Herthaner wie "kleine Kinder"

SID
Noch scheint die Bundesliga für die Hertha eine Nummer zu groß zu sein
© Getty

Das Comeback ist missglückt: Hertha BSC verlor nach erschreckend schwacher Leistung zum Auftakt mit 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Doch der erste Auftritt in der Bundesliga nach dem Aufstieg soll nur ein Ausrutscher gewesen sein.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Vater" Markus Babbel ging nach dem Rückfall in schlimme Zeiten des Rumpel-Fußballs mit seinen Schützlingen hart ins Gericht, hielt aber trotzdem noch seine schützende Hand über die Mannschaft.

"Wir waren wie kleine Kinder, die mit ihren Eltern in einen Spielzeugladen gehen", sagte Babbel: "Ich habe den Fehler gemacht, ihnen nicht zu sagen, dass sie sich auch Spielsachen aussuchen dürfen."

Bei der enttäuschenden 0:1 (0:0)-Auftaktniederlage gegen den 1. FC Nürnberg musste der Trainer mit Aufsteiger Hertha BSC viel Lehrgeld zahlen, sagte aber auch: "Wir werden daraus lernen."

Preetz: "Mehr Last als Lust"

Manager Michael Preetz wählte nach dem missglückten Berliner Bundesliga-Comeback nach 455 Tagen Abstinenz härtere Worte. "Normalerweise ist man bei so einem Spiel mit Euphorie und Lust dabei, aber ich habe mehr Last als Lust gesehen. Die Mannschaft war wie gelähmt", sagte Preetz: "Wir haben in der Offensive fast nicht stattgefunden."

Aber das war nur ein Problem des Hauptstadtklubs. Viel zu statisch agierten die Berliner, und ließen sowohl Laufbereitschaft als auch Kreativität vermissen.

Der Auftritt vor 61.118 Fans im Olympiastadion erinnerte stark an die Leistungen in der Abstiegssaison 2009/2010. Folgerichtig blieb Hertha auch im 17. Bundesliga-Heimspiel in Serie ohne Sieg.

Zu viel Druck für die Hertha

"Ich habe schon vor dem Spiel gemerkt, dass sich die Mannschaft zu sehr unter Druck gesetzt hat, es besonders gut machen wollen", sagte Babbel. Doch diese Erklärung ist zu einfach. Die nicht gerade überzeugenden Nürnberger verhinderten von Anfang an das Aufbauspiel der Gastgeber.

"Wir wollten die Passwege aus der Tiefe zumachen", sagte FCN-Coach Dieter Hecking. Mit diesem Mittel wurde Andreas Ottl im defensiven Mittelfeld ausgeschaltet. Aufstiegstrainer Babbel fand dagegen kein Mittel - und sah taktisch ziemlich alt aus.

Während die unsicher wirkende Viererkette mit den zu oft zu langsamen Christian Lell und Lewan Kobiaschwili meist hinterherrannte, herrschte in der Offensive Flaute.

"Nach vorn haben wir gar nichts gezeigt. Aber ich verspreche, dass wir beweisen werden, dass wir in die Bundesliga gehören", sagte Kapitän Andre Mijatovic.

Basler: Heißester Kandidat auf Platz 18

Woher diese Hoffnung kommt, bleibt noch unklar. Viel mehr droht die Voraussage von Ex-Nationalspieler Mario Basler, der die Berliner in seiner "Bild"-Prognose als ersten Absteiger und heißen Kandidat auf Rang 18 tippte, bittere Realität zu werden.

Auch wenn es für ein Urteil nach nur einem Spiel zu früh ist und Mittelfeldspieler Peter Niemeyer sagt: "Wir haben keinen Druck, nur weil uns einige Leute auf Platz 18 sehen."

Erleichterung beim Club

In Nürnberg herrschte derweil Erleichterung. "Wir haben gegen einen Aufsteiger gespielt, das sollte man nicht überbewerten", sagte Keeper Raphael Schäfer.

Sein Team feierte nach drei Jahren ohne Auftaktsieg einen schmeichelhaften Erfolg am 1. Spieltag, weil Neuzugang Tomas Pekhart kurz vor Schluss goldrichtig stand und den Ball aus kurzer Distanz einschoss (80.).

"Er ist ein Stoßstürmer und weiß, wo die Kiste steht. Wir haben wohl jemanden gefunden, der plötzlich da ist, wenn es darauf ankommt", sagte Hecking, der aber auch betonte: "Wir müssen uns weiter verbessern." Genau wie Hertha. Sonst gibt es wohl noch häufiger enttäuschende Ausflüge in die Spielzeugläden der Bundesliga...

Hertha - Nürnberg: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema