Irres Spiel: 90 Minuten, 32 Torschüsse, 5 Tore

SID
Hleb tat dem Wolfsburger Spiel zwar gut, doch ein Sieg sprang trotzdem nicht bei raus
© Getty

Das irrwitzige Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC versetzte Zuschauer, Trainer und Spieler in ein Wechselbad der Gefühle. Das glücklichere Ende hatten die Berliner - auch dank eines cleveren Schachzugs von Trainer Markus Babbel.

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Felix Magath nippte gedankenverloren an seinem geliebten Kräutertee, Markus Babbel schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf: Nach 90 turbulenten Minuten mit fünf Toren, 32 Torschüssen und umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen wirkten die beiden Trainer des VfL Wolfsburg und von Hertha BSC derart mitgenommen, als hätten sie selbst auf dem Platz gestanden.

"Das war ein ganz komisches Spiel. Ich weiß im Moment gar nicht, was ich damit anfangen soll", sagte Babbel nach dem 3:2 (2:1)-Sieg der Berliner bei den Wölfen und war zu aufgewühlt, um sich ausgelassen zu freuen. Auch sein Trainerkollege Magath hätte auf die emotionale Achterbahnfahrt gerne verzichtet: "Nach vorne haben wir gut gespielt, dabei aber vergessen, dass es auch noch das eigene Tor gibt."

Beide Teams mit offenem Visier

Was die beiden Trainer schier zur Verzweiflung brachte, begeisterte die 30.000 Zuschauer in der ausverkauften VfL-Arena. Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier, vernachlässigten aber die Defensive sträflich. Raffael nutzte das als erster (27.), vier Minuten später schlug Top-Torjäger Mario Mandzukic mit seinem siebten Saisontor zu.

Lewan Kobiaschwili brachte Hertha per Elfmeter wieder auf die Siegerstraße (37.). Wölfe-Torwart Diego Benaglio hatte dabei Glück, dass er nach seinem Foul als letzter Mann gegen Pierre-Michel Lasogga nur Gelb sah. Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) gestand nach Ansicht der Fernsehbilder offen ein, "dass die Rote Karte gerechtfertigt gewesen wäre".

"Bis an unsere Grenzen gegangen"

Der Irrsinn ging auch in der zweiten Halbzeit weiter: Als die Wölfe-Fans noch über den erneuten Ausgleich durch Marcel Schäfer jubelten (84.), traf Lasogga zum Endstand (85.). "Wir sind bis an unsere Grenzen gegangen", sagte der U-21-Nationalspieler.

Berlins zweiten Auswärtssieg der Saison sicherte vor allem die famos aufspielende Offensive. Dabei bewies Babbel ein glückliches Händchen: Die etatmäßige Flügelzange mit Patrick Ebert und Änis Ben-Hatira strich er aus dem Kader, dafür durften Nikita Rukavytsya und Adrian Ramos auflaufen. Ein riskanter Schachzug, der aber aufging.

Kraft mit Gehirnerschütterung

Bei der Einwechslung von Ersatztorwart Sascha Burchert hingegen hatte Babbel keine andere Wahl. Stammkeeper Thomas Kraft zog sich bei einem Zusammenprall mit Mandzukic eine Gehirnerschütterung zu und musste noch vor der Pause raus.

Anders als vor fast genau zwei Jahren gegen den Hamburger SV, als Burchert nach seiner Einwechslung zweimal unglücklich aussah und anschließend vom Boulevard als "Torwart-Trottel" verspottet wurde, glänzte der 21-Jährige diesmal mit starken Paraden. "Das gab es ja schonmal, dass ich reinkomme - damals aber mit einem anderen Ausgang", sagte Burchert mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Magath: Hleb tat gut

Magath war das Lachen dagegen gründlich vergangen. "Dass wir mit dem Spiel in die verkehrte Richtung gegangen sind, kann man an der Tabelle ablesen", sagte Magath, der einzig für den ersten Auftritt von Alexander Hleb lobende Worte fand: "Man hat gesehen, dass er unserem Offensivspiel gut tut."

Der Weißrusse, der erst am Spieltag von seiner Startelf-Nominierung erfahren hatte, konnte sich aber über sein erstes Spiel nach fünf Monaten nicht freuen: "Das war teilweise amateurhaft von uns. So wird es schwer, überhaupt etwas zu erreichen."

Wolfsburg - Hertha: Daten zum Spiel

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