Bobic warnt vor Größenwahn

SID
Der VfB Stuttgart feiert seinen glücklichen Sieg gegen den FC St. Pauli

Der VfB Stuttgart steht in der Bundesliga nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Doch Sportdirektor Fredi Bobic warnt davor, sich von der Vergangenheit blenden zu lassen.

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Die Erinnerungen an die Vergangenheit wollte Fredi Bobic gleich verdrängen. In den vergangenen beiden Spielzeiten trennte sich der VfB Stuttgart jeweils in der Vorrunde von seinem Trainer und kam danach so richtig in Schwung.

Nun ist Jens Keller am Werk, und prompt haben die Schwaben die Abstiegsplätze in der Bundesliga verlassen. Wird jetzt alles gut - wie immer? VfB-Sportdirektor Bobic schüttelte energisch den Kopf: "Es bringt nichts zu sagen, es wird schon wieder."

VfB hängt noch hinten drin

Auch Bobic hatte nach dem glücklichen 2:0 (1:0) gegen den FC St. Pauli mit einem "guten Gefühl" auf die Tabelle geschaut, die den VfB zunächst auf Platz 14 ausweist. "Aber von Erleichterung zu reden, ist fehl am Platz", betonte der Sportdirektor.

Wenn jetzt einer sage, es gehe schnurstracks in Richtung erste Tabellenhälfte, "ist er größenwahnsinnig". Denn wer die Tabelle richtig lese, sagte Bobic, der müsse vielmehr feststellen, "dass wir schon noch hinten drinhängen".

Bobic ist erst seit Saisonbeginn Sportdirektor, doch er hat sich schnell damit beschäftigen müssen, dass der VfB einen Vorrunden-Koller hat, vorzugsweise im Anschluss an eine hervorragende Rückrunde.

"Seit drei Jahren spielen wir eine katastrophale Hinrunde", stelle Präsident Erwin Staudt fest, gab aber auch zu: "Die entscheidenden Gründe konnten wir nicht herausarbeiten." Was er anzubieten hat, ist ein brauchbarer Ansatz: "Was mir in diesen Phasen fehlt, ist der absolute Wille, die Erfolge zu bestätigen."

Mannschaftsteile enger zusammen

Gegen St. Pauli war dieser Wille zu erkennen. "Wir stehen unten in der Tabelle, da muss man kämpfen, und das haben wir getan", sagte Serdar Tasci, der in der 54. Minute den überfälligen Ausgleich der Gäste durch eine artistische Einlage verhindert hatte. Georg Niedermeier (19.) hatte zuvor die Führung erzielt, Zdravko Kuzmanovic (79.) machte den Sack zu.

"Wir standen ganz gut, wir haben auch gut gearbeitet", sagte Tasci. Seit der Beurlaubung von Christian Gross stünden auch die einzelnen Mannschaftsteile wieder enger beisammen.

Das klang ein bisschen nach Schönfärberei, denn wäre der FC St. Pauli nur ein bisschen kaltschnäuziger gewesen, es wäre nichts geworden mit dem zweiten Saisonsieg der Stuttgarter. "Man hat den Jungs angemerkt, dass wir sehr unter Druck standen", sagte Trainer Keller.

Seine Mannschaft benötigte daher neben dem ausgezeichneten Torhüter Sven Ulreich und dem Artisten Tasci jede Menge Glück, etwa beim Lattentreffer in der 31. Minute von Carlos Zambrano. Keller war es egal: "Nur die drei Punkte zählen."

"Es geht hier ja um Tore"

Beim FC St. Pauli müssen sie sich vorgekommen sein, wie die Mitarbeiter einer Wohltätigkeitsorganisation für notleidende Fußball-Mannschaften. Besser gespielt, die besseren Chancen - aber der vierte Auswärtssieg sprang trotzdem nicht heraus für den Aufsteiger.

Das sei schon "ärgerlich", sagten daher fast alle St. Paulianer, von Sportdirektor Helmut Schulte bis zu Angreifer Gerald Asamoah. Denn, ergänzte Schulte, was die Hamburger in Stuttgart gezeigt hätten, "das war schon aller Ehren wert - aber es geht hier ja um Tore."

Trainer Holger Stanislwaksi wollte sich wegen des verschenkten Sieges und dem damit misslungenen Sprung auf einen Europacup-Platz freilich nicht zu sehr aufregen. Ganz im Gegenteil: Er verteilte lieber jede Menge Streicheleinheiten.

"Ich bin mit meiner Mannschaft sehr zufrieden. Wir müssen ein bisschen an den Stellschrauben drehen, aber was wir fußballerisch gezeigt haben, das war sehr, sehr gut", sagte er. "Und wenn wir so weitermachen", beruhigte Sportdirektor Schulte, "dann kommt auch wieder das Ergebnis."

Stuttgart - St. Pauli: Daten zum Spiel