Favre zu Journalisten: "Sind Sie verrückt?"

SID
Borussia Mönchengladbach gab in Wolfsburg die ersten Punkte der Rückrunde ab
© Getty

Gladbach-Trainer Lucien Favre war nach dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg über die Frage eines Journalisten empört. Sein Topspieler gab sich nach seiner vergebenen Riesenchance selbstkritisch.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Lucien Favre ist ein durch und durch ausgeglichener Mensch. Es ist schon eine ziemliche Herausforderung, den kühlen Analytiker aus der Fassung zu bringen.

Doch am Samstag nach dem 0:0 beim VfL Wolfsburg reichte eine einzige Frage eines TV-Journalisten. "Sind Sie verrückt?", blaffte der Trainer von Borussia Mönchengladbach. "Das ist doch kein Rückschlag. Wir haben sieben Punkte aus drei Spielen geholt. Ich bin damit sehr zufrieden."

Drei Stockwerke tiefer, im Bauch der VfL-Arena, war die Stimmung ebenfalls frostig. Marco Reus stand dort dick eingepackt in seine Daunenjacke und suchte nach einer Erklärung.

Reus zeigt sich selbstkritisch

In der 69. Minute hatte der Nationalspieler allein vor Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio die eigentlich sichere Führung vergeben und war dementsprechend bedient.

"Da habe ich schon mit neun Punkten gerechnet", stammelte Reus kaum hörbar. Es blieb bei sieben. Damit wuchs der Rückstand auf Spitzenreiter Dortmund auf drei Punkte an.

Mit leiser Stimme entschuldigte sich der 22-Jährige dafür, dass es in der Rückrunde bei zwei Siegen aus drei Spielen blieb. Für Sturmpartner Mike Hanke, den Reus völlig frei stehend übersah, war die Sache schnell erledigt.

"Marco weiß doch selbst, dass er hätte quer spielen können", sagte Hanke und haderte mit dem Auftritt der Mannschaft: "Über die Leistung können wir uns nicht freuen."

Favre kritisiert: Zu wenig Tempo

Die gegen Bayern München und Stuttgart so erfrischend und frech nach vorne spielenden Gladbacher taten sich gegen die dicht stehende Wolfsburger Abwehr schwer.

Allein in der ersten Halbzeit wandelte das Team 70 Prozent Ballbesitz in nur zwei Chancen um. Sowohl Roel Brouwers (31.) als auch Hanke (36.) trafen zwar das Tor, doch der Schiedsrichter erstickte den Jubel mit dem Abseitspfiff im Keim - wobei der Treffer von Hanke wohl regulär war.

Auch wenn sich Favres Aufregung um Hankes Tor schnell gelegt hatte, bemängelte er die Leistung seines Teams noch nach dem Schlusspfiff. "Wir haben zu viel gespielt, es hat manchmal das Tempo gefehlt, wir haben zu oft hohe Bälle gespielt", lautete das Fazit des Schweizers.

Gladbach weiter mit der besten Defensive

Am Ende durfte Gladbach froh sein, einen Punkt gesammelt zu haben. Denn in der zweiten Halbzeit war Wolfsburg überlegen und hatte viele Chancen zum Sieg.

Natürlich - so musste es in diesem Spiel einfach sein - wurde auch dem Meister von 2009 ein Tor wegen Abseitsstellung nicht anerkannt. Damit bleibt Gladbachs Abwehr auch nach 20 Spieltagen mit nur zwölf Gegentoren die beste der Liga. Nur im Angriff klappte es diesmal nicht.

Doch ein Rückschlag sei dies ganz bestimmt nicht. Das sah auch der Rest der Mannschaft so. Ob Reus, Hanke oder Brouwers, sie alle sagten brav die "Wir-denken-von-Spiel-zu-Spiel"-Parole auf.

Keine Klassenerhaltsparty

"Wir sind ja froh, dass wir überhaupt da oben dabei sind. Da ist es wichtig, auch aus so einem Spiel mal einen Punkt zu holen", sagte Torhüter Marc-Andre ter Stegen.

Und so gab es am Abend nach dem Spiel in Wolfsburg doch noch eine kleine Feier.

Die mittlerweile gesammelten 40 Punkte und das damit verbundene Erreichen des Saisonziels Klassenerhalt waren allerdings nicht der Anlass. Ersatzstürmer Matthew Leckie hatte Geburtstag. Ob die Party auch verrückt war, ist nicht überliefert.

Wolfsburg - Gladbach: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema