Stuttgart feiert Kantersieg gegen Hertha

SID
Vedad Ibisevic brachte den VfB Stuttgart gegen Hertha mit einem umstrittenen Tor in Führung
© Getty

Der VfB Stuttgart hat sich eindrucksvoll von der Pokal-Niederlage gegen die Bayern rehabilitiert. Herthas Krise nimmt dagegen ein immer größeres Ausmaß an.

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Als Hertha-Trainer Michael Skibbe nach dem Spiel bei der Pressekonferenz Platz genommen hatte, kaute er nicht mehr wie während des Spiels nervös Kaugummi. Wie versteinert saß er da, sein Blick ging ins Leere.

0:5 (0:4) hatte Hertha BSC beim ebenfalls krisengeschüttelten VfB Stuttgart verloren - in der Hauptstadt stehen Skibbe und Manager Michael Preetz nun schwierige Tage und Wochen bevor.

Harnik schnürt Doppelpack

Martin Harnik mit einem Doppelpack (28./41.), Vedad Ibisevic (25.) und Shinji Okazaki (32.) und Lewan Kobiashwili (Eigentor, 58.) erzielten die Treffer für die Schwaben. Hertha BSC spielte dabei ab der 30. Minute nur noch zu zehnt, nachdem Andreas Ottl nach einem groben Foulspiel die Rote Karte gesehen hatte.

"In der ersten Halbzeit haben wir eine katastrophale Mannschaftsleistung gebracht", sagte Skibbe, der dafür auf die Schnelle "keine Erklärung" finden konnte. "Ich kann mich nur entschuldigen, was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben." Fünf Pflichtspiele als Trainer hat er mit den Berlinern absolviert - und alle verloren.

Rückendeckung für Skibbe? Preetz druckst herum

Auf die Frage, ob er noch Rückendeckung spüre, antwortete er: "Ja, ja, natürlich." Ein glasklares Bekenntnis zu seinem Trainer wollte Manager Preetz aber nicht abgeben. "Lustig, was willst Du von mir hören?! Wir werden jetzt nach Hause fahren und das aufarbeiten", fuhr er einen Journalisten an, der fragte, ob Skibbe beim nächsten Spiel noch auf der Bank sitzen werde.

Aber auch er musste zugeben: "Der Start war für ihn natürlich eine Katastrophe. Das war heute ein Debakel. Wir sind nach dem 0:1 förmlich auseinandergebrochen. Das war heute ein Auftritt, wie wir ihn uns nicht gefallen lassen können. Die ersten 45 Minuten müssen wir erst mal verdauen."

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Die Umstellung von VfB-Trainer Bruno Labbadia auf eine Spitze erwies sich im 56. Pflichtspiel-Duell mit den Hauptstädtern als kluger Schachzug. Die Schwaben bestätigten durch den beherzten Auftritt vor 45.000 Zuschauern in der klirrenden Stuttgarter Kälte in der Liga ihren Aufwärtstrend und halten sich zumindest von den Abstiegsrängen fern. Der erste Sieg seit vergangenen November dürfte die unter der Woche laut gewordenen kritischen Stimmen kurzzeitig verstummen lassen.

"Ihr spielt sch...." - oder auch nicht

"Ihr spielt scheiße - rafft euch mal" lautete die deutliche Botschaft, die die VfB-Fans vor dem Anpfiff auf einem Spruchband an die zuvor seit sieben Spielen sieglose Mannschaft richteten.

Labbadia, der nach dem 0:2 gegen Bayern München in zahlreichen Einzelgesprächen deutliche Worte gefunden hatte, brachte für Cacau und Julian Schieber Tamas Hajnal und Harnik - das sollte sich auszahlen. In der Abwehr kam Neuzugang Gotoku Sakai zu seinem Debüt.

Labbadias Schachzug brachte mehr Aggressivität und Durchschlagskraft, wenn auch die Offensivreihe zunächst an sich selbst scheiterte. Harnik gab das Sinnbild des Stuttgarter Spiels der Anfangsphase ab, als er nach einer verlängerten Flanke freistehend aus sechs Metern den Ball nicht traf (16.).

Sechzehn Minuten - vier Tore: Ibisevic eröffnet Schützenfest

Das Glück kam jedoch schneller zurück als erwartet - und dann richtig. Den Startschuss für das 16-minütige Stuttgarter Schützenfest (25./28./32./41.) gab Ibisevic bei dessen umstrittenem Treffer zum 1:0.

Drei Minuten später gab Ibisevic auch Harnik den entscheidenden Pass zum 2:0: Der Stürmer schoss aus dem Lauf an dem von seiner Hintermannschaft allein gelassenen Hertha-Keeper Kraft vorbei (28.).

Ottl fliegt vom Platz

Skibbe kaute seinen Kaugummi endgültig in Rekordgeschwindigkeit, als Andreas Ottl nach rüdem Einsteigen gegen Hajnal zu Recht die Rote Karte sah (30.).

Stuttgart drehte in Überzahl sogar noch auf: Okazaki verwandelte eine Flanke von Khalid Boulahrouz per Kopf (32.), Harnik machte mit einem Sonntagsschuss von der rechten Strafraumgrenze die Entscheidung perfekt (41.).

Nach dem Seitenwechsel erhielt der Hertha-Tag endgültig das Beiwort "rabenschwarz": Eine Flanke von Christian Gentner bugsierte Kobiaschwili zum 5:0 (58.) ins eigene Tor. Okazaki (65.) hatte das 6:0 auf dem Fuß- scheiterte aber an Kraft.

Stuttgart - Hertha: Daten zum Spiel

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