"Zeit des Tätschelns" in Hoffenheim vorbei

SID
Ryan Babel und die TSG Hoffenheim ließen wichtige Punkte im Heimspiel gegen Augsburg liegen
© Getty

Spätestens nach dem Unentschieden gegen den FC Augsburg schlugen in Hoffenheim die Alarmglocken. Trotz Platz acht sind die Kraichgauer endgültig im Abstiegskampf angekommen.

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Noch lange nach dem Schlusspfiff saß Holger Stanislawski auf der Trainerbank, sein Blick starrte ins Leere und war dabei so kalt wie die Temperaturen. Nur 2:2 (1:1) gegen den FC Augsburg, selbst gegen den Abstiegskandidaten hatte es für 1899 Hoffenheim nicht zum ersten Sieg im Jahr 2012 gereicht.

Also rief Stanislawski, als er die Sprache wieder gefunden hatte, bei der einst so frechen wie erfolgreichen TSG selbst den Abstiegskampf aus - und das Ende der Schonzeit für seine Profis gleich mit.

"Platz 8 bis 18 sind alle mit dabei"

"Von Platz 8 bis 18 sind alle mit dabei - und wir sind Achter", sagte Stanislawski, der die allmählich bedrohliche Situation "ganz realistisch" betrachtet und schließlich noch deutlicher von "Abstiegskampf pur" sprach: "Ich sehe eine Tendenz und unsere eigene Leistung, deshalb brauchen wir nicht mehr nach oben schauen."

Die Vorstellung gegen Augsburg gibt in der Tat Anlass zu Sorge. "Es ist sehr enttäuschend. Taktische Disziplin und Bereitschaft waren nicht vorhanden. Das ist für mich nur schwer zu verdauen", sagte Stanislawski einmal mehr desillusioniert und ernüchtert. Diesmal kündigte der 42-Jährige Konsequenzen an: "Nach 20 Spieltagen ist der Zeitpunkt für einen Cut gekommen. Die Zeit des Tätschelns ist vorbei."

Konsequenzen drohen

Statt Streicheleinheiten droht den Stars der Verweis auf die Bank. Dort könnten sich vor allem der niederländische Nationalspieler Ryan Babel und der Brasilianer Firmino wiederfinden, deren Leistungen vor 22.500 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena einer Arbeitsverweigerung gleichkam.

Schon am Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten SpVgg. Greuther Fürth wird laut Stanislawski "eine andere Mannschaft" auflaufen.

Die Hoffnungen ruhen unter anderem auf Neuzugang Srdjan Lakic, der gegen Augsburg wegen einer Magen-Darm-Grippe nur in den letzten 15 Minuten zum Einsatz kam. Stanislawski weiß: "Mit so einer Leistung wie gegen Augsburg scheiden wir aus."

Es spricht für den Trainer, dass er "die volle Verantwortung" für die schwache Leistung seiner Mannschaft übernahm. Um seinen Arbeitsplatz muss der vor der Saison verpflichtete Hamburger aber - noch - nicht fürchten.

"Das steht gar nicht zur Debatte", stellte Manager Ernst Tanner klar und nahm vielmehr die Mannschaft in die Pflicht: "Bei einigen geht Egoismus vor Gruppendynamik. Einige Herren hatten offenbar kein Interesse, zu kämpfen."

Krampf und nicht mal Kampf

Die Spieler zeigten sich zumindest selbstkritisch. "Das war Kampf und Krampf", erklärte Torhüter Tom Starke - um sich direkt selbst zu verbessern: "Wenn es wenigstens Kampf gewesen wäre, könnte man diese ganze Suppe, die wir verbrochen haben, noch schön reden."

Der wiedergenesene Innenverteidiger Marvin Compper monierte: "Wir haben uns auf dem Platz nicht genügend unterstützt und die Mitspieler allein gelassen."

Nur rund 15 Minuten konnte Hoffenheim überzeugen. Nach der Augsburger Führung durch Sascha Mölders in der 31. Minute sorgten Peniel Mlapa (38.) und Sejad Salihovic (51.) mit einem verwandelten Foulelfmeter für die Wende. Doch Sebastian Langkamp gelang in der 72. Minute mit einem Kopfball der verdiente Treffer zum 2:2-Endstand.

"Nackenschläge weggesteckt"

"Wir haben zwei Nackenschläge weggesteckt und Moral gezeigt. Das spricht für uns", sagte Langkamp: "Was dieser Punkt wert ist, kann man wohl erst am Saisonende sagen.

Augsburgs Trainer Jos Luhukay gewann dem Achtungserfolg auf jeden Fall etwas Gutes ab.

"Wir sind nach dem Rückstand noch einmal zurückgekommen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie intakt ist. Das ist positiv", betonte Luhukay und fügte hinzu: "Durch den Punkt bleiben wir in der Nähe der Mitkonkurrenten." Hoffenheim gehört inzwischen dazu.

Hoffenheim - Augsburg: Daten zum Spiel

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