Berlin kämpft, Dortmund trifft, Rehhagel kommt

Von Stefan Moser / Daniel Börlein
Lucas Barrios (v.) stand in Berlin mal wieder in Dortmunds Startelf
© Getty

Hertha BSC hat auch das erste Spiel nach der Entlassung von Trainer Michael Skibbe verloren. Am 22. Spieltag unterlagen die Berliner, die übergangsweise von U-23-Coach Rene Tretschok betreut wurden, trotz ordentlicher Leistung gegen Meister Borussia Dortmund mit 0:1 (0:0). Vor dem Spiel bestätigte die Hertha, dass Otto Rehhagel ab Montag neuer Trainer wird.

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Die 74.000 Zuschauer im Olympiastadion in Berlin sahen eine engagierte und konzentrierte Leistung ihrer Mannschaft. Das Tor des Tages allerdings erzielte Kevin Großkreutz (66.) für Borussia Dortmund.

Der BVB verteidigt damit die Tabellenspitze. Die Hertha kassierte im 1000. Bundesligaspiel die sechste Niederlage in Folge und bleibt mit weiterhin 20 Punkten nur zwei Zähler vor den Abstiegsrängen.

Piszczek erleidet Schädelprellung und Gehirnerschütterung

Unmittelbar vor der Partie bestätigte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz die Verpflichtung von Otto Rehhagel als neuer Trainer: "Otto Rehhagel hat uns seine Zusage gegeben. Er kommt am Sonntag nach Berlin und wird dann in der nächsten Woche gemeinsam mit Rene Tretschok und Ante Covic mit der Mannschaft arbeiten."

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Reaktionen:

Rene Tretschok (Interimstrainer Hertha BSC): "Im Endeffekt tut mir das für die Mannschaft leid. Sie hat viel investiert. Ich kann mir nichts vorwerfen. Ein Punktgewinn wäre gerechtfertigt gewesen."

Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund): "Es muss nicht immer schön sein. Hauptsache wir haben gewonnen. Arbeitssieg ist mir scheißegal. Auch wenn wir was weiß ich gespielt haben: Hauptsache wir haben drei Punkte und das zählt."

Sebastian Kehl (Borussia Dortmund): "Nur mit Schönheit wird man nicht Meister. Solche Spiele gehören dazu. Hertha war hochmotiviert und dementsprechend schwer war es für uns."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Tretschok mit der einen oder anderen Überraschung in der Startelf der Hertha: Für den gesperrten Ottl rückt Kobiaschwili ins defensive Mittelfeld, Bastians verteidigt hinten links. Auf rechts kommt Janker nach Verletzung wieder ins Team. Links im Mittelfeld bekommt Rukavytsya seine Chance. Vorne stürmt Ramos alleine, Lasogga sitzt draußen.

Dortmund muss Kagawa ersetzen. Lewandowski rückt auf die Zehn, Barrios dafür in die Spitze.

31.: Kobiashvili tritt vor dem eigenen Strafraum über den Ball. Kuba schaltet schnell und schickt Piszczek in die Gasse. Der passt direkt quer auf Barrios, der völlig frei steht, sich zehn Meter vor dem Tor aber selbst anschießt und damit leichtfertig vergibt.

36.: Was macht der Hummels denn? Der Nationalspieler dribbelt seelenruhig durch den eigenen Strafraum und lässt sich den Ball von Raffael klauen. Der scheitert aber an Weidenfeller. Richtig brenzlig!

38.: Kuba mit der Freistoßflanke von links. Barrios verlängert am ersten Pfosten. Hummels versucht per Drehung dran zu kommen, Kraft rauscht auch raus, doch der Ball geht am Tor vorbei.

45.: Feiner Ball von Lewandowski in die Gasse. Piszczek kommt mit Tempo und vor Kraft an den Ball. Der Hertha-Keeper schmeißt sich in den Laufweg und pariert.

