McClaren greift seine Wölfe an - Club im Aufwind

SID
Wolfsburgs Spielmacher Diego (M.) konnte sich gegen Nürnberg kaum in Szene setzen

Der VfL Wolfsburg läuft weiter seinen großen Zielen hinterher. Nach der Niederlage beim starken 1. FC Nürnberg redet der wütende Trainer Steve McClaren Klartext.

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Steve McClaren gestikulierte an der Seitenlinie wie ein Verkehrspolizist, der Ordnung in das Chaos vor seinen Augen zu bringen versucht. Doch seine Mannschaft schien die Signale nicht zu verstehen. Nach dem 1:2 (1:1) beim ausgesprochen spielstarken 1. FC Nürnberg fährt der VfL Wolfsburg weiter in die falsche Richtung - Richtung Tabellenkeller.

McClaren hat endgültig genug von seiner unbeständigen sogenannten Mannschaft. "Ich bin sehr enttäuscht und sehr wütend. Einige Dinge müssen sich ändern. Solange wir nicht als Team spielen, werden wir nicht erfolgreich sein", schimpfte der ehemaligen Teammanager Englands.

Wolfsburg keine Mannschaft

"Wir haben neun Spiele, nicht genug Punkte, nicht genug Tore, zu viele Gegentore", sagte McClaren. Eine höchst unbefriedigende Bilanz, und die Ursache dafür hat der Engländer bereits ausgemacht: Seine Mannschaft ist keine Mannschaft. "Wir müssen schnellstmöglich ein Team werden", bekräftigte er, "vor allem in der Abwehr."

Bei den Treffern durch die guten Ilkay Gündogan (11.) und Mike Frantz (63.) standen die "Wölfe", für die Grafite mit Saisontreffer Nummer sechs den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte (28.), mit einer Mischung aus Schlafmützigkeit und Orientierungslosigkeit Pate.

Manager Dieter Hoeneß wollte am Samstagnachmittag zumindest öffentlich lieber nichts sagen, "das ist besser so". Dafür redeten einige der Spieler Klartext. "Wir haben den richtigen Trainer. Wir müssen das umsetzen, was er möchte, und das haben wir bisher nicht gemacht", betonte Marcel Schäfer.

Auch Edin Dzeko versicherte, dass es keine Verständigungsprobleme mit McClaren gebe, an der Umsetzung seiner Anweisungen hapere es. "Die Kommunikation ist gar kein Problem, natürlich verstehen wir den Trainer", sagte der Bosnier, der am Samstag fast völlig in der Luft hing.

Schäfer: "Stehen im Niemandsland"

Die bisherige Bilanz legt freilich nahe, dass die Spieler den Trainer zwar verstehen, mit seinen Erklärungen aber zumeist nichts anzufangen wissen. "Wir stehen da, wo wir überhaupt nicht hinwollen, im Niemandsland", meinte Außenverteidiger Schäfer und bekannte: "Wir müssen einiges umstellen. Es ist keine einfache Situation. Es ist wichtig, dass wir als Team zusammenstehen und durch diese Phase gehen."

Das werde schon noch passieren, versicherte der Däne Thomas Kahlenberg, er weiß allerdings auch: "Wir müssen die nächsten Spiele gewinnen, damit der Abstand nicht zu groß wird."

Zunächst aber müsste der VfL Wolfsburg den nominell schwächeren Club wieder einholen, der vor 40.127 Zuschauern den dritten Heimsieg hintereinander feierte und nun auf einem anständigen Mittelfeldplatz liegt.

Zwölf Punkte hat der 1. FC Nürnberg nach neun Spielen - und damit schon genau so viele wie nach der gesamten Hinrunde in der vergangenen Saison. "Die Mannschaft ist ganz gut in der Spur. Wir stehen jetzt ordentlich da. Wir finden immer mehr die Balance zwischen Offensive und Defensive", sagte der ausgezeichnete Siegtorschütze Frantz.

McClaren tritt Wasserflasche

"Wir haben als Team richtig gut funktioniert", ergänzte U21-Nationalspieler Gündogan, und damit war auch alles erklärt: Die Gastgeber traten geschlossen und entschlossen auf und schienen zu wissen, was sie tun und lassen wollten.

Dagegen warf McClaren an der Seitenlinie auch Wasserflaschen aus Wut darüber, dass sein Team so gar keine Orientierung zu haben schien. "Was ich gesehen habe, ist manchmal unglaublich", sagte er.

Nürnberg - Wolfsburg: Daten zum Spiel