Tuchels Händchen besiegt Leverkusen

Von Florian Bogner
Stürmer Sami Allagui (Mitte) war beim Sieg der Mainzer in Leverkusen der überragende Mann
© Getty

Der FSV Mainz 05 hat sich am 9. Spieltag von der ersten Saisonniederlage vollkommen unbeeindruckt gezeigt und bei Verfolger Bayer Leverkusen einen bemerkenswerten 1:0 (0:0)-Sieg gefeiert. Das entscheidende Tor erzielte Andreas Ivanschitz (70.) auf Vorlage von Andre Schürrle, der nach der laufenden Saison zu Bayer wechseln wird.

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Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkaufen BayArena legte Leverkusen einen furiosen Start hin, ließ sich dann aber von cleveren Mainzern den Schneid abkaufen.

Die 05er feierten damit im vierten Auswärtsspiel den vierten Sieg und übernahmen wieder die Tabellenspitze von Borussia Dortmund. Die Mainzer Auswärtsgegner hießen übrigens Wolfsburg, Bremen, FC Bayern und Leverkusen.

Mehr als 24 Punkte nach neun Spieltagen hatte nur der FC Bayern in der Saison 1998/99 vorzuweisen (25).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer im Vergleich zum Europa-League-Spiel in Saloniki wieder mit Barnetta, Vidal, Sam und Derdiyok in der Startelf, dazu verteidigt Schwaab statt Vida. Reinartz spielt innen für den verletzten Hyypiä. Rolfes steht in der Bundesliga erstmals seit dem 17. Oktober 2009 wieder von Beginn an auf dem Feld.

Tuchel verändert sein Team, das vergangene Woche die erste Pleite kassiert hatte, auf zwei Positionen: Bungert und Allagui spielen für Heller (nicht mal im Kader) und Schürrle. Der Bald-Leverkusener also wieder erstmal nur auf der Bank.

16.: Schon die fünfte Bayer-Ecke. Zu kurz abgewehrt, Sam mit den Nachschuss - knapp rechts vorbei.

22.: Schwaab flankt aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum. Kopfball Derdiyok - knapp am linken Winkel vorbei.

25.: Friedrich lässt sich von Allagui 20 Meter vor dem Tor abdrängen. Der Ball springt zu Szalai. Reinartz grätscht rein - Szalai hebt den Ball aus 13 Metern übers Tor.

36.: Erste Ecke Mainz. Szalai köpft aus fünf Metern wuchtig aufs Tor. Zu unplatziert - Adler hat ihn im Nachfassen.

58.: Super Pass von Allagui rechts auf Caligiuri. Der hat freie Schussbahn, legt aber in die Mitte auf Holtby und das so schlecht, dass Bayer klären kann.

70., 1:0, Ivanschitz: So einfach, so schön. Allagui zieht von rechts nach innen und nimmt damit drei Bayer-Spieler mit. Dann ein feiner Pass rechts raus auf den eingewechselten Schürrle, kein Abseits. Schürrle marschiert in den Strafraum und legt in die Mitte auf den ebenfalls gerade eingewechselten Ivanschitz - 0:1!

80.: Leverkusen kommt nochmal. Sam nimmt einen Nachschuss nach einer abgewehrten Ecke direkt - der Ball tropft oben auf die Latte.

81.: Konter Mainz. Ivanschitz rechts in den Lauf von Allagui, der scheitert an Adler.

Fazit: Naive Leverkusener ließen sich von Mainz nach starker Anfangsphase einlullen und dann eiskalt erlegen. Die Bayer-Schlussoffensive kam zu spät.

Der Star des Spiels: Sami Allagui. Weil Holtby permanent den giftigen Vidal auf den Füßen hatte, übernahm Allagui die Spielmacherrolle und machte das überaus stark. Sein Durchsetzungsvermögen gegen Friedrich sorgte für den Hallo-Wach-Effekt (22.), sein super Zuspiel auf Schürrle hatte mindestens 70 Prozent Anteil am Führungstor.

Die Gurke des Spiels: Tranquillo Barnetta. Als Linksaußen aufgeboten, hielt sich der Schweizer kaum an der Seitenlinie auf, sondern flippte überall auf dem Platz herum - ohne allerdings ins Bayer-Spiel eingebunden zu sein. Als er dann nach wirkungslosen 60 Minuten ausgewechselt wurde, stapfte er gleich trotzig in die Kabine durch.

Die Pfeife des Spiels: Felix Zwayer. Wurde mit fortschreitender Spielzeit sicherer, sparte aber sehr mit Gelben Karten. Ließ am Anfang zu viel zu, was die Spieler prompt ausnutzten. Gelb für Svensson wäre nach seinem harten Foul an Derdiyok von hinten (14.) zwingend gewesen. Sotos Halten gegen Derdiyok (22.) hätte zudem Freistoß für Bayer knapp vor dem Strafraum geben müssen.

Analyse: Passive Mainzer ließen sich zu Beginn beinahe von spielfreudigen Hausherren überrollen. Mit dem wechselnden Positionsspiel der Bayer-Offensive kamen die drei defensiven Mittelfeldspieler der 05er anfangs überhaupt nicht zurecht.

Bayer griff vor allem über rechts an, wo Fuchs mit Sam 20 Minuten lang arge Probleme hatte. Dazu tauchten Barnetta und Bender oft im Zentrum auf und sorgten dort für Unruhe. Die linke Seite ließ Leverkusen hingegen fast verwaisen, außer Kadlec schob nach vorne.

Erst mit Szalais Chance (25.) wendete sich das Blatt. Angetrieben von einem wilden Tuchel an der Seitenlinie kam Mainz besser in die Zweikämpfe und kaufte den Leverkusenern etwas den Schneid ab. Da Holtby von Vidal beschattet wurde, übernahm Allagui die Schaltzentrale. Szalai wurde beweglicher und kam zu guten Chancen.

Nach der Pause rissen die Gäste das Spiel dann vollkommen an sich und kontrollierten Ball und Gegner. Leverkusen - vielleicht etwas müde - reagierte lange nur noch auf die immer besser funktionierenden Abläufe bei Mainz. Dass Heynckes Rolfes früh raus nahm, verwunderte. Ebenso, dass Helmes fortan den Linksaußen geben musste.

Auf der Gegenseite ließ sich Tuchel lange Zeit, bis er den entnervten Holtby erlöste und Schürrle brachte - der sorgte dann aber postwendend in Co-Produktion mit dem bis dato in dieser Saison fast gar nicht zum Zuge gekommenen Ivanschitz für die Entscheidung. Erneut: Hut ab vor Tuchels Händchen.

Leverkusen - Mainz: Daten zum Spiel