Schmusen mit dem Grinch

Von Florian Bogner
Franck Ribery (r.) flog gegen den 1. FC Köln in der 34. Minute mit Gelb-Rot vom Platz
© spox

Der FC Bayern München verliert beim 3:0 gegen den 1. FC Köln zwar den ungestümen Franck Ribery, lässt sich davon aber die Herbstmeister-Feierlaune nicht verderben. Uli Hoeneß adelt derweil Trainer Jupp Heynckes und sorgt mit einem Versprecher für Heiterkeit.

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Als Franck Ribery bereits nach 34 Minuten vom Feld geschickt wurde, rotzte der Franzose, ganz fußballerlike, noch einmal herzhaft auf den Boden. Dann tat sich vor ihm der Boden auf und Ribery verschwand in den Katakomben der Allianz Arena. Ein eher unrühmlicher Abgang zum Jahresabschluss.

"Das war dumm von ihm, das darf ihm nicht passieren", watschte Mario Gomez seinen flegelhaften Teamkollegen nachher auch gleich ab, meinte aber auch: "Ich habe dem Schiedsrichter schon vorher gesagt, das Sereno immer verdeckt hält, kratzt und beißt. Der Schiri wollte das aber nicht sehen, deshalb ist Franck ausgetickt."

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Trotz Teilschuld des Kölners: In einem Geduldsspiel gegen einen bis aufs äußerste defensiv angelegten FC hatte der Ribery schlicht die Contenance verloren und war dafür regelkonform bestraft worden.

"Er ist auf den Gegenspieler reingefallen"

Nach einem an und für sich harmlosen Zweikampf hatte der 28-Jährige gegen seinen Gegenspieler Henrique Sereno erst einen Kopfstoß angedeutet und ihm dann, nachdem beide vom Schiedsrichter Guido Winkmann mit Gelb verwarnt wurden, mit Daumen und Zeigefinger am Kinn gepackt. Das reichte Winkmann, um den Linksaußen der Münchner unter die Dusche zu schicken.

Nach den Platzverweisen gegen Jerome Boateng in Hannover und Anatolij Tymoschtschuk leistete sich der FCB damit schon die dritte Disziplinlosigkeit der Marke "unnötig". Noch schlimmer: Ribery fehlt nun beim nicht unkomplizierten Rückrundenauftakt in Mönchengladbach.

Der Franzose müsse lernen, sich zu disziplinieren, mahnte FCB-Trainer Jupp Heynckes an: "Er ist auf seinen Gegenspieler reingefallen. Es sollte ihm eine Lehre sein."

Hoeneß will Ribery in den Arm nehmen

Der Coach äußerte aber auch Verständnis: "Wenn ich bedenke, wie oft Franck in der Saison gefoult und getreten wird, dann ist das völlig harmlos gewesen." Auch Präsident Uli Hoeneß fuhr eher den Schmusekurs.

"Er ist natürlich ein Hitzkopf und hat sich in dieser Situation provozieren lassen. Aber ich verstehe die Spieler schon: Wenn du ständig nur auf die Knochen kriegst und unsachlich behandelt wirst, dann drehst du mal kurz durch", sagte er.

Auf erzieherische Maßnahmen wolle man deshalb verzichten. "Franck hat uns so viel Freude gemacht in diesem halben Jahr, den muss man jetzt in den Arm nehmen und sagen: Da hast Du Mist gebaut. Aber wir sind ja in der Weihnachtszeit: Friede, Freude, Eierkuchen. Da muss man auch mal vergessen können", meinte Hoeneß in vorweihnachtlicher Stimmung.

Zehnerkette und der unruhige Hoeneß

Letztlich konnte Ribery wohl froh darüber sein, dass seine übrigen Kollegen trotz Unterzahl geduldig geblieben waren und sich nicht vom Kölner 5-4-1-System hatten verunsichern lassen. "Ich meine das jetzt nicht negativ, aber ich habe so was noch nie erlebt", sagte Gomez über den Unwillen der Kölner, am Spiel teilzunehmen: "Das war 'ne Zehnerkette."

Dass der FC auch nach dem 0:1 noch mit Fünferabwehr agierte, fand Gomez "komisch, aber auch lustig". Erst nach dem 0:2 löste FC-Trainer Stale Solbakken auf 4-4-2 auf, da war das Kind aber schon in den Brunnen gefallen. "Zum Glück hat der Fußball am Ende gesiegt", meinte Gomez beinahe philosophisch.

"Wir die Mannschaft das Spiel mit zehn Mann nach Hause gefahren hat, ist Ausdruck ihres Charakters. Es zeigt, dass sie bereit ist, sich zu quälen. Wir haben den Gegner aggressiv niedergekämpft", bilanzierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zufrieden.

Vorher war aber eine Leistungssteigerung vonnöten gewesen, die Hoeneß zur Pause so nicht erwartet hatte. "Ich war in der Halbzeit ziemlich unruhig. Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch 3:0 gewinnen. Ich habe zu Karl-Heinz (Rummenigge, Anm. d. Red.) gesagt, dass wir wohl irgendeine Standardsituation brauchen werden, um 1:0 zu gewinnen", meinte der Präsident.

20 Prozent mehr ergibt drei Tore

Offenbar aber hatte Heynckes' Halbzeitansprache gewirkt. "Ich habe in der Pause gesagt, dass jeder 20 Prozent mehr tun muss", erläuterte der Trainer. Dazu ermunterte er die Innenverteidiger, höher zu stehen und nahm noch ein paar andere taktische Anpassungen vor.

Arjen Robben kam nach der Pause beispielsweise vermehrt über den linken Flügel, Thomas Müller griff dafür über rechts an - ein Plan, der letztlich mit den Toren von Gomez (49.), David Alaba (63.) und Toni Kroos (88.) perfekt aufging.

Mit 37 Punkten aus 17 Spielen kann sich der FCB nun zwei Tage zurücklehnen und der Konkurrenz entspannt bei den letzten Ligaspielen des Jahres zusehen. Vier Niederlagen hatte man auch vor einem Jahr in der Hinserie zu beklagen, dafür hat man nun aber vier Siege mehr auf dem Konto und mit 43:10 Toren ein "klasse Torverhältnis", wie Rummenigge meinte.

Mit Grüßen von Jack Daniel's

Entsprechend positiv fiel auch das Halbzeitfazit des Präsidenten aus - inklusive Ritterschlag für den Coach. "Er hat den allergrößten Anteil an dieser Entwicklung", sagte Hoeneß. Und: "Jupp Heynckes ist genau der richtige Trainer für die kranke Seele des Vereins. Seitdem Jupp da ist, ist der FC Bayern total zur Ruhe gekommen."

Was der derart Gelobte denn nun zu Weihnachten bekommen werde, wurde Hoeneß dann noch gefragt. "Ein Bussi", sagte der Präsident mit einem Lächeln. Auf die Nachfrage, wie er denn das ablaufende Jahr resümieren würde, hatte der Präsident dann noch einen besonders netten Freud'schen Versprecher in petto.

"Es gibt da einen Film mit Jack Daniels: Besser geht's nicht!", sagte Hoeneß und ging glücklich von dannen. Gemeint war natürlich Jack Nicholson und nicht der Whiskey-Hersteller Jasper "Jack" Newton Daniel, aber man verzieh es Hoeneß gerne. Ist ja schließlich Weihnachten.

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