Hamburg und die drei Probleme

Von Stefan Rommel/Felix Mattis
Werders Torsten Frings und Ruud van Nistelrooy kämpfen um den Ball
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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder endlich wieder mit Mertesacker und Pizarro. Schaaf stellt auf 4-4-2 um, mit Almeida neben dem Peruaner. Mertesacker setzt Pasanen in der Innenverteidigung. Der zuletzt ganz schwache Silvestre auch wieder von Beginn an. Bargfrede und Arnautovic erneut nur auf der Bank.

Der HSV mit zwei Änderungen im Vergleich zum 1:3 gegen Wolfsburg: Pitroipa und Petric müssen raus, dafür beginnen Rincon und Elia.

25., 1:0, Marin: Übler Ballverlust von Westermann, der HSV in der Vorwärtsbewegung. Pizarro raus auf marin, der von halblinks zur Mitte flanken will. Demel hat den Fuß dazwischen, vom Oberschenkel des Ivorers fliegt der Ball über Rost hinweg ins lange Eck.

27.: Marin zieht rechts in den Strafraum und wird von Westermann gelegt - da kann man schon Elfmeter geben. Und dann kommt auch noch Rost heran gegrätscht und legt nochmal nach. Die Fans flippen voll aus, Rost beschimpft Marin noch als Schwalbenkönig.

28., 2:0, Almeida: Freistoß aus dem rechten Halbfeld. Hunt bringt den Ball zur Mitte. Almeida schraubt sich hoch und versenkt den Ball aus elf Metern unhaltbar im rechten unteren Eck.

59., 2:1, van Nistelrooy: Steiler Pass auf Pitroipa, der mit Zug an Prödl vorbeigeht. Rückpass auf van Nistelrooy, der mit der Hacke am liegenden Mertesacker vorbei ins Tor trifft.

63., 2:2, Pitroipa: Eine zu kurz abgewehrte Ecke nagelt Pitroipa aus 17 Metern halbrechter Position in den linken Winkel.

85., 3:2, Almeida: Trochowski verliert den Ball im Mittelfeld, dann setzt Pizarro rechts im Strafraum Wesley ein und der zieht die Kugel flach vor den Kasten. Almeida steht völlig frei, nicht im Abseits und muss nur den Fuß hinhalten um einzulochen.

Fazit: Glücklicher Bremer Sieg gegen einen eigentlich reiferen und besseren HSV, der sich in der Defensive aber zu dumm anstellte.

Der Star des Spiels: Hugo Almeida stand nach dem 1:4 in Hannover in der Kritik, war als einer der Sündenböcke für die Bremer Krise ausgemacht. Er arbeite zu wenig nach hinten, stelle seine eigenen Interessen über die der Mannschaft. Gegen den HSV zeigte er eine entsprechende Reaktion. Zwar gelang auch ihm nicht alles, in den entscheidenden Phasen war er aber zur Stelle und sicherte den glücklichen Sieg für Werder.

Die Gurke des Spiels: Clemens Fritz sah bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung auf der rechten Seite so gut wie kein Land. Immer wieder ließ er sich von Jansen düpieren, der im Zusammenspiel mit dem quirligen Ze Robert die linke Seite der Hamburger zu deren Zuckerseite machte. Fritz wirkte pomadig und gedanklich nicht auf dem Platz. Allerdings muss man zu seiner Ehrenrettung auch sagen, dass ihm ein fester Mittelfeldspieler auf seiner Seite fehlte, der konsequent in der Defensivarbeit mithalf.

Die Pfeife des Spiels: Thorsten Kinhöfer hatte die teilweise hitzige Partie zu jederzeit im Griff. Mal großzügig, mal hart in seinen Entscheidungen - aber immer mit der richtigen Maßnahme, um zu viel Hektik und Aggressivität gleich im Keim zu ersticken.

Analyse: Das 1600. Bundesliga- und 800. Auswärtsspiel des Hamburger SV geht als eines der unglücklicheren in die Geschichte ein. Der HSV war die bessere Mannschaft, lud Werder aber förmlich zum Toreschießen ein und wurde gnadenlos bestraft.

Wieder einmal blieb der HSV deshalb in einem Derby gegen Bremen als geschlagene Mannschaft zurück, weil in der entscheidenden Phase der nötige Schuss Abgeklärtheit und auch ein wenig das Glück fehlten.

Werder dagegen darf sich beim HSV für ein unheimlich großes Stück Nachbarschaftshilfe bedanken. Ausgerechnet der HSV verhalf keinesfalls überzeugenden Bremern in einer sehr heiklen Phase zurück auf den rechten Pfad und schickte sich selbst durch eigene Unzulänglichkeiten in die Mini-Krise.

Bremen ist noch immer sehr weit von dem entfernt, was man von den Bremern kennt. Das muss aber nicht immer nur von Nachteil sein: Die Chancenverwertung, traditionell eher ein Bremer Schwachpunkt, war jedenfalls exzellent.

Trotzdem bleiben vor allem im spielerischen Bereich große Defizite. Die Selbstverständlichkeit, mit der Werder eigentlich in der Lage ist, sein Spiel aufzuziehen, ist nur ansatzweise zu sehen.

Immerhin zeigten sich einige Sorgenkinder verbessert. Silvestre spielte solide, auch wenn er mit Pitroipa große Probleme hatte. Almeida schnürte den Doppelpack, die Rückkehr von Pizarro und vor allen Dingen Mertesacker eröffnet neue Möglichkeiten.

Bremen - Hamburg: Daten zum Spiel