50.: Ramos erobert den Ball und schickt Ebert. Der steht 15 Meter vor dem Tor alleine vor Weidenfeller. Schiebt den Ball links am Dortmunder Keeper vorbei - aber auch knapp am linken Pfosten.

53.: Hummels mit dem Fehler im Spielaufbau, und wieder schaltet Hertha schnell über Ebert um. Der flankt flach an den zweiten Pfosten, wo Ramos knapp verpasst.

66., 0:1, Großkreutz: Flanke von Kuba von rechts an den Elfer. Lewandowski läuft in den Ball und köpft. Kraft lenkt die Kugel weltklasse an die Latte. Großkreutz reagiert am schnellsten und haut das Ding vom Fünfereck per Fallrückzieher in die Maschen.

74.: Lewandowski wurschtelt im Strafraum irgendwie zu Barrios, der könnte aus zwölf Metern abziehen, rutscht dann aber aus. Völlig verkorkster Nachmittag für den Dortmunder.

76.: Dortmund passt hinten wieder nicht auf. Und plötzlich steht Raffael frei vor Weidenfeller, der lange stehen bleibt und letztlich Sieger bleibt.

Fazit: Starke kämpferische Leistung der Berliner gegen unkonzentrierte Dortmunder. Ein Punkt wäre für die Hertha wohl verdient gewesen.

Der Star des Spiels: Lewan Kobiaschwili. Starke Partie auf seiner neuen Position auf der Doppelsechs. Gewann zusammen mit Peter Niemeyer viele Zweikämpfe, stellte taktisch clever die Räume zu und überzeugte auch mit einer starken läuferischen Leistung. Tretschoks Umstellung hat gut funktioniert.

Der Flop des Spiels: Mats Hummels. Ungewöhnlich schlampige Partie des Dortmunder Innenverteidigers mit vielen Fehlern im Spielaufbau und einer vergleichsweise schwachen Zweikampfquote. Zwei dicke Patzer von Hummels hätten auch gut und gerne zu Gegentoren führen können. Steht damit auch stellvertretend für den erstaunlich unkonzentrierten Auftritt des BVB. Nachtrag zu Hummels Verteidigung: Er ging wohl schon angeschlagen ins Spiel und bekam in der zweiten Hälfte Fieber.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz. Unaufgeregter und souveräner Auftritt in einer intensiven, aber fairen Partie. Klare Linie, gute Körpersprache, kaum Fehler. Saubere Leistung des Gespanns.

Analyse: Sehr engagierte und durchaus selbstbewusste Anfangsphase der Hertha. Die Gastgeber aggressiver in den Zweikämpfen und mit gutem Zugriff im zentralen Mittelfeld. In der Offensive zwar ohne klare Aktionen, hinten aber nur mit gelegentlichen Problemen, vor allem bei langen Bällen.

Dortmund zwar mit deutlich mehr Ballbesitz, auf dem schwierigen Untergrund und ohne Götze und Kagawa aber ungewohnt steif und behäbig im Mittelfeld. Dazu fehlte auch das konsequente Gegenpressing und damit die Torgefahr nach frühen Ballgewinnen.

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit erhöhte sich die Fehlerquote und es kam zu echten Chancen - drei für Dortmund, eine für Berlin.

Auch nach dem Seitenwechsel gelang es der Hertha, dem Gegner ein Kampfspiel aufzuzwingen. Berlin hatte in dieser Disziplin sogar leichte Vorteile. Die ersten Torgelegenheiten gehörten Berlin, die nach etlichen Unkonzentriertheiten des BVB sehr gefällig konterten.

Selbst nach der zu diesem Zeitpunkt eher überraschenden Führung für Dortmund blieb die Hertha mutig und leidenschaftlich und stellte die nach wie vor etwas schwerfälligen Dortmunder durchaus vor Probleme. Auch wenn es am Ende nicht zum Punkt reichte - auf der Leistung kann Otto Rehhagel aufbauen.

Hertha - Dortmund: Daten zum Spiel

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