Guerrero trifft! HSV punktet in Unterzahl

Von Stefan Moser / Matthias Tröndle
Zur Unmut der Hamburger stellte Referee Schmidt Rajkovic nach einem Ellenbogen-Check vom Platz
© Getty

Der Hamburger SV wartet auch unter Thorsten Fink weiter auf den ersten Heimsieg der Saison. Zum Abschluss des 11. Spieltags kam seine Mannschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern zu einem 1:1 (0:1), musste dabei allerdings auch fast 70 Minuten in Unterzahl agieren. Nicht nur deshalb haderte der HSV auch mit dem Schiedsrichter.

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Vor 54.000 Zuschauern in der Arena in Hamburg sorgte zunächst Schiedsrichter Markus Schmidt für die erste Aufregung, als er in der 23. Minute Slobodan Rajkovic für einen vermeintlichen Ellbogenschlag mit glatt Rot vom Platz stellte.

In Überzahl erzielte Pierre De Wit (38.) die Führung für Kaiserslautern. Den verdienten Ausgleich für den HSV markierte Paolo Guerrero (66.) mit seinem ersten Saisontreffer.

Hamburg wartet damit nun seit zehn Spielen auf den ersten Heimsieg, klettert mit nun 9 Punkten aber immerhin auf Platz 16 in der Tabelle. Der 1. FC Kaiserlautern bleibt zum dritten Mal in Folge ungeschlagen und steht mit 12 Punkten auf Rang 13.

Reaktionen:

Frank Arnesen (Sportchef HSV): "Rajkovic schlägt nicht mit dem Ellbogen. Er nimmt den Arm zwar hoch, aber Tiffert läuft in ihn rein. Auch das abgepfiffene Tor von Guerrero in der zweiten Halbzeit: Das ist kein Handspiel für mich. Wir haben heute gegen dreizehn Mann gespielt. Ich bin sehr enttäuscht von der Schiedsrichterleistung. Nicht nur wegen der roten Karte, sondern allgemein."

Thorsten Fink (Trainer HSV) über den Platzverweis: "Es war schwer für den Schiedsrichter. In der Situation muss man kein Rot geben. Er hat nicht geschlagen, er wollte den Körper dazwischenstellen. Tiffert läuft in ihn rein."

...über das Spiel in Unterzahl: "Unser taktisches Konzept ist da nach 20 Minuten über den Haufen geworfen worden. Wir haben dennoch ein gutes Spiel gemacht. Es war ziemlich schwierig, 70 Minuten lang in Unterzahl zu spielen. Aber wir haben gut reagiert. Schade, dass wir nicht noch gewonnen haben, weil wir auch noch ein reguläres Tor erzielt haben. Das Tor war kein Handspiel von Guerrero, ich habe mir das noch einmal angeschaut."

Christian Tiffert (1.FC Kaiserslautern) über den Platzverweis: "Schwer zu sagen, ob es eine Rote Karte war, weil ich nicht glaube, dass der Gegenspieler mit dem Ellbogen nach mir schlägt. Der Ellbogen ist zwar oben und ich laufe dagegen. Wie dann die Auslegung ist, weiß ich nicht. Fakt ist auch: Es gibt wenige Spieler, die dann noch aufstehen, aber ich gehöre sicherlich dazu, ich bin aufgestanden. Ich habe keine Theatralik daraus gemacht und ich habe die Rote Karte auch nicht provoziert."

...über den Leistungseinbruch nach der Pause: "Ich habe das auch in der Halbzeit angesprochen, dass wir nicht einschlafen sollen beim Fußball spielen. Das haben wir teilweise gemacht, das war dann schon gegen Ende der ersten Halbzeit so. Das war dann am Ende zu wenig. Wir hätten eine gute Hamburger Mannschaft noch weiter auf Distanz halten können. Wir müssen mutiger werden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hamburg muss auf den verletzten Petric verzichten. Für ihn beginnt Berg neben Guerrero im Sturm, Son bleibt auf der Bank. Ansonsten vertraut Fink der Elf vom 1:1 gegen Wolfsburg.

Auch beim FCK nur ein Wechsel: Shechter muss auf die Bank, für ihn rückt Fortounis in die Startelf. Trainer Kurz stellt damit auf 4-2-3-1 um. Auch Rodnei, der nach seiner Rotsperre wieder spielen dürfte, sitzt draußen. Der gegen Freiburg starke Abel bleibt in der Innenverteidigung.

3.: De Wit zieht aus gut 20 Metern mal ab. Der Ball zischt nur knapp am Tor vorbei!

11.: Sattes Pfund von Sahan aus 18 Metern! Drobny hält stark, den Nachschuss setzt Kouemaha aus spitzem Winkel ans Außennetz.

22.: Rote Karte für Rajkovic: Hamburgs Verteidiger will Tiffert ablaufen, guckt nur auf den Ball, fährt dabei aber den Unterarm aus. Tiffert läuft in seinen Ellbogen und holt sich einen tiefen Cut an der Augenbraue. Schmidt zeigt glatt Rot. Harte Entscheidung, auch wenn Rajkovics Ellbogen da oben natürlich nichts zu suchen hat.

