"Das ist ordentlich schief gegangen"

SID
Kapitän Christian Träsch (2.v.l.) und sein Vorgänger Marcel Schäfer (3.v.l.) hatten Grund zum Feiern
© Getty

In Köln regiert nach dem 0:3 gegen Wolfsburg die Angst vor einem erneuten Fehlstart. Dabei ist unter dem neuen Trainer Stale Solbakken alles neu. Wolfsburg ist dagegen wieder in der Spur - auch dank eines Ur-Kölners.

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Seine Taktik verwirrte die Spieler, sein Geständnis erstaunte alle: Nach seinem völlig missglückten Debüt in der Fußball-Bundesliga überraschte Trainer Stale Solbakken mit ungewohnter Selbstkritik. "Es war heute nicht unser Tag. Und das war meine Schuld", sagte der Coach des 1. FC Köln nach der 0:3 (0:1)-Heimniederlage zum Saisonauftakt gegen den VfL Wolfsburg.

"Wir haben nicht wegen der individuellen Fehler verloren, sondern die ganze Mannschaft hat nicht gepasst. Dann ist der Trainer schuld, nicht die Spieler", erläuterte der erste Norweger auf der Trainerbank eines Bundesligisten. Was er meinte: Die Spieler verstanden ganz offensichtlich seine neue Taktik noch nicht. "Sie waren ein bisschen ängstlich", meinte Solbakken: "Viele Dinge sind neu für sie. Und unter Druck denkt man dann eben etwas zu viel nach."

Helmes schnürt Doppelpack

In dem zweifachen Torschützen Patrick Helmes (17./90.+3) hatte ihm ausgerechnet ein Ur-Kölner den Saisonstart des FC verdorben - und in Köln schon wieder kräftig Angst vor einem totalen Fehlstart und kräftig Unruhe geschürt.

Solbakken ignorierte zwar das gellende Pfeifkonzert der Fans ("Ich habe keine Pfiffe gehört"), doch viele Kölner fühlten sich an den Auftakt der vergangenen Saison erinnert.

Auch damals gab es eine Heimniederlage mit drei Gegentoren (1:3 gegen Kaiserslautern), auch damals eine Rote Karte (damals Youssef Mohamad, diesmal Milivoje Novakovic). Es folgte eine hektische Hinrunde mit einer chaotischen Mitgliederversammlung als Krönung.

Köln-Profis irritieren

Irritierend waren nach dem erschreckend schlechten Spiel der Kölner vor allem die positiven Aussagen vieler Profis.

"Das ist ordentlich schief gegangen, aber wir dürfen das nicht überbewerten", sagte Torhüter Michael Rensing: "Das Spiel täuscht, generell sind wir auf einem guten Weg." Sascha Riether, der einzige Neuzugang in der Startelf, sprach gar davon, dass man in der zweiten Halbzeit "das Spiel im Griff gehabt" habe.

Bleibt abzuwarten, ob die Probleme nicht tiefer stecken. Neben der taktischen Unordnung traten viele Missstände offen zutage. Lukas Podolski wirkte nach seiner Entmachtung als Kapitän teilnahmslos, Nachfolger Geromel begann offenbar mit dem Druck des Amtes ungewohnt hektisch und nervös.

Kevin Pezzoni disqualifizierte sich mit zwei haarsträubenden Fehlern als Ersatz des kranken Innenverteidigers Mohamad gänzlich. Im Mittelfeld fehlten zudem Tempo und Struktur und Sturmspitze Novakovic verdarb mit seiner Undiszipliniertheit (Schwalbe, Handspiel und Meckern gleichzeitig) beim Stande von 0:1 frühzeitig den Fans die gute Laune. All das ist - sein Geständnis in allen Ehren - natürlich nicht nur die Schuld Solbakkens und seiner neuen Taktik.

Magath als großer Triumphator

Sein Gegenüber Felix Magath war eine Woche nach dem peinlichen Pokal-Aus beim Regionalligisten RB Leizig (2:3) dagegen wieder der Triumphator.

Seine Maßnahme, überraschend Helmes statt den aus Kaiserslautern verpflichteten Srdjan Lakic beginnen zu lassen, stach. Seine Maßnahme, Kapitän Marcel Schäfer am Donnerstag kurzfristig zu entmachten und durch Neuzugang Christian Träsch zu ersetzen, fruchtete ebenfalls.

"Ich habe mich bei ihm bedankt. Denn ich habe ihn in meiner Manager-Mannschaft und sein Tor hat mir Punkte gebracht", sagte Träsch schmunzelnd.

Schäfer hatte in der 85. Minute einen Eckball direkt verwandelt und sich auch sonst voll in den Dienst der Mannschaft gestellt. "Er hat mir seine 100prozentige Unterstützung zugesagt, ich bin schließlich neu in dieser Position", meinte der aus Stuttgart gekommene Nationalspieler.

Magaths Wunsch, endlich wieder eine Mannschaft zu formen, könnte sich erfüllen. In Träsch wählte er übrigens bewusst einen Neuzugang als neuen Kapitän. "Viele denken noch zu sehr an die Meisterschaften von 2009", erklärte er: "Ich wollte ein Zeichen setzen, dass diese Zeit längst vorbei ist und wir nur noch nach vorne schauen, nicht mehr zurück."

Köln - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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