Kadlec holt Bayer aus der Krise

Von Thomas Gaber/Sebastian Schramm
Michael Ballack (l.) stand bei Leverkusen in der Startelf und war Kapitän
© Getty

Bayer Leverkusen hat durch ein spätes Tor von Michal Kadlec (85.) am 2. Spieltag der Bundesliga 1:0 (0:0) gegen Werder Bremen gewonnen und damit den totalen Fehlstart in die Saison verhindert.

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Nach der Pokalpleite in Dresden und dem 0:2 in Mainz landete die Mannschaft von Trainer Robin Dutt einen glücklichen Sieg gegen defensiv gut organisierte Bremer, blieb aber vieles schuldig. Michael Ballack machte als Rolfes-Ersatz bei seinem ersten Startelfeinsatz ein unauffälliges Spiel.

Reaktionen:

Robin Dutt (Trainer Bayer Leverkusen): "Entscheidend war die Mentalität, mit der die Mannschaft aufgetreten ist. Es spricht für sie, dass sie zum Ende nochmal Druck aufgebaut hat. Bernd Leno hat einen ganz coolen Eindruck auf mich gemacht. Wir sind Bayer 04 Leverkusen, ein Champions-League-Verein. Wer nicht damit umgehen, bei Bayer 04 auf der Bank zu sitzen, der hat hier nichts verloren. Michael (Ballack, Anm. d. Red.) hat selbst um seine Auswechslung gebeten und hat sie sich nach seiner ordentlichen Leistung auch verdient. Wir haben die Situation insgesamt perfekt gelöst: Ballack hat vieles im Spiel vorbereitet und Rolfes das Tor."

Stimmen: Entweder Ballack oder Rolfes

Simon Rolfes (Bayer Leverkusen): "Bayer hat nicht nur eine super erste Elf, sondern auch eine fantastische Bank. Von daher ist es ganz normal, dass man ab und zu auch mal dort sitzt. Wichtig ist, dass die Mannschaft gewinnt. Einzelschicksale sind nicht wichtig."

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Wir haben nicht an uns und an einen Sieg geglaubt. Wenn wir entschlossener nach vorne gespielt hätten, wäre mehr für uns drin gewesen."

Per Mertesacker (Werder Bremen): "Wir haben heute die letzte Geilheit vermissen lassen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Ballack darf von Beginn an spielen und ist gleich Kapitän, weil Rolfes nur auf der Bank sitzt. Zudem ersetzt Kießling Derdiyok im Sturm. Ballacks Partner auf der Doppelsechs ist Bender. Torhüter Leno, unter der Woche vom VfB Stuttgart ausgeliehen, gibt sein Bundesliga-Debüt.

Bei Werder fallen neben Naldo, Wolf, Silvestre, Borowski, Boenisch, Avdic, Ayik und Balogun auch Bargfrede (Pferdekuss) und Ignovski aus. Der Neuzugang von 1860 München hat noch keine Spielberechtigung. Marin muss auf der Zehn Platz machen für Ekici. Pizarro ist wieder im Kader.

13.: Kießling spielt Augusto im 16er frei. Der hält aus 14 Metern drauf, Wiese macht sich lang und kratzt die Kugel aus dem linken Winkel.

19.: Bayer über links. Augusto auf Kießling, der zieht in den Strafraum und schießt aus 17 Metern - links am Tor vorbei.

35.: Jetzt mal Werder. Klasse Direktspiel über Ekici und Sokratis. Der Grieche spielt von rechts vors Tor, Toprak fälscht leicht ab und Thy eiert den Ball aus vier Metern über das leere Tor.

62.: Hunt probiert's mal aus 25 Metern mit Schmackes. Weit übers Tor.

65.: Platz für Bayer. Schmitz greift Sam nicht an, der spielt von links an die Strafraumgrenze. Dort zieht Schürrle sofort mit rechts ab, der Ball kullert zwei Meter links vorbei.

76.: Freistoß Kadlec vom rechten 16er-Eck mit Effet über die Mauer. Wiese lenkt den Ball über die Latte.

79.: Wieder Hunt aus knapp 25 Metern mit links, Reinartz fälscht fies ab, Leno ist auf dem falschen Fuß, rappelt sich aber auf und rettet vor Arnautovic.

85., 1:0, Kadlec: Ecke Bayer von links. Kadlec köpft Derdiyok an. Von da fliegt der Ball zu Rolfes, der per Fallrückzieher von der Grundlinie Kadlec bedient. Der trifft aus sechs Metern den Innenpfosten - drin.

Fazit: Glücklicher Sieg für weitgehend einfallslose Leverkusener gegen eine Bremer Mannschaft, die sich in der Offensive viel zu wenig zutraute.

Der Star des Spiels: Tim Wiese. Werders Keeper parierte vier Mal klasse gegen Augusto, Kießling, Kadlec und Derdiyok war in der Strafraumbeherrschung jederzeit Herr der Lage. Absolut fehlerfreie Partie des Nationaltorhüters.

Der Flop des Spiels: Lennart Thy. Der Bremer rechtfertigte seine Aufstellung keineswegs. Er versagte bei seiner Großchance in Hälfte eins und machte ansonsten gegen Toprak keinen Stich. Drei Mal durfte Thy von Beginn an spielen - das dürfte es nach Pizarros Rückkehr für längere Zeit gewesen sein.

Der Schiedsrichter: Dr. Felix Brych hatte mit der fairen Partie keinerlei Probleme und lag bei der Zweikampfbewertung meist richtig. Auch die Gelben Karten für Kießling, Sokratis und Schmitz waren vertretbar. Prödl hätte für sein Foul an Sam Gelb sehen können.

Analyse: Werder zog sich früh in die eigene Hälfte zurück und war zunächst nur darauf bedacht, Leverkusen durch aggressives Spiel gegen den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten. Das gelang aus zweierlei Gründen: Die Bremer machten die Außen dicht, wodurch Schürrle und Sam kaum zur Entfaltung kamen.

Aus Bayers Zentrum kamen zudem null Impulse. Ballack gewann erst nach einer Viertelstunde seinen ersten Zweikampf und Augusto verschleppte das Tempo. Nur zwei Mal kam Leverkusen durch, scheiterte aber jeweils an Wiese.

Werder war - abgesehen von Thys Großchance - in der Offensive nicht existent. Hunt und Wesley waren viel in der Defensive beschäftigt und Ekici merkte man die fehlende Spielpraxis nach der Verletzung an. So hingen Rosenberg und Thy in der Luft.

Das Niveau des Spiels wurde erst nach knapp 60 Minuten besser, weil Werder mit den Einwechslungen von Marin und Pizarro mehr Risiko ging. Gefährlich wurde es für beide Torhüter aber nur bei Distanzschüssen.

Ein 0:0 wäre gerecht gewesen, doch das leicht kuriose Tor von Kadlec nimmt Dutt erstmal aus der Schusslinie. Bremen war insgesamt zu mutlos. Gegen diese Leverkusener Mannschaft war deutlich mehr drin.

Leverkusen - Bremen: Daten zum Spiel