"Liebesentzug" für die Fans

SID
Eine einträchtige Einheit bilden die Frankfurter und motivierten sich ohne Trainer
© Getty

Nach dem 2:0 (1:0) gegen den 1. FC Nürnberg gingen die Profis von Eintracht Frankfurt nur bis zur Strafraumgrenze auf die Fans zu, bedankten sich kurz und verschwanden dann in die Kabine. Den Heimkomplex in der Fußball-Bundesliga haben die Hessen nach fast einem halben Jahr abgelegt, doch die Versöhnung mit den Anhängern blieb aus. Die Erleichterung über die Rückkehr auf einen Nichtabstiegsplatz bedeutet bei der Eintracht allerdings noch längst keine Harmonie.

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"Die Spieler waren von der Reaktion der Fans nach dem 0:1 zuletzt gegen den SC Freiburg noch immer enttäuscht. Sie fühlten sich zu Unrecht abgestraft, deshalb sind sie nur ganz kurz zur Kurve gegangen", erklärte Eintracht-Trainer Michael Skibbe den "Liebesentzug".

Skibbe selbst war bei der Einstimmung der Mannschaft auf das Nürnberg-Spiel außen vor geblieben. Die Spieler hatten sich ohne ihren Coach auf die Partie eingeschworen. "Das war aber kein Misstrauensvotum", sagte Abwehrrecke Maik Franz: "Wir wollten uns vor der Partie einfach zusammenraufen."

Gekas mit der vierten Bude

Es half. Neuzugang Theofanis Gekas (17.) mit seinem vierten Saisontor und Kapitän Chris (88.) sorgten für den ersten Heimsieg der Hessen seit dem 3. April (3:2 gegen Bayer Leverkusen). "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagte Franz.

Allerdings gerieten die Frankfurter vor 43.100 Zuschauern in der WM-Arena mächtig ins Wanken. "Man hängt den Tabellenplatz ja nicht so einfach mit der Jacke in den Schrank", erklärte Skibbe die Verrunsicherung.

Während Franz jedoch nach dem Befreiungsschlag "kein Haar in der Suppe suchen" wollte, nahm Vorstandsboss Heribert Bruchhagen die gewohnte Rolle des Chefkritikers ein:

"Ich bin heilfroh, dass wir diesen glücklichen Sieg über die Runden gebracht haben. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn eine der vielen Nürnberger Chancen reingegangen wären", sagte Bruchhagen und war weit davon entfernt, Komplimente zu verteilen.

Schwaben und Teufel vor der Brust

Immerhin hat die Eintracht vor den beiden kommenden Auswärtsspielen beim Tabellenletzten VfB Stuttgart und Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern "Selbstvertrauen getankt", wie Chris betonte. Dabei war der Brasilianer selbst nicht restlos glücklich. "Jetzt mache ich ein Tor, und mein Sohn ist nicht im Stadion - schade", sagte Chris.

Die Nürnberger wären froh gewesen, wenn sie überhaupt getroffen hätten. Ilkay Gündogan (58.) traf aus spitzem Winkel die Latte und Mehmet Ekici (72.) den Pfosten.

"Wir hatten die Eintracht im Würgegriff. Es ist schade, dass sich die Spieler für ihre Leistung in der zweiten Halbzeit nicht belohnt haben", sagte "Club"-Coach Dieter Hecking: "Übel nehme ich dem Team nur die ersten 20 Minuten, da waren wir zu schläfrig."

Hecking ist um seine Mannschaft, die am kommenden Samstag Schalke 04 empfängt, trotzdem nicht bange: "Die jungen Spieler sind gereift. Sie haben in den vergangenen Monaten viel gelernt, als wir mit dem Rücken zur Wand standen." So weit soll es in dieser Saison gar nicht erst wieder kommen.

Frankfurt - Nürnberg: Daten zum Spiel