Traumlauf für Schalke - Stevens warnt

SID
Die Schalker haben einen Lauf, Siege wie am Fließband und gute Laune - doch Stevens warnt
© Getty

Schalke 04 feierte beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim den sechsten Sieg im siebten Spiel unter Huub Stevens und den Sprung auf Platz zwei der Tabelle - doch als Bayern-Jäger sieht sich auf Schalke niemand.

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Europas Top-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar trifft weiter wie am Fließband, Trainer Huub Stevens entpuppt sich immer mehr als Glückgriff - und plötzlich ist Schalke 04 wieder Bayern-Jäger Nummer eins. Die Königsblauen haben einen Traumlauf, doch zum Angriff auf den Rekordmeister und Tabellenführer aus München bläst trotzdem niemand. "Wir müssen realistisch bleiben. Bayern ist um Meilen weiter als Schalke, und auch Platz zwei ist nur eine Momentaufnahme", sagte Stevens.

Doch ungeachtet der Dominanz der Super-Bayern, die in der Tabelle allerdings auch nur vier Punkte Vorsprung aufweisen, vollzieht Schalke unter seinem neuen, alten Trainer eine beachtliche Entwicklung. Die Bilanz von sechs Siegen in sieben Spielen bei nur einer Niederlage spricht Bände, nicht von umgefähr steht man wieder vor dem verhassten Erzrivalen Borussia Dortmund. Doch für Stevens ist dies alles nicht genug für die übermächtige Konkurrenz aus München: "Vieles ist möglich - hinter den Bayern."

Kein Ergebnis-Fußball (mehr) unter Stevens

Sogar von dem unansehnlichen Ergebnis-Fußball, der vor allem die letzte Phase von Stevens' erster Amtszeit auf Schalke (1996 bis 2002) geprägt hatte, sind die Königsblauen meilenweit entfernt - wenngleich auch am Samstag gegen Hoffenheim die von Stevens so heißgeliebte Effektivität eine wichtige Rolle spielte. Bei dem verdienten Sieg hatte S04 ganze 39 Prozent Ballbesitz.

Manager Horst Heldt war von seinem Team derart begeistert, dass er von einem festen Vorhaben Abstand nahm. Er hatte sich wegen der auf Schalke allzu schnell ausufernden Euphorie vorgenommen, auch bei einem Sieg "alles in Schutt und Asche zu reden". Nun attestierte Heldt seiner Mannschaft eine "exzellente Leistung", und Stevens konnte sich Heldts Lob gleich mit ans Revers heften: "Sie hat gefightet, wenn sie fighten musste, und gespielt, wenn sie spielen konnte. Und sie ist taktisch exzellent eingestellt." Von Burnout-Opfer Ralf Rangnick sprach am Samstag auf Schalke niemand mehr.

Umstrittene Tore für Königsblau

Ein Selbstläufer war der Sieg nicht, im Gegenteil, zumal zumindest die ersten beiden Schalker Tore heftig umstritten waren. Vor dem 1:0 war dem Torschützen Raul der Ball an die Hand gesprungen. Dem Foulelfmeter zum 2:1 durch Huntelaar (73.) ging ein ebenfalls diskussionswürdiger Zweikampf zwischen Huntelaar und Marvin Compper voraus.

Unumstritten waren nur Vedad Ibisevics 1:1 (76.) und Huntelaars 3:1 (76.). Inklusive Länderspiele kommt der Niederländer damit auf 25 Tore in 22 Pflichtspielen - das ist Spitze in Europa. Kein Cristiano Ronaldo, kein Lionel Messi und auch nicht Bundesliga-Toptorjäger Mario Gomez (18 Tore in 18 Spielen) kommt an den Hunter heran.

Starke bezichtigt Raul der Lüge

Doch die Diskussionen um Rauls 1:0 drängten den Doppelpack Huntelaars in den Hintergrund. Hoffenheims Torwart Tom Starke bezichtigte den Weltstar - wohl etwas voreilig - sogar der Lüge: "Er macht das Tor ganz klar mit der Hand, deswegen ist es ein irreguläres Tor. Der Schiedsrichter hat es nicht gesehen, er hat ihn gefragt. Raul hat dann verneint - selbst so ein Sportsmann hat es nötig zu lügen", sagte Starke beim TV-Sender "Sky".

Diese Aussage ließ Raul in seinem ersten Interview seit Monaten nicht im Raum stehen. "Das war für mich ein reguläres Tor. Ich spiele zwar den Ball mit der Hand, aber es war keine Absicht", sagte der Spanier bei "Sky".

Unnerstall bleibt im Tor

Von Diskussionen wie nach dem 1:0 lässt sich auf Schalke längst niemand mehr aus der Ruhe bringen, und selbst der Ausgleichstreffer verunsicherte die Königsblauen nicht.

Mit zur Sicherheit trug erneut Torwart Lars Unnerstall bei, der trotz seines ersten Gegentreffers in seinem vierten Spiel von Beginn an erneut überzeugte - Neuzugang Timo Hildebrand wird sich weiter gedulden müssen. Stevens: "Wir schauen von Spiel zu Spiel, aber solange Lars so gut hält, habe ich keinen Grund zu wechseln."

Restlos bedient war 1899-Coach Holger Stanislawski, weniger wegen der strittigen Entscheidungen, als viel mehr wegen seiner Mannschaft. Diese beurteilte er extrem kritisch: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch zu so einer unkonzentrierten Leistung fähig sind. Die Jungs werden sich am Sonntag das Spiel noch mal 90 Minuten lang auf Video anschauen, damit sie sehen, was sie da fabriziert haben."

Schalke - Hoffenheim: Daten zum Spiel

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