Geldstrafe und Abmahnung für Diego

Von Haruka Gruber / Bastian Strobl
Felix Magath bejubelt vor dem Gäste-Block mit den VfL-Fans den Klassenerhalt
© Getty

Um 17 Uhr stand der VfL Wolfsburg vor dem Abgrund - doch dann gelang Felix Magaths Team bei 1899 Hoffenheim das wundersame Comeback und der Klassenerhalt. Obwohl - oder weil Diego mit seiner Flucht für einen unvergleichbaren Eklat sorgte? Der Spielmacher wird zu einer Geldstrafe im fünfstelligen Bereich verdonnert und erhält eine Abmahnung.

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Nachbetrachtung:

Die spontane Hotelflucht kommt Diego teuer zu stehen. Der brasilianische Spielmacher wurde vom VfL Wolfsburg für seine Disziplinlosigkeit vor dem letzten Saisonspiel bei 1899 Hoffenheim zu einer Geldstrafe im fünfstelligen Bereich verdonnert und erhält eine Abmahnung.

Weitere Konsequenzen könnten für Diego in den kommenden Wochen folgen. "Er wird erst eine Geldstrafe geben, dann eine Abmahnung. Alles weitere müssen wir sehen", sagte Magath. "Er hat keine Erklärung für sein Verhalten abgegeben. Ich habe aber auch keine eingefordert."

Die 90 Minuten zuvor waren ein Konzentrat aus 34 Spielen mit der gesamten emotionalen Bandbreite des Fußballs. Als um 16.38 Uhr im 333 Kilometer entfernten Dortmund Sebastian Rode das 1:0 für Eintracht Frankfurt erzielte (46.), war in Sinsheim der VfL Wolfsburg noch perplex ob des Ereignisses 90 Sekunden zuvor.

Roberto Firmino hatte die gastgebenden Hoffenheimer in Führung geschossen (49.) und dafür gesorgt, dass die Wölfe in der virtuellen Tabelle auf den vorletzten Platz abstürtzen. Auch weil Mönchengladbach, dem dritten Konkurrenten im Abstiegskampf, bereits Ende der ersten Hälfte in Hamburg das 1:0 durch Juan Arango (41.) gelungen war.

Selbst als Mario Mandzukic um 16.47 Uhr für Wolfsburg zum 1:1 ausglich (60.), war die Mannschaft von Felix Magath abgestiegen.

Doch eben jener Mandzukic machte sich zu einem der Helden der Saison, als er um 17.01 Uhr nach einer Dejagah-Ecke hochsprang und das 2:1 köpfte (73.) - während Dortmunds Barrios fast zeitgleich mit dem 1:1 den Frankfurtern den Stoß versetzte (68.), von dem sich die labile Eintracht nicht mehr erholen sollte.

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Wofsburg sprang zurück von 17 auf 15, Gladbach rutschte ab von 15 auf 16, Frankfurt von 16 auf 17. Die Rettung für den VfL und seinen Trainer Magath, der sich emotional wie selten von den Fans feiern ließ. "Es waren hoch spannende und hoch dramatische 90 Minuten. Man hat gesehen: Die Mannschaft wollte eigentlich, aber sie wussten nicht so recht, wie. Aber als wir schon fast abgestiegen waren, haben wir gezeigt, was wir können", sagte Magath. "Es war letztendlich ein Abbild der Saison."

Es hatte eine charmante Note, dass ausgerechnet ein Spieler wie Mandzukic den Klassenerhalt sicherte. Mandzukic, der sich unter Magaths Vorgänger Steve McClaren lange missverstanden und falsch bewertet fühlte, weil er statt im Sturm auf links außen eingesetzt wurde und dort enttäuschte. Er klagte dennoch nicht öffentlich.

Damit ist er das Wahrzeichen der Wolfsburger Rettung - während sich Diego mit seiner beispiellosen Flucht für immer in Wolfsburg disqualifizierte.

"Das war natürlich nicht im Sinne der Mannschaft. Wir mussten das auf dem Platz ohne ihn hinkriegen", sagte der fassungslose Mitspieler Sascha Riether, der jedoch in der Verfehlung eine mögliche Erklärung für das Comeback erkannte: "Vielleicht hat uns das auch noch enger zusammengeschweißt."

Am Sonntagmorgen nahm Diego am halbstündigen Trainingsspielchen zum Saisonausklang teil. Besonders eingebunden war er in die Aktionen seiner Teamkollegen allerdings nicht, auch wenn Nationalspieler Arne Friedrich Rückendeckung gab.

"Er hat sich bei mir für sein Verhalten per SMS entschuldigt", sagte der Abwehrspieler. Vor der Mannschaft sprach Diego allerdings nicht mehr und trat wie alle anderen Profis nach dem Training seinen Urlaub an.

 

Reaktionen:

Arne Friedrich (VfL Wolfsburg): "Was heute hier abgegangen ist, bei jedem einzelnen von uns, das kann man gar nicht mehr nachvollziehen. Für mich ist es das zweite Jahr, dass ich gegen den Abstieg spiele. Meine Nerven sind am Ende. Wir haben letzte Woche wichtige Punkte liegen lassen und in Hoffenheim waren wir auch zwischenzeitlich abgestiegen. Viel mehr hardcore geht nicht."

Marcel Schäfer (VfL Wolfsburg): "Es war in den letzten Wochen und Monaten eine riesige nervliche Belastung. Die Nächte waren kurz. Man konnte immer nur wenig schlafen. Uns ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen."

Trainer Marco Pezzaiuoli (1899 Hoffenheim): "Es ist schade, dass wir die Saison mit einer Niederlage abgeschlossen haben. Schließlich hätten wir mit einem Sieg die Möglichkeit gehabt, die beste Rückrunde unserer Bundesligageschichte zu spielen. Aber immerhin haben wir mehr Punkte geholt als im letzten Jahr. Aber ingesamt war die Partie ein Spiegelbild der Saison, denn wir haben einmal mehr unsere Tore nicht geschossen und damit den Deckel nicht auf den Topf bekommen."

Hoffenheim - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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