore kommen nicht allzu oft vor. Wichtiger war aber der Sieg. Außerdem hatten wir noch etwas gutzumachen", sagte Bender und erinnerte an die derbe 1:4-Niederlage aus dem Hinspiel.

Köln - Leverkusen: Daten zum Spiel

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