Erfolg auf drei Zylindern

Von Florian Bogner
Erst ein klärendes Gespräch, dann zwei Tore: Franck Ribery (l.) mit Trainer Jupp Heynckes
© Getty

Franck Ribery schießt den FC Bayern München zum 2:0-Sieg gegen den direkten Konkurrenten Schalke 04. Die Apokalypse scheint damit erstmal abgewendet, zuhause liegt der Hund bei den Münchnern eh nicht begraben. Dafür macht nun Mario Gomez Sorgen.

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Als die Allianz Arena bis auf den Nordwestquadranten im Oberrang bereits in Feierstimmung war, trabte Mario Gomez still der Erlösung entgegen. Der Stürmer der Münchner hatte gegen den FC Schalke 04 einen wahrhaft gebrauchten Tag erwischt, ließ zahlreiche Chancen liegen. Konsequenz: Auswechslung in Minute 72.

Für die Leistung im Bereich "ausbaubar" hatte der Torjäger diesmal aber eine simple, wenn auch verblüffende Erklärung. "Ich war heute vor dem Tor mit meinen Schuhen absolut unzufrieden. Ich hoffe, dass ich da das nächste Mal eine bessere Wahl treffe", sagte Gomez nach dem 2:0-Sieg über den FC Schalke 04.

Wie viel Ernst in dieser Aussage steckte, war schwer zu beurteilen. Sportdirektor Christian Nerlinger wusste die seltsam anmutende Erklärung jedenfalls zu kontern.

Gomez und die Schuhprobleme

"Es wirkte so, als wäre Glatteisgefahr in der Allianz Arena", merkte Nerlinger süffisant an und sagte etwas ernster: "Einige waren wohl damit überfordert, das richtige Schuhwerk zu wählen." Botschaft: Etwas mehr Professionalität, bitte. Schließlich sitzt der Chef des Ausrüsters im Aufsichtsrat.

Was bei Gomez noch dazu kam: Neben dem richtigen Schuhwerk hatte es dem 26-Jährigen erneut auch an "der letzten Überzeugung" gefehlt, sagte er selbstkritisch. "Die kommt aber wieder", ist sich der Nationalstürmer sicher: "Es ist nur das berühmte eine Tor." Oder, orthopädisch gesprochen: eine leichte Blockade.

Die beste Medizin dagegen? "Er kann sich nur selbst helfen, indem er trifft", meinte Philipp Lahm zum Problem des Mitspielers, sprach Gomez aber gleichsam Mut zu: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder Tore schießt." So sah's auch Nerlinger: "Das sind normale Phasen, die ein Torjäger durchstehen muss. Da wird er sich wieder rausarbeiten."

"4:1 oder 5:1 wäre korrekt gewesen"

Damit wären die Problemfelder des FC Bayern im Spiel gegen Schalke 04 aber auch schon abgehandelt. Dass Gomez' Versagensängste vor dem gegnerischen Tor nur eine Randnotiz wert waren, dafür hatte Franck Ribery mit seinem dritten Saisondoppelpack gesorgt (36./55.) - so viele waren dem Franzosen noch nie gelungen.

Mit nunmehr zehn Saisontreffern hinkt der 28-Jährige seiner persönlichen Bestmarke aus seiner ersten Bayern-Saison (2007/2008) auch nur noch einen Treffer hinterher. Mit ihm, dem emsigen Thomas Müller in der Mitte und dem langsam besser in Form kommenden Arjen Robben auf rechts lief der Bayern-Angriffsmotor immerhin wieder auf drei Zylindern.

Das reichte, um müde Gelsenkirchener in Schach zu halten. "Die Mannschaft hat die richtige Antwort gegeben", kommentierte Nerlinger die klare Leistungssteigerung im Vergleich zum 0:1 beim FC Basel unter der Woche. "4:1 oder 5:1 wäre eher ein korrektes Ergebnis gewesen", tönte Präsident Uli Hoeneß gar und lobte: "Mit der Mannschaft kann man trotzdem von A bis Z zufrieden sein."

Leistungsexplosion des "Wohlfühl-Spielers"

Kapitän Philipp Lahm sprach ebenso von einer geschlossenen Mannschaftsleistung "mit einem sehr starken Franck Ribery" als X-Factor. Den Franzosen hatte sich Jupp Heynckes am Samstag im Teamhotel noch mal gesondert zur Brust genommen, erzählte der Coach.

"Wir hatten gestern ein sehr gutes Gespräch und ich denke, dass das befruchtend für ihn war - der Inhalt des Gespräches bleibt aber unter uns", sagte Heynckes und präzisierte nur, dass er Ribery nochmals eindringend an seine Pflichten erinnert habe - defensiv wie offensiv.

Von seinem "Wohlfühl-Spieler" (Zitat Heynckes) hatte der Coach deshalb eine solche Leistungsexplosion nicht nur erhofft, sondern "erwartet, auch läuferisch". Einschränkend erwähnte Heynckes nur, dass man vor dem Tor insgesamt nicht "so clever agiert" habe, wie man das normalerweise gewohnt sei - ein kleiner Seitenhieb auf den schon angesprochenen Gomez.

Heynckes fordert Drecksarbeit ein

Was denn gegen Schalke anders gemacht wurde als zuletzt in Basel, wollte ein Journalist derweil von Thomas Müller wissen. "Wir haben zwei Tore geschossen", antwortete Müller. Manchmal ist es tatsächlich so einfach.

Insgesamt arbeitete der FC Bayern einfach wieder emsiger, zeigte Spielfreude und Laufbereitschaft - eben jene Attribute, die der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zuletzt nochmals eindrücklich eingefordert hatte.

"Das Auftreten, das Engagement und die Art und Weise, wie sich die Spieler gegenseitig unterstützt haben, war richtungweisend", freute sich Heynckes. "Das ist der Schlüssel zum Erfolg, weil wir riesige Fußballer haben. Aber das muss harmonieren, das muss homogen wirken. Dazu muss man bereit sein, Drecksarbeit zu machen, Wege nach hinten zu gehen."

Lahm gibt die Richtung vor

"Wir haben wieder etwas mehr vorne gepresst und viele Bälle erobert, bevor Schalke sich befreien konnte. Das war ein gutes Gefühl", erklärte Müller, mahnte aber gleichsam: "Wenn wir nicht jede Woche spielen wie heute, dann können wir uns davon nichts kaufen."

Im Endeffekt war der Sieg gegen den FC Schalke nämlich nicht mehr als ein tiefer Atemzug - einmal Luft holen vor der nächsten schweren Auswärtsaufgabe bei Bayer Leverkusen, bevor es zehn Tage später ins Rückspiel gegen den FC Basel geht.

"Auf dem Sieg kann man aufbauen, weil es eine souveräne Vorstellung war. Ob wir aus der Krise raus sind, werden wir erst beim nächsten Spiel auswärts sehen", schränkte Lahm deshalb auch ein.

Verantwortlich für den Druck

Gegenüber SPOX präzisierte der Kapitän, was es am kommenden Wochenende wieder abzurufen gilt: "Weiter so agieren, Druck machen, aggressiv Fußball spielen, zusammenarbeiten, sprechen auf dem Platz. Wenn wir das tun, haben wir auch in Leverkusen gute Chancen."

Oder wie sagte Manuel Neuer zum Abschluss so schön? "Wir sind selbst dafür verantwortlich, wie hoch der Druck ist."

Bayern - Schalke: Daten zum Spiel

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