Schalke mit schlotternden Knien ins Finale

SID
Keine rosigen Aussichten: Manuel Neuer und Co. müssen vor dem Pokalfinale wieder in Form kommen
© Getty

Sechs Niederlagen in Folge - die Saison endete für Schalke 04 ganz schlecht und auf Rang 14. Vor dem DFB-Pokal-Finale gegen Duisburg muss die derzeit emotionslose Mannschaft dringend den Schalter umlegen.

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Nach der schlechtesten Bundesliga-Saison seit 17 Jahren geht Schalke 04 mit schlotternden Knien ins DFB-Pokal-Finale gegen den Außenseiter MSV Duisburg.

Sechs Pflichtspiel-Niederlagen in Serie lassen vor dem Endspiel am kommenden Samstag in Berlin die Angst vor der "Krönung" einer chaotischen Saison wachsen - und Sportdirektor Horst Heldt rechnete schonmal kräftig mit seinen Profis ab.

"Emotionsloser Saisonabschied"

"Die Mannschaft hat sich emotionslos aus dieser Saison verabschiedet", stellte Heldt nach dem 1:2 (0:1) beim 1. FC Köln fest und ergänzte mit Blick auf das Duell mit dem Zweitligisten Duisburg: "Ich hoffe, dass sie es hinbekommt, den Schalter umzulegen. Ich habe das als Spieler nie geschafft."

Die vor wenigen Wochen noch sensationell ins Champions-League-Halbfinale gestürmten Schalker präsentierten sich zumindest 70 Minuten lang dermaßen schlecht, dass Heldt Absicht vermutete.

"Offenbar hat die Mannschaft einen Masterplan aufgestellt und sich in den letzten Wochen ausgeruht", sagte er mit beißender Ironie.

So schlecht wie 93/94

14. und damit Fünftletzter - zuletzt war Schalke 1993/94 so schlecht. "Dieser Tabellenplatz ist die Wahrheit", stellte Heldt fest: "Wir sind in keiner Phase der Saison unseren Ansprüchen gerecht geworden."

Die Mannschaft habe die Chance, mit einem Pokalsieg die Saison zu retten. "Mit so einer Leistung wird es aber schwierig", sagte Heldt aber: "Duisburg kann befreit aufspielen, und wir haben alles zu verlieren. Aber wir müssen diesen Pokal einfach holen, denn wir wollen international spielen."

Doch in den letzten Wochen geht nichts mehr bei den Königsblauen. Beinahe wehrlos schenkten sie die letzten Saisonspiele ab, die Demontage beim 0:2 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United scheint ein echter Knackpunkt gewesen zu sein.

Ratloser Ralf Rangnick

Kapitän Manuel Neuer verließ das Stadion nach seinem wohl letzten Bundesliga-Spiel im Schalker Trikot kommentarlos, und sogar der so furios gestartete Trainer Ralf Rangnick ist inzwischen ratlos.

"Ich habe keine Erklärung, warum die Mannschaft in der ersten Halbzeit so schlecht war. Vor dem Spiel habe ich sie noch eingeschworen", sagte der Coach. Für einen Pokalsieg müsse sein Team "den Hebel umlegen und sich anders präsentieren".

Köln: Versöhnlicher Saisonabschluss

Für Köln endete eine ebenfalls chaotische Saison mit unzähligen Hochs und Tiefs trotz unzähliger Protest-Plakate gegen den Vorstand versöhnlich. Nach neun Siegen aus den letzten zehn Heimspielen belegte der FC sogar Rang zehn in der Abschlusstabelle - so erfolgreich war er zuletzt vor zehn Jahren.

Milivoje Novakovic beendete die Spielzeit nach seinem 17. Saisontreffer zum 1:0 (25.) als drittbester Torschütze der Liga, und schließlich gelang dem FC anscheinend ein echter Trainer-Coup.

Der Norweger Stale Solbakken, der den kleinen FC Kopenhagen ins Champions-League-Achtelfinale geführt hatte, wird ab Sommer mit einem Zweijahresvertrag den brisanten Job am Geißbockheim übernehmen.

"Daran, dass wir in einer Saison mit so viel Unruhe Zehnter geworden sind, erkennt man, welche Qualität da ist", sagte Kapitän Lukas Podolski, der große Hoffnungen in Solbakken setzt: "Ich bin sicher, dass in der neuen Saison noch einige Plätze mehr drin sind."

Horstmann lobt Volker Finke

Für den versöhnlichen Abschluss sorgte auch Sportdirektor Volker Finke, der trotz aller Anfeindungen nach dem Rücktritt des beliebten Trainers Frank Schaefer neun Punkte aus drei Spielen als Interimscoach holte.

Geschäftsführer Claus Horstmann lobte Finke, der sich "auf einen Feuerstuhl" gesetzt habe, "obwohl er genau wusste, wenn es schief gegangen wäre, wäre eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr zielführend möglich gewesen".

Den finalen Sieg hatte letztlich Mato Jajalo mit einem 30-Meter-Kracher gesichert (60.), Schalke war nur noch der Anschlusstreffer durch Raúl gelungen (87.).

Köln - Schalke: Daten zum Spiel

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