Nürnberg vermiest Herthas Bundesligacomeback

Von Jochen Tittmar / Norbert Pangerl
Duell auf der Außenbahn: Nürnbergs Markus Mendler foult Herthas Levan Kobiaschwili
© Getty

Aufsteiger Hertha BSC hat bei der Rückkehr in die 1. Bundesliga mit 0:1 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg verloren. Somit warten die Berliner seit 17 Bundesligaheimspielen auf einen Dreier.
 

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Vor 60.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion traf Nürnbergs Neuzugang Tomas Pekhart (80.) nach Vorarbeit von Jens Hegeler zum Sieg für den Club.

Reaktionen:

Trainer Markus Babbel (Hertha BSC): "Heute haben wir viel zu viel Angst, zu viel Respekt gehabt. Wir sind ohne Mumm aufgetreten. Vom ganzen Auftreten her war es einfach enttäuschend. Die Jungs haben sich zu viele Gedanken gemacht, sich zu viel Druck gemacht. Wir haben unsere Erstligatauglichkeit nicht unter Beweis stellen können. Aber ich hoffe, dass wir gemerkt haben, dass es eine andere Liga ist. Es geht alles schneller, es geht intensiver zur Sache. Wenn wir das hinbekommen, werden auch unsere Siege einfahren."

Trainer Dieter Hecking (1. FC Nürnberg): "Man muss der neuen, jungen Mannschaft ein Kompliment machen, vor 60.000 Zuschauern ein solches Spiel zu zeigen. Wir müssen aber im Umkehrspiel noch besser werden. Aber: erster Spieltag, drei Punkte geholt - fertig."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Herthas Startelf wie erwartet mit den wiedergenesenen Kraft im Tor und Franz neben Mijatovic in der Innenverteidigung.

Beim Club spielen Cohen und Mendler für Hegeler und Mak. Der verletzte Nilsson wird von Bundesligadebütant Klose vertreten. Einzige Spitze ist Neuzugang Pekhart.

7.: Nach einer Club-Ecke von rechts kommt Klose am zweiten Pfosten frei zum Schuss, zielt aber weit über das Tor.

19.: Mendler bringt von rechts mit links einen Freistoß auf den zweiten Pfosten. Kraft klebt auf der Linie. Pekhart, der den Ball zur Mitte köpfen will, wird gerade noch von Mijatovic daran gehindert.

58.: Feulner setzt sich am rechten Strafraumeck gegen zwei Berliner durch und versucht es mit einem flachen Linksschuss. Kraft hat die Kugel im Nachfassen.

61.: Eigler flankt von der linken Seite mit rechts zur Mitte. Pekhart steigt am Fünfmeterraum hoch, doch sein Kopfball landet direkt in Krafts Armen.

80., 0:1, Pekhart: Der eingewechselte Hegeler dreht sich bei seiner ersten Aktion links im Strafraum um Franz herum und passt von der Grundlinie flach zurück an den Fünfer. Pekhart hält den Fuß hin und schießt ins kurze Eck ein.

Fazit: Nicht unverdienter Erfolg der Franken in einer insgesamt schwachen Partie. Nürnberg verdient sich den Dreier aufgrund der letztlich etwas zielstrebigeren Spielanlage.

Der Star des Spiels: Timm Klose. Starkes Bundesligadebüt des Schweizer U-21-Nationalspielers: Exzellentes Stellungsspiel bei hohen Bällen, die er allesamt unaufgeregt und aufmerksam abräumte. Gewann über 80 Prozent seiner Duelle. Gute Abstimmung mit dem gleichfalls starken und souveränen Nebenmann Wollscheid - möglicherweise die Abwehr-Konstellation der Zukunft.

Der Flop des Spiels: Tunay Torun. Der Gewinner der Berliner Vorbereitung lief gegen den aufmerksamen Chandler ständig der Musik hinterher. War so bisweilen vom Spiel abgeschnitten und konnte seine Schnelligkeit und Dribbelstärke nie einbringen. Wurde zur Pause gegen Hauptkonkurrent Raffael ausgetauscht.

Der Schiedsrichter: Peter Gagelmann. Fuhr eine konsequente Linie und lag bei den persönlichen Strafen richtig. Hegelers Ball vor dem Treffer der Franken war nicht im Aus. Angenehm unaufgeregte Körpersprache - guter Auftritt des Bremers.

Analyse: Sehr niveauarme Partie, die von unzähligen Mittelfeldduellen und haufenweise Ungenauigkeiten im Spielaufbau geprägt wurde. Etliche taktische Fouls (elf Stück nach nur 15 Minuten) auf beiden Seiten ließen kaum einen geordneten Spielfluss zu.

Der Club insgesamt mit der reiferen Spielanlage und guter Raumaufteilung bei gegnerischem Ballbesitz. So griff die Hertha relativ schnell auf lange Bälle in die Spitze zurück, die aber entweder nicht beim Adressaten ankamen oder nicht im vorderen Spielfelddrittel festgemacht werden konnten.

Das Berliner Angriffsspiel hatte aufgrund akuter Bewegungsarmut und Ideenlosigkeit kaum Überraschungen parat und war viel zu statisch.

War Nürnberg - meist über den quirligen Mendler über rechts - auf dem Weg nach vorne, schloss der laufstarke Cohen häufig zur Dreiermittelfeldreihe auf. Die Angriffsbemühungen der Gäste verpufften jedoch meist rund um den Hertha-Strafraum.

Dem Aufsteiger war neben einer gewissen Nervosität auch fehlende Handlungsschnelligkeit vor allem in engen Räumen anzumerken. Nürnbergs Geduld wurde am Ende dank einer gelungenen Aktion belohnt.

Hertha - Nürnberg: Daten zum Spiel