FC Bayern: Allergisch auf Dortmund

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Arjen Robben (l.) gab gegen Dortmund ein durchwachsenes Comeback
© Getty

Die Titelambitionen des FC Bayern München erhalten mit der 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund einen Dämpfer. Statt Rückkehrer Arjen Robben entschied Mario Götze ein Spiel, das teilweise wie Rasenschach aussah. Auch, weil der BVB erneut die richtigen Mittel fand, um die Münchner Offensive zu neutralisieren. Der FCB packte sich nach dem Spiel an die eigene Nase.

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Arjen Robben ist nun wirklich kein Überraschungsgast in der Münchner Arena und dennoch staunten die Zuschauer am Samstagabend nicht schlecht, als sich der Niederländer rund eine halbe Stunde vor Spielbeginn intensiv warmmachte und sich anschickte, erstmals seit dem dritten Spieltag wieder von Beginn an für den FC Bayern auf dem Feld zu stehen.

Vorfreude machte sich bei den Bayern-Fans breit. Vorfreude auf die vermeintliche Revanche. Knapp zwei Stunden später feixte dann aber nur die ganz in schwarz-gelb getauchte Nordwestkurve der Arena - und zwar über den dritten Sieg von Borussia Dortmund über den Rekordmeister in Folge. Ein Kunststück, das zuletzt dem VfB Stuttgart im Jahr 2000 gelungen war.

Heynckes zaubert Ass aus dem Ärmel

Nach zwei Niederlagen gegen den BVB in der vergangenen Saison waren die Münchner eigentlich auf Wiedergutmachung aus und Jupp Heynckes zauberte den vor knapp sechs Wochen an der Leiste operierten Robben wie ein Ass aus dem Ärmel - vielleicht auch, um den amtierenden Meister ein bisschen aus der Fassung zu bringen.

Robben ist nun mal einer, von dem man gemeinhin sagt, er mache an besonders guten Tagen den Unterschied aus. Auch, wenn er nicht ganz fit ist, so die Hoffnung des Bayern-Trainers. In einem kurzen Gespräch am Freitag hatte Heynckes Robben offenbart, dass er ihn gerne wegen seiner Erfahrung im Team hätte, berichtete der Spieler.

Das Dumme nur: Dortmund hat auch einen Spieler, der Partien entscheiden kann. Und so trug das Spiel am Ende den Stempel von Mario Götze und nicht den von Robben. In der 65. Minute hatte Jerome Boateng einmal den Ball aus den Augen und damit den Überblick verloren - Götze sagte Danke und schoss Dortmund trocken zum Sieg.

Robben zündet nicht

"Bayern hatte ordentlich Wut. Hier gewinnen ist schon was Besonderes. Das war ein geiles Ding", sagte BVB-Kapitän Sebastian Kehl nach dem Sieg. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, waren vielleicht auch etwas glücklicher. Beim Tor hatte ich Glück, dass der Ball zu mir kam", schilderte Götze das 1:0, das er auf Grund der Konfusion als ein bisschen "dubios" empfand.

Und Robben? Der war mit seinem Comeback nicht unzufrieden. Dabei hatte man dem Rechtsaußen die fehlende Spielpraxis deutlich angemerkt. Der Niederländer traute sich wenig bis gar nichts zu, gab im gesamten Spiel keinen einzigen Torschuss ab und sprintete kaum. Nach 70 Minuten war Schluss, Robbens Comeback verlief äußerst leise, weil wirkungslos.

"Der Trainer hatte seine Gründe, warum er ihn aufgestellt hat. Er war nicht topfit - das Ding hätten wir aber trotzdem gewinnen können", meinte Teamkollege Holger Badstuber. Kapitän Philipp Lahm nahm Robben gar ein wenig in Schutz: "Er war lange verletzt, da darf man im ersten Spiel nicht allzu viel erwarten."

Bayerns Offensive kalt gestellt

Fakt ist jedoch, dass die umstrukturierte Abteilung Attacke ohne den auf die Schweinsteiger-Position beorderten Toni Kroos und mit Robben auf der rechten Seite gegen diszipliniert verteidigende Dortmunder überhaupt nicht zur Entfaltung kam.

