Preetz: "Das ist Berlin, das ist normal"

SID
Hertha-Coach Michael Skibbe ist seit seinem Amtsantritt noch ohne Punkt
© Getty

Hertha-Manager Michael Preetz gerät durch weitergehende Talfahrt immer mehr unter Druck. Im Umfeld werden Erinnerungen an die letzte Abstiegssaison wach. Die Verantwortlichen wollen davon aber nichts wissen.

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Als sich die bohrenden Fragen nach dem Warum auf der Pressekonferenz im Berliner Olympiastadions an Berlins Trainer Michael Skibbe richteten, stand abseits ein großer Mann, der sich mit der Hand immer wieder nervös übers Gesicht fuhr.

In Michael Preetz brodelte es nach der 0:1 (0:0)-Niederlage am Samstag gegen Hannover 96 so sehr, dass es für jedermann offensichtlich war. Vielleicht spürte der Manager von Hertha BSC, dass die Fragen nach dem Warum mehr und mehr auch an ihn gerichtet werden.

Druck auf Preetz enorm

Denn Preetz ist dem Verein in verschiedenen Funktionen viele Jahre verbunden; er trägt als Manager und Geschäftsführer Sport mehr als alle anderen die Verantwortung für das sportliche Wohl und Wehe, und diese Niederlage war aus Berliner Sicht eine zum Verrücktwerden.

Es gab also genügend Gründe für ihn, seine Nervosität nicht unterdrücken zu können - gerade vor dem Hintergrund des Saisonverlaufs.

Hertha BSC steht nach drei Pleiten in Folge und dem neunten Spiel nacheinander ohne Sieg mitten drin im Abstiegskampf - und Manager Preetz unter Druck.

Magere Bilanz von Preetz

Der Arbeitsnachweis nach zweieinhalb Jahren Managertätigkeit liest sich nicht besonders gut: vier Trainer, ein Abstieg, ein Aufstieg - und nun erneut der Kampf gegen den Abstieg.

Preetz erlebt mit Hertha eine anstrengende Achterbahnfahrt der Gefühle. "Das ist Berlin, das ist normal", sagte Preetz am Samstag angesprochen auf die zunehmende Kritik an seiner Person.

Dabei hätte Hertha mit etwas mehr Glück und etwas mehr Qualität vor dem gegnerischen Tor einen ersten Schritt aus der Krise machen können. Doch während die Mannschaft von Skibbe vor dem starken Schlussmann Ron-Robert Zieler die größten Möglichkeiten vergab, hämmerte Hannovers Torjäger Mohammed Abdellaoue aus dem Nichts den Ball aus knapp 20 Metern humorlos ins Tor (68.).

"Solche Sachen gibt es im Fußball, wenn man vorher nicht gepunktet hat", erklärte Preetz hernach die Logik des Abstiegskampfes. Gleichwohl wies er darauf hin, dass die Mannschaft im Vergleich zur vergangenen Heimniederlage gegen den Hamburger SV es "deutlich besser gemacht" habe und die vom Trainer vorgenommenen Maßnahmen "gegriffen" hätten. Mit dieser Einschätzung lag Preetz durchaus richtig.

Erinnerungen an Abstiegssaison werden wach

Den Berlinern war vor allem in den ersten 45 Minuten anzumerken, dass sie sich aus der misslichen Situation mit aller Kraft befreien wollten.

Hertha setzte den Gegner weit in dessen eigener Hälfte unter Druck und erspielte sich so einige dicke Chancen zur Führung. Doch am Ende des Tages, das weiß Preetz auch, zählt der Ertrag. Egal, wie der zustande kommt.

Und die Umstände, wie die Niederlage zustande gekommen war, ließen Erinnerungen hochkommen an Hertha BSC vor zwei Jahren. Auch Anfang Februar 2010 war es eiskalt in Berlin, auch damals befand sich Hertha - wenngleich noch tiefer - im Schlamassel, und auch damals fehlte der Mannschaft oft nur ein bisschen Glück.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Berliner Analogien zur Katastrophensaison, die im Abstieg endete, gar nicht erst aufkommen lassen wollen.

"Ertrag eingefahren, den man verdient hat"

"Ich war gar nicht dabei und kann daher auch keine Parallelen erkennen", sagte etwa Mittelfeldspieler Peter Niemeyer: "Es gibt auch keinen Grund, Parallelen zu ziehen. Wir haben heute als Mannschaft eine gute Reaktion gezeigt."

Sein Trainer sah das ähnlich. Die Mannschaft habe in der ersten Halbzeit nicht den "Ertrag eingefahren, den man verdient hat", sagte Skibbe. Die "Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor" habe gefehlt - und natürlich das "Quäntchen Glück".

"Ich möchte aber überhaupt nichts schönreden." Das brauchte er auch gar nicht. Selbst sein Trainerkollege Mirko Slomka sprach anschließend von einem "glücklichen Sieg" der Hannoveraner.

Die Große Hoffnung Pokal

Schönzureden lässt sich dagegen nicht die Gesamtsituation bei Hertha. Am kommenden Mittwoch allerdings könnten der Klub mit einem Erfolg über Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal seit 31 Jahren wieder ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen.

Doch von möglichen Erfolgen im DFB-Pokal wollte am Samstag von den Hertha-Akteuren freilich noch niemand sprechen. "Jetzt müssen wir erstmal Wunden lecken", sagte Niemeyer.

Hertha - Hannover: Daten zum Spiel

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