Rost: "Es fehlten nur noch rosa Röckchen"

Von Stefan Moser / Jan Wunder
Frank Rost führte den Hamburger SV am Millerntor ins Derby gegen den FC St. Pauli
© Getty
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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: St. Pauli mit zwei Änderungen in der Startformation. Naki und Bruns übernehmen die Positionen von Takyi und Kruse. Die vermeintlich defensivere Variante.

Der HSV mit der erwartenden Aufstellung im Mittelfeld: Trochowski muss wieder auf die Bank, der schnelle Elia soll über links kontern. Hinten rechts fällt Demel aus familiären Gründen aus, Rincon kommt dafür in die Startformation.

3.: Rincon bringt die Flanke von rechts, van Nistelrooy verpasst, aber Jansen ist wacher als Rothenbach. Mit seinem schwächeren rechten Fuß bekommt Jansen aber keinen vernünftigen Schuss aufs Tor.

8.: Starke Aktion von Pauli. Naki spielt Hennings an, der den Ball mit dem Rücken zum Tor auf Boll ablegt. Gewaltschuss aus 25 Metern. Knapp rechts am Tor vorbei.

11.: Nächste gute Chance für Pauli. Bruns köpft den Ball von rechts in den Sechzehner, wo Hennings zum Kopfball hoch steigt. Rost gerade so dran, erste Ecke. Die bringt nichts ein.

76., 1:0, Boll: Asamoah hat auf der rechten Seite zu viel Platz, spielt Doppelpass mit Rothenbach und legt quer auf Boll. Der hat plötzlich ganz viel Platz, nimmt die Kugel an und haut das Ding aus 17 Metern links unten ins Eck. Rost ist noch dran, kann aber nichts mehr retten.

87., 1:1, Petric: Van Nistelrooy blockt einen Klärungsversuch von Zambrano ab. Der Ball kommt halblinks zu Petric, der nimmt aus gut 20 Metern volley - und haut das Ding unhaltbar ins lange Eck. Traumtor.

Fazit: Erst nach der Führung für St. Pauli wachte die Partie richtig auf. Danach entwickelte sich ein echtes Derby. Ärgerlich für den Gastgeber, dass ein Sonntagsschuss kurz vor Schluss den Sieg kostet. Unterm Strich aber ein gerechtes Ergebnis.

Der Star des Spiels: Mladen Petric. Kam nach einer Stunde für den enttäuschenden Guerrero und übernahm vor allem nach dem Gegentor die Initiative. Gab mit einem emotionalen und fußballerischen Highlight drei Minuten vor Schluss die Antwort auf die Querelen in den letzten Wochen - und rettete den HSV vor einer Niederlage im Derby.

Die Gurke des Spiels: Paolo Guerrero. Nach hinten sehr diszipliniert, nach vorne aber völlig ohne Selbstvertrauen. Versteckte sich im Aufbau, trabte nur mit und spielte höchstens ein paar Sicherheitspässe. Im Duell um die Schlüsselposition im offensiven Mittelfeld damit der klare Verlierer gegen Petric. Allerdings enttäuschten gegen St. Pauli auch die beiden Außen, Elia und Pitroipa.

Die Pfeife des Spiels: Florian Meyer. Leitete das Spiel wie üblich etwas kleinlich, behielt dabei aber in der Regel eine klare Linie. Keine größeren Fehler, deutlich in der Körpersprache und der Kommunikation mit den Spielern. In der Hektik der Schlussphase manchmal etwas fahrig, insgesamt aber ein solider Auftritt.

Analyse: Der HSV begann sein Gastspiel extrem vorsichtig und kompakt: Ze Roberto und Guerrero verdichteten auf den Halbpositionen das Zentrum, die Außen hielten in der Rückwärtsbewegung diszipliniert die Positionen, Jarolim gab nah an der Viererkette den alleinigen Sechser. Das Hauptaugenmerk galt der defensiven Ordnung und dem Verhindern von Kontern. Nach vorne beschränkten sich die Bemühungen in der ersten Hälfte auf einige lange Bälle Richtung van Nistelrooy.

Auch St. Pauli war die Angst vor entscheidenden Fehlern anzumerken. Dennoch investierten die Gastgeber deutlich mehr ins Spiel und erarbeiteten sich klare Feldvorteile. Der große läuferische Aufwand blieb gegen die konzentrierte und in der Regel souveräne HSV-Abwehr aber meistens ohne Ertrag. Angemessenes Ergebnis zur Pause: Null zu Null.

Auch zu Beginn der 2. Hälfte lautete die Devise: Lauern auf Fehler. Den ersten machte der HSV, als er im Zentrum kurz die Ordnung verlor: Boll nutzte den Platz zur verdienten Führung für den St. Pauli.

Veh reagierte, brachte mit Trochowski und Choupo-Moting unmittelbar zwei neue Offensivkräfte - und Hamburg fing plötzlich an, Fußball zu spielen. Die Partie legte deutlich an Tempo zu, erst jetzt wurde es ein "echtes" Derby. Am Ende aber war es eine spektakuläre Einzelaktion von Petric, die den Ausgleich brachte. Ein emotionales und fußballerisches Highlight zum Schluss - und ein gerechtes Ergebnis für beide Mannschaften.

St. Pauli - Hamburg: Daten zum Spiel