Bremen kann's auch ohne Claudio Pizarro

Von Florian Bogner
Naldo (l.) stand bei Werder Bremen wieder in der Startelf und traf prompt per Freistoß zum 2:0
© Getty

Werder Bremen hat am 14. Spieltag den Anschluss an das Spitzen-Trio der Bundesliga gehalten. In Abwesenheit des am Knie verletzten Top-Stürmers Claudio Pizarro gewann Werder das Verfolgerduell mit dem VfB Stuttgart mit 2:0 (0:0).

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Vor 40.800 Zuschauern im Weserstadion brachte Aaron Hunt die Gastgeber nach 57 Minuten in Führung. Naldo stellte per direktem Freistoß den Endstand her (67.).

Mit dem sechsten Sieg im siebten Heimspiel schob sich Werder (26 Punkte) am FC Schalke 04 (25) vorbei auf Platz vier, der am Ende der Saison den Champions-League-Qualifikationsplatz bedeuten würde.

Reaktionen:

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen):"Es war eine sehr gute Leistung, sehr diszipliniert und engagiert. Heute waren wir konzentriert in unseren Aktionen und ich glaube, wir haben eine klare Partie gesehen. Wir standen sicher und haben hinten nichts zugelassen."

...über das Restprogramm: "Die Konzentration ist hoch und wir haben sehr interessante Spiele. In München können wir sicherlich wieder auf uns aufmerksam machen. Ich hoffe, dass in den nächsten Spielen zwei Siege dabei sind."

Bruno Labbadia (Trainer VfB Stuttgart): "Das Spiel war in den ersten 25 Minuten sehr taktisch geprägt, beide Mannschaften hatten großen Respekt, in die Konter zu laufen. In dieser Abtastphase haben wir zu viele Fehler gemacht. Wir haben die zweiten Bälle immer verloren und waren beim ersten Tor mit fünf Leuten nicht konzentriert genug. Leider hatten wir viele Spieler dabei, die nicht in Normalform waren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder mit vier Änderungen im Vergleich zur 0:5-Klatsche bei Borussia Mönchengladbach: Naldo, Schmitz, Marin und Rosenberg spielen anstelle von Prödl (Bank), Sokratis (Gelb-Rot-Sperre), Ekici (Bank) und Pizarro (verletzt).

Labbadia lässt bei Stuttgart Cacau draußen und stellt wieder auf 4-2-3-1 um: Maza ist nach Gelb-Rot-Sperre in der Innenverteidigung zurück, Kuzmanovic spielt wieder auf der Sechs, auch Okazaki ist links offensiv zurück in der Startelf. Interessant: Mit Ulreich und Tasci stehen nur zwei Deutsche in der ersten Elf.

15.: Wolf passt von der Mittellinie in den Lauf von Arnautovic. Der lässt für den freien Rosenberg durch, doch Ulreich kommt raus und pariert stark.

22.: Arnautovic dreht sich um Maza, steht alleine vor dem Tor - Ulreich bleibt Sieger.

26.: Wieder Arnautovic frei vor dem Tor, wieder bleibt Ulreich nervenstark.

41.: Standard VfB, an den Elfmeterpunkt geschlagen. Tasci köpft wuchtig aufs Tor, Wiese fliegt und pariert mit einer Hand.

52.: Flanke Molinaro aus dem linken Halbfeld. Harniks Scheitel wischt am Fünfer vorbei, Okazaki dahinter frei, aber zu überrascht - Wiese sicher.

57., 1:0, Hunt: Doppelpass Fritz und Bargfrede durchs Zentrum. Fritz bedient Hunt am Sechzehner, der setzt sich gegen Boulahrouz durch und schiebt Ulreich den Ball durch die Beine. 2. Saisontor.

67., 2:0, Naldo: Boulahrouz foult Bargfrede an der Strafraumgrenze. Naldo zimmert den Ball humorlos mit 108 km/h über Ulreichs Hände hinweg in den rechten Giebel. Erstes Naldo-Tor seit Februar 2010.

75.: Hajnal chippt einen Freistoß ans linke Fünfereck, wo Harnik frei steht. Der köpft aber in die Mitte statt aufs Tor, Boulahrouz köpft - von Wolf bedrängt - vorbei.

81.: Ecke Ekici von links. Fritz köpft den am kurzen Eck abgelenkten Ball auf den linken Pfosten zurück, wo Wagner den Ball aus einem Meter übers leere Tor drückt.

82.: Ecke Hajnal von links. Gentner geht frei am Fünfer hoch, köpft aber knapp übers rechte Lattenkreuz.

Fazit: Verdienter Sieg für das spielerisch reifere Team, das sich von vielen vergebenen Chancen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Stuttgart enttäuschte offensiv total.

Der Star des Spiels: Naldo. Mit dem Brasilianer stand die Defensive deutlich sicherer als zuletzt in Gladbach. Pogrebnjak war bei Naldo komplett abgemeldet, gab keinen Torschuss ab. Naldo gewann fast 90 Prozent seiner Zweikämpfe, hatte die drittmeisten Ballkontakte bei Werder und brachte das Spiel mit seinem Freistoß-Hammer nach Hause.

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Der Flop des Spiels: Zdravko Kuzmanovic. Bremen überrannte das Stuttgarter Mittelfeld im ersten Durchgang ein ums andere Mal, Kuzmanovic kam dabei überhaupt nicht in die Zweikämpfe und lief eigentlich nur hinterher. Konsequenz: Labbadia nahm den schwächsten Zweikämpfer zur Pause runter und brachte Gentner. Ebenfalls schwach: Boulahrouz, der an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt war.

Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer. Souveräne und unaufgeregte Leistung mit einem Schönheitsfehler: Für Ignjovskis Schubser gegen Gebhart im Strafraum hätte man Elfmeter geben können (72.).

Analyse: 20 Minuten lang passierte gar nichts, weil Stuttgart sehr abwartend spielte und sich Werder viele Abspielfehler leistete, vor allem in Person von Marin und Fritz. Dann fand sich die Bremer Offensive langsam, kombinierte sich einige Male gut bis zum Strafraum durch - dort versagten den Stürmern aber in Abwesenheit von Pizarro die Nerven.

Nach der besten Phase der Bremer zwischen Minute 22 und 35, in denen der passive VfB förmlich um ein Gegentor bettelte, kamen die Gäste besser in die Zweikämpfe und setzten sich auch erstmals in der Bremer Hälfte fest. Chancen sprangen bis zur Pause aber nur nach Standardsituationen raus.

Zur Pause reagierte Labbadia und brachte Gentner für Kuzmanovic. Stuttgart spielte fortan aggressiver und wacher, hatte kurz nach dem Wechel sogar optisch Übergewicht - bis Fritz die VfB-Defensive mit seinem Antritt kalt erwischte und Hunt Boulahrouz' Schlafmützigkeit zum 1:0 nutzte.

Bremen agierte ingesamt ballsicherer und dominanter, war aber auch bei Stuttgarts wenigen Kontern defensiv auf der Hut.

Naldo, der beste Mann auf dem Platz, machte dann mit einem Freistoß-Hammer alles perfekt. Der VfB kam in der Schlussphase zwar noch zu zwei Chancen, verlor am Ende aber verdient und blieb erstmals seit neun Spielen wieder ohne eigenen Torerfolg.

Bremen - Stuttgart: Daten zum Spiel

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