Die Außen Robben und Franck Ribery waren kein Faktor, Thomas Müller verlor im Zentrum viele Bälle und Mario Gomez machte gegen Mats Hummels und Felipe Santana überhaupt keinen Stich. Kurz gesagt: Dortmund stellte Bayerns Offensive komplett kalt.

Wie schon im Februar, als Dortmund schon einmal drei Punkte aus der Münchner Arena entführt hatte, reagierte der FCB nahezu allergisch auf das BVB-Pressing und den Umstand, dass die Borussia die Außen konsequent doppelte und dazu permanent Druck auf den Aufbauspieler ausübte.

"Dortmund ist keine Lachnummer, die sind gut. Trotzdem hätten wir zeigen müssen, dass wir Herr im Haus sind", sagte Badstuber kritisch. Im Februar war es Bastian Schweinsteiger gewesen, diesmal standen die Dortmunder Toni Kroos fortwährend auf den Füßen rum und gestatteten ihm nur 82 Ballkontakte.

"Haben die Sterne vom Himmel verteidigt"

"Meine Mannschaft hat gegen den Ball ein unfassbar gutes Spiel gemacht", freute sich Jürgen Klopp über die disziplinierte Arbeit seiner Mannen. "Wir haben die Bayern zu mehr Fehlpässen gezwungen, als sie in den letzten beiden Jahren zusammen gemacht haben. Wir haben das Spiel nach außen gedrängt. Dort konnten wir dann die Flügelspieler doppeln", so Klopp.

In der ersten Halbzeit sah dass dann teilweise wie "Rasenschach" aus, sagte Neuer und hatte damit Recht. Der entscheidende Aspekt: Dortmund machte überhaupt keine Anstalten, mit den Bayern mitspielen zu wollen. Der BVB machte die Räume geschickt eng, verschob prächtig und zielte von der ersten Minute voll auf Konter ab. Ein Konzept, dass aufging.

"Wir standen genau in der richtigen Zone, nicht zu tief, nicht zu hoch", sagte Schmelzer zur taktischen Meisterleistung. "Es war kein Hurra-Fußball, wir haben nicht die Sterne vom Himmel geholt. Aber wir haben die Sterne vom Himmel verteidigt", bilanzierte Klopp zufrieden.

Logisch, dass es in Heynckes anders aussah. "Wir haben es nicht verstanden, großen Druck aufzubauen. Das heißt, wenn wir das Spiel verlagern, dass man dann das Tempo anzieht, Eins-gegen-eins-Situationen schafft. Da war der Gegner zahlenmäßig wieder hinter dem Ball. Dann ist es natürlich schwer, Chancen zu kreieren", sagte der FCB-Trainer in einer ersten Fehler-Analyse.

Klare Ansage von Rummenigge

Sein Hauptkritikpunkt: "Ich habe heute nicht die Spritzigkeit und die Aggressivität gesehen, die wir normalerweise aufs Spielfeld bringen." Das Fehlen von Schweinsteiger durfte dabei aber nur bedingt als Ausrede herhalten. "Wenn ich sehe, wer auf dem Platz stand, dann ist das eine Mannschaft, die Dortmund schlagen muss", gab Kroos selbstkritisch zu.

Der Grundeindruck der bisherigen Leistungen bleibt auch nach der Niederlage positiv, Bayern ist weiter Tabellenführer. Auf den BVB hatte man aber auch schon mal acht Punkte Vorsprung, nun sind Dortmund, Gladbach und Schalke wieder in Schlagdistanz. "Das war sicherlich kein guter Spieltag für Bayern München", ärgerte sich Karl-Heinz Rummenigge.

Der Vorstandsboss forderte aber im selben Atemzug: "Schnauze abputzen und am Dienstag gewinnen. Wir können ins Champions-League-Achtelfinale einziehen, das ist unsere Verpflichtung."

Vielleicht hilft den Münchnern ja ein Blick in die Geschichtsbücher bei der Aufarbeitung der Pleite. Zwei Heimniederlagen nach 13 Spieltagen hatte es nämlich zuletzt in der Saison 2000/2001 geben. Am Ende standen dann die Schale und der Pott mit den großen Ohren in Bayerns Vitrine.

Bayern - Dortmund: Daten zum Spiel

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