Babbel in Hoffenheim als Psychologe gefordert

SID
Markus Babbel (r.) muss nicht nur bei Sejad Salihovic seine psychologischen Fähigkeiten beweisen
© Getty

Nach dem missglückten Heimdebüt als Trainer von 1899 Hoffenheim philosophierte Markus Babbel über die ersehnte Leichtigkeit des Seins. Der frühere Europameister weiß: Nach dem 1:1 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 ist er beim weiter angeschlagenen Fußball-Bundesligisten vornehmlich als Psychologe gefordert.

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"Die Mannschaft war gewillt. Aber man hat deutlich gemerkt, dass die Jungs Ziegelsteine im Rucksack tragen", sagte Babbel. Die will der 39-Jährige "Stück für Stück abarbeiten".

Babbel ist überzeugt: "Dann kommt auch wieder die Leichtigkeit zurück, dann werden wir auch wieder guten Fußball spielen."

Noch kein 1899-Sieg 2012

In diesem Jahr ist Hoffenheim nach wie vor ohne Sieg, hat die letzten sechs Heimspiele nicht gewonnen und steckt im tristen Mittelmaß. "Meine Spieler machen sich zu viele Gedanken. Sie müssen mit mehr Überzeugung auftreten. Diese Passivität hat mir nicht gefallen. Die haben wir auch gar nicht nötig, denn wir haben hervorragende Fußballer", sagte Babbel und fügte hinzu: "Wir wollen es schaffen, demnächst über 90 Minuten zu agieren. Wir werden daran arbeiten, den Hebel umzulegen."

Die Blockade in den Köpfen der Hoffenheimer Spieler war auch in der zweiten Begegnung unter Babbel spürbar. Selbst nach der frühen Führung in der neunten Minute durch das sechste Eigentor des Mainzer Kapitäns Nikolce Noveski wirkten die Gastgeber gehemmt. Der Ausgleich durch den Mainzer Rückkehrer Mohamed Zidan, der in der 29. Minute seinen dritten Treffer im dritten Spiel erzielte, war die logische Konsequenz.

Spielerische Klasse hat gefehlt

Kompakter und zweikampfstärker als zuletzt unter Vorgänger Holger Stanislawski war Hoffenheim durchaus aufgetreten, doch es fehlte an spielerischer Klasse. Das mag auch daran gelegen haben, dass Babbel die zuvor beim 1:1 bei Werder Bremen gesperrten Sejad Salihovic und Ryan Babel zunächst auf der Bank gelassen hatte. "Es war eine harte Entscheidung. Aber es wäre hochgradig unfair gewesen, auch nur einen vom Bremen-Spiel aus der Mannschaft zu nehmen", begründete Babbel seine Maßnahme.

Für Babbel war das 1:1 in der Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim, wo er kurz vor der Winterpause von seinem alten Arbeitgeber Hertha BSC Berlin demontiert worden war, dennoch ein "Punktsieg" auf der Sympathieskala. Vor der Partie hatten etwa 100 Hoffenheimer Anhänger mit einem Protestmarsch zum Stadion und einem Spruchband mit den Worten "Eine Region fühlt sich verarscht" noch ihrem Unmut über die Entlassung von Stanislawski Luft gemacht.

Nach dem Schlusspfiff wurde Babbel wie auch die Mannschaft mit versöhnlichem Applaus bedacht. Dietmar Hopp warb unterdessen um Geduld. Man solle "keine Wunderdinge" vom neuen Trainer erwarten, sagte der allmächtige Mäzen im Stadionmagazin "achtzehn99".

Eigentor-Rekord für Noveski

Beim selbsternannten Karnevalsverein Mainz wurde Noveski in der Faschingszeit unfreiwillig zum Narren. Der Kapitän, der einen Schuss von Boris Vukcevic zum 0:1 abfälschte, zog in der Bundesliga-Historie mit Eigentor-Rekordhalter Manfred Kaltz gleich.

Bereits beim 0:4 im Hinspiel war dem Innenverteidiger ein Eigentor unterlaufen. Dieses Missgeschick - je ein Eigentor in Hin- und Rückspiel - war bislang nur Reiner Holtmann in der Saison 1972/73 bei Rot-Weiß Oberhausen widerfahren.

Es war in Liga und DFB-Pokal zudem bereits das sechste Eigentor des FSV in der laufenden Spielzeit. "Nikolce tut mir leid. Ihm ist kein Vorwurf zu machen. Es passt zu dieser Saison. Es kostet uns Punkte und wahnsinnig Nerven", sagte Trainer Thomas Tuchel, der mit dem Auftritt seiner Mannschaft aber zufrieden war und grünes Licht für die Faschingsfeiern gab: "Sonntag und Rosenmontag ist trainingsfrei. Mit der Leistung darf die Mannschaft am Karneval teilnehmen."

Hoffenheim - Mainz: Daten zum Spiel

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