38., 0:1, De Wit: Aogo rutscht im Laufduell mit Sahan aus. Der nutzt seinen Platz auf dem rechten Flügel zu einer weiten Flanke auf Fortounis. Schöne Ablage des Griechen - und De Wit zimmert den Ball aus 18 Metern in den rechten Knick. Traumtor!

39.: Fast die postwendende Antwort: Jansen hält aus 25 Metern drauf. Der Ball klatscht krachend an die Latte!

47.: Klasse Freistoß aus gut 23 Metern von De Wit. Der Ball zischt knapp an Drobnys Kasten vorbei!

58.: Der Ball zappelt im Netz, aber das Tor zählt nicht. Guerrero nimmt einen langen Ball mit dem Unterarm mit und schiebt ihn Trapp durch die Hosenträger. Der Assistent zeigt Handspiel an. Kniffelige, aber korrekte Entscheidung.

66., 1:1, Guerrero: Töre spielt Bugera am linken Flügel schwindlig und kommt zur Flanke. Guerrero steigt in der Mitte hoch und kommt aus kurzer Distanz zum Kopfball! Trapp hat da nicht den Hauch einer Chance! Guerreros erstes Saisontor.

72.: Langer Ball auf Jansen. Der spielt direkt in die Mitte. Guerrero kommt zum Schuss, doch Trapp klärt zur Ecke!

83.: Ecke für Kaiserslautern: Abel kommt in Rücklage zum Kopfball und das Leder küsst erneut die Latte!

Fazit: Hektisches und Unterhaltsames Spiel mit einer starken kämpferischen Leistung des HSV in Unterzahl. Unterm Strich ein gerechtes Remis.

Der Star des Spiels: Gökhan Töre. Dem jungen Türken gelang längst nicht alles, aber mit seinem Mut, der Spielfreude und dem großen Kampf steht er stellvertretend für das Herzblut, das dem HSV den Punkt rettete. Auch die Vorarbeit für Guerreros Ausgleich kam von ihm.

Der Flop des Spiels: Christian Tiffert. Von ihm kam zu wenig, als Kaiserslautern in Überzahl die Linie verlor. Konnte das Spiel nicht mehr ordnen, verlor im Zentrum die Übersicht, viele Bälle und vor allem: viele wichtige Zweikämpfe.

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Der Schiedsrichter: Mit der Roten Karte und dem aberkannten Tor wurde Markus Schmidt zu einem Hauptdarsteller - selten ein gutes Zeugnis für einen Unparteiischen. Auch wenn man beide Entscheidungen wohl nachvollziehen kann, sorgte der Schiedsrichter damit für viel Hektik, die er in der Folge auch kaum mehr in den Griff bekam. Allerdings auch ein extrem kompliziertes und undankbares Spiel für Schmidt.

Analyse: Intensive und zerfahrene Anfangsphase mit vielen Unterbrechungen und Zweikämpfen im Mittelfeld. Der HSV um Druck bemüht und mit 60 Prozent Ballbesitz auch die aktivere Mannschaft, allerdings mit den gewohnten Problemen, sich aus dem Spiel heraus Chancen zu erspielen. Im Sturm fehlten Berg die Bindung und Guerrero das Durchsetzungsvermögen.

Kaiserslauterns Plan, die Flügel mit einem zusätzlichen Mittelfeldspieler zu stärken, ging auf: Auf außen dominierten die Gäste in den Zweikämpfen und waren über Konter auch die gefährlichere Mannschaft.

Der umstrittene Platzverweis für Rajkovic in der 23. Minute änderte zunächst wenig an den Feldvorteilen für den HSV, der Berg opferte und auf ein 4-4-1 umstellte. Die Partie allerdings wurde noch hektischer und offener, die Stimmung aggressiver. Hamburg kämpfte leidenschaftlich, handelte sich aber - wiederum über außen - den Pausenrückstand ein.

Für die nächste Adrenalinspritze sorgte nach dem Seitenwechsel erneut Schiri Schmidt, als er ein Tor von Guerrero nicht anerkannte. Mit dem Stadion im Rücken legte der HSV noch einmal eine Schippe drauf und stemmte sich mit Herzblut gegen die Niederlage.

Kaiserslautern ließ sich davon schnell den Schneid abkaufen, verlor komplett den Faden und ließ sich auch in Überzahl immer tiefer in die Defensive drängen.

Erst als bei den Hamburgern langsam die Kräfte schwanden, kam der FCK wieder zu Konterchancen, die aber meistens zu schlampig zu Ende gespielt wurden.

Am Ende ein gerechtes Remis in einer aufregenden und hektischen Partie. Ein Punkt ist vor allem für den HSV eigentlich zu wenig. Angesichts von fast 70 Minuten Unterzahl aber wichtig für die viel zitierte Moral.

Hamburg - Kaiserslautern: Daten zum Spiel

 

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