FC Bayern bescheißt beim Hallen-Halma

Von Thomas Gaber
Cristian Molinaro (r.) foult Arjen Robben. Für dieses Vergehen gab es die erste Gelbe Karte
© Imago

Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic griff nach der Pleite gegen die Bayern den Schiedsrichter und Arjen Robben an. Obwohl die Münchner am Ende die Bälle nur noch hin- und herbolzten, sind sie Herbstmeister - dank Mario Gomez.

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Fredi Bobic trägt sein Herz gerne auf der Zunge. Als Spieler wurde er für ein Spiel gesperrt, weil er Schiedsrichter Hans-Jürgen Kaspar vor einer Fernsehkamera als "blinde Bratwurst" bezeichnet hatte.

Bobic hat sein Revier als Spieler immer verteidigt und handelt als Sportdirektor des VfB Stuttgart nicht anders. Während eines Spiels bearbeitet er gerne den vierten Offiziellen und Schiedsrichter-Tadel gehört bei ihm zum gängigen Repertoire.

Am Sonntag bekam Manuel Gräfe eine Ladung ab. Es ging beim Spiel des VfB gegen den FC Bayern um die Schlüsselszene in der 30. Minute. Cristiano Molinaro stieg Arjen Robben übermütig in die Hacken und sah von Gräfe die Gelb-Rote Karte. Eine konsequente und den Regeln entsprechende Handlung des Referees.

"Der Schiri hat sich reinlegen lassen"

Bobic sah den VfB dennoch klar benachteiligt. "Man sieht doch, dass Molinaro den Ball spielt - es ist ein Kontaktsport. Wir spielen kein Hallen-Halma, wir spielen Fußball. Wir haben vier Fouls und vier Gelbe Karten. Dass in so einem Spiel mal ein Foul passiert, das ist normal", schimpfte Bobic schon in der Halbzeitpause bei "Sky".

Damit aber nicht genug. Nach der Partie bekam Arjen Robben sein Fett weg. "Weltklasse Spieler wie er warten ganz gerne auf eine solche Situation. Schiedsrichter sind nicht bestechlich, aber sie haben vor solchen Spielern Respekt. Das verstehe ich. Aber hier hat sich der Schiri reinlegen lassen. Wenn die Theatralik von Robben nicht gewesen wäre, hätte es auch keine Gelbe Karte gegeben."

Robben in dieser Szene Provokation zu unterstellen, ist nicht angebracht. Vielmehr hätte sich Bobic Molinaro zur Brust nehmen sollen. Der Italiener hat sich intensiv um die zweite Gelbe Karte beworben. Beide Fouls geschahen fernab des VfB-Strafraums, Gefahr war keineswegs im Verzug. Molinaro handelte ungestüm und im Endeffekt dumm.

Gomez: "Wir haben nur noch gebolzt"

In Unterzahl hatte der VfB keine andere Wahl als sich weit zurückzuziehen und den Spielfluss der Bayern mit taktischer Disziplin und hoher Laufbereitschaft zu unterbinden. "Wenn man gegen die Bayern so früh ein Mann weniger ist, läuft man eigentlich nur noch hinterher", sagte Christian Gentner.

Trainer Bruno Labbadia attestierte seiner Mannschaft einen "fantastischen Kampf". Und selbst Thomas Müller musste zugeben, dass "wir etwas glücklich gewonnen haben, weil Stuttgart noch Chancen hatte".

Die Bayern wussten generell nicht, wie sie mit dem Sieg, der sie ganz nah an den Gewinn der Herbstmeisterschaft brachte, einordnen sollen. Mario Gomez empfand die letzten 20 Minuten als reine Qual.

"Wir haben 70 Minuten richtig gut gespielt. Aber dann haben wir die Bälle nur noch hin- und hergebolzt, anstatt ruhig zu Ende zu spielen und vielleicht noch das dritte Tor zu machen. Es ist unser Anspruch, solche Spiele problemlos nach Hause zu spielen. Wir haben es aber wie schon in Augsburg nicht geschafft", sagte Gomez.

Trainer Jupp Heynckes machte die fehlende Frische einiger Spieler nach der Grippewelle beim FC Bayern unter der Woche für die Endphase verantwortlich: "Man hat gemerkt, dass bei einigen die Kräfte nachließen."

Sieben Tore gegen den Ex-Klub

Nicht so bei Gomez, der die Bayern mit seinen beiden Toren zum vorzeitigen Gewinn der Herbstmeisterschaft schoss. Drei Punkte liegen die Münchner vor Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 und haben das klar bessere Torverhältnis.

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Gomez verzichtet dennoch auf einen Blick auf die Tabelle. "Nach dem Spiel in Mainz hat man uns schon abgeschrieben. Jetzt sind wir so gut wie Herbstmeister. Das interessiert mich aber nicht. Nächste Woche kann schon wieder alles anders aussehen, wenn wir gegen Köln nicht gewinnen sollten."

Gomez hat in fünf Spielen gegen seinen Ex-Klub jetzt sieben Mal getroffen. Er ließ sich nach der vergebenen "1000-prozentigen Chance" (Gomez), als er den Ball nach einem Pass von Robben fünf Meter vor dem leeren Tor durch die Beine kullern ließ, nicht beirren.

"In diesem Stadion habe ich das Toreschießen gelernt und ich wusste, dass ich noch ein, zwei Tore machen werde. So ist es dann auch gekommen."

Herbstmeister (so gut wie), als Gruppensieger ins Achtelfinale der Champions League eingezogen und ein machbares Los (VfL Bochum) im DFB-Pokal. Es sieht nach einem relaxten Weihnachtsurlaub für den FC Bayern aus. Sportdirektor Christian Nerlinger schränkte ein: "Aber nur, wenn wir die restlichen beiden Spiele auch noch gewinnen